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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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küßte sie, ohne daß sie sich dagegen sträubte. Sie befand sich wie in einem seligen Traum, aber der Traum weckte selbst sie auf.
    „Genug, genug!“ bat sie. „Und nun ade!“
    „Ade, meine Fee, meine Sonne, ade!“
    Sie ging fort, jetzt rascher als vorher, nach Hohenwald zu. Er blieb stehen und blickte ihr nach, bis sie verschwunden war.
    „Soll ich ihr nach?“ fragte er sich. „Soll ich forschen, wer sie ist? Nein! Sie will es nicht, und das ist Ehrensache für mich. Will Gott, daß ich sie wiedersehe, so wird es sich schicken. Sein Wille mag geschehen.“
    Er suchte den bereits erwähnten Fußpfad auf und stieg langsam, langsam wieder den Berg hinan. Wie schnell war es vorher gegangen, als er demselben Weg gefolgt war, um dem Gewitter zu entgehen. Und nun war es ihm zumute, als ob er eine schwere, schwere Last zu tragen habe. Die Füße wollten gar nicht vorwärts gehen.
    Wenn er geglaubt hatte, daß Milda wirklich nach Hohenwald gehen werde, so hatte er sich geirrt. Sie ging nur so weit, bis sie hinter einer Straßenkrümmung seinem Auge verschwunden war und trat dann unter die Bäume. Sie wollte sehen, ob er ihr folgen werde. Sie schlich sich im Schutz der Bäume zurück und bemerkte, daß er es ehrlich gemeint habe. Er entfernte sich in der von ihm angegebenen Richtung, und nun konnte sie umkehren, um nach Steinegg zu gehen.
    Sie kam gar nicht weit, so wurde sie angerufen, und zwar von dem Wurzelsepp.
    Dieser hatte, wie bereits erwähnt, von dem Bahnhof zu Steinegg nach Hohenwald gewollt, doch war er unterwegs zu der Überzeugung gekommen, daß das Gewitter eher losbrechen werde, als er das Ziel erreichte. Darum hatte er sich nach der Waldhüterhütte gewendet und dort ein Unterkommen gefunden. Kurz vor Ausbruch des Gewitters war die Bürgermeisterin dort angekommen und hatte erzählt, daß Milda auf der Straße auf sie warte. Der Sepp war nun eiligst nach derselben gelaufen, um das Mädchen herbeizuholen, hatte aber vergeblich gesucht. Er hatte annehmen müssen, daß die junge Schloßherrin sich beeilt habe, nach Steinegg zu kommen, und kehrte also nach der Hütte zurück.
    Dort wurde das Ende des Gewitters abgewartet, und dann führte der Sepp mit dem alten Waldwärter die Bürgermeisterin nach der Straße und eine ziemliche Strecke weit auf derselben fort. Als sie dann zurückkehrten, hörten sie seitwärts Stimmen im Wald.
    „Na“, meinte der Wärter, „wer jetzund hier im Wald ist, der hat halt das Gewittern mit durchmachen mußt und wird ausschaun wie eine badete Maus. Wollen also doch mal schaun, wer das sein wird.“
    „Du, halt! Das ist ja doch wohl eine Frauenzimmernstimmen. Nicht?“
    „Ja, das klingt grad so, so fein.“
    „Und – sakra! Diese Stimmen kenn ich schon! Das ist der Milda ihre Stimmen. Sie redet mit einem. O jerum! Die hat also noch im Wald steckt, bei dem Gewittern. Komm daher hinter die Bäumen. Wollen schaun, mit welcher Gesellschaft sie kommt.“
    Sie versteckten sich, und einige Augenblicke später trat Milda mit Rudolf auf die Straße hervor.
    „Du, kennst den?“ flüsterte der Wärter.
    „Ja“, antwortete der Sepp. „Es ist der Frau Sandauen in Eichenfeld droben ihr Sohn, ein braver Kerlen.“
    „Aber die beiden sind halt gar nicht naß.“
    „Eben! Wie kommt denn das? Sie haben irgendwo steckt, wo der Regen nicht hinkommt hat, vielleicht –“
    „Pst! Halts Maul jetzunder! Ich glaub halt gar, die nehmen sich noch beim Schopfi und Kopfi!“
    „Wohl nicht!“
    „O geh! Die Gesichterl schaun ganz so aus! Und – da siehst's! Jetzunder hat er sie bereits bei denen Händen!“
    „Ja, aber sie geht fort! Schau!“
    „Und er bleibt stehen. Wie barmherzig er ihr nachblickt. Horch! Er will halt gar eine Apfelsinen von ihr haben!“
    „Dummkopf! Melusine hat er sagt. Hast von der noch nix hört? Das ist eine schöne Frauen gewiß, welche halb Fisch und halb Madame gewest ist, und nachher – Donnerwettern!“
    „Na, da hast's!“
    „Jetzt habens sich geschmatzt!“
    „O jerum! Wenn das unsereinem auch mal so passieren tät!“
    „Du hättst wohl auch das richtige Geschicken dazu! Schau, jetzt gehen 's voneinander!“
    „Ja, er den Berg hinauf und sie nach rechts. Aber sie tut nur so. Sie kommt sichern wieder retour, und da will ich mich sehen lassen. Mach dich also fort in deine Hütten. Du wirst nicht mehr braucht.“
    „Ja, wann der Gaul seine Arbeiten tan hat, so erhält er die Peitsch auf den Leib. Jetzt willst wohl die Baronessen

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