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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dir nicht mal ihre Heimat und denen Namen, obgleich du ihr das Leben gerettet hast. Ich möcht nix von ihr wissen.“
    „Du irrst dich. Die Dame besitzt ein ganz ausgezeichnetes Herz.“
    „Und wohl auch ein hübsches Gesichterl?“
    „Sie ist allerdings sehr schön.“
    „Da hat man es! Wann so ein Dirndl die Nase abwärts hat und das Maul quer drunter, nachher ist sie gleich schön und hat auch ein gutes Herz. Zu meiner Zeit, damals, als ich noch jung war und ein sakrischer Bub, da ist's doch ganz anderst gewest. Da haben wir viel mehr Ansprüchen macht. Wann da eine hat für schön gelten wollen, so hat's Backen haben mußt wie die Fliegenpilzen, Zähnen wie die Perlen, Lippen wie die Leberwürsten, Augen wie ein Spitzbub, und tanzen hätt's können mußt wie eine Spindel am Rad. Jetzunder aber ist das alles ganz anderst worden. Jetzt ist halt eine jede sogleich ein Bild von Schönheit, wenn's nur nicht bucklig ist und nicht lahm oder taub. Geh nur weg! Ihr könnt mir gestohlen werden mitsamt euren Dirndln. Warum hab ich nicht heiratet? Warum bin ich ledig blieben, he?“
    „Nun, weshalb?“
    „Weil's selbst dazumalen keine geben hat, die hübsch genug gewest ist für den Wurzelsepp. Und jetzunder ist's nun gar gefehlt.“
    „Ja“, lachte Rudolf, „jetzt möchtest du nun wohl heiraten, bekommst aber keine.“
    „Ich? Keine bekommen? Mehr als du! Laß dir erst den Schnurrbarten wachsen, bevor du so was sagst! Bist noch kaum aus dem Ei und willst so gesetzte Leutln, wie ich eins bin, zum Narren machen. Das sieht eine und ist auch sofort verliebt in sie. Schäm dich doch für einige Groschen. Wie alt ist's denn wohl gewest, dieses Dirndl?“
    „Achtzehn.“
    „Nun, das ist noch nicht zu alt. Da kann's halt wohl warten, bis du's wieder funden hast.“
    „Das soll wohl nicht sehr lange währen. Ich verlasse mich da ganz auf dich.“
    „So! Ja, was die gelehrten Herren nicht selber fertigbringen können, das soll der Sepp machen. Was aber hat er davon?“
    „Du sollst dich nicht umsonst bemühen.“
    „Schau, das klingt nicht übel. Was gibst mir wohl, wann ich das Dirndl find?“
    „Wieviel verlangst du?“
    „Gibst zwanzig Mark?“
    Da blieb Rudolf stehen, schüttelte den Kopf und antwortete:
    „Sepp, du weißt, daß ich nicht so viel übrig habe.“
    „So gibst zehn.“
    „Die könnte ich vielleicht zusammenbringen. Aber wie ich dich kenne, machst es mir auch einstweilen umsonst. Später kann ich dir dankbar sein. Du hast mir bereits größere Gefallen getan, als der ist, um welchen ich dich jetzt bitte.“
    „Meinst? Na, das soll eine Reden sein. Ja, ich kenn dich bereits, seit du mit der Muttern von dem Amerika herüberkommen bist. Du warst stets ein braves Buberl und wirst auch ein braver Mann werden. Aber laß dich warnen, Rudolferl, laß dich warnen!“
    „Wovor?“
    „Vor denen Teufeln, die aus den Augen eines hübschen Dirndls schauen. Wann man zu denen hineinblickt, dann ist die Teufelei sofort fertig. Ein verliebter Bursch ist nur ein halber Bursch. Und grad du mußt nüchtern sein, denn du brauchst den ganzen Kopf, um zu werden, wast werden willst.“
    „Verliebt? Das bin ich nun freilich nicht.“
    „So? Was sonst?“
    „Ich interessiere mich für die Dame.“
    „Ach? Und bist nicht verliebt? Höre mal, wann man sich einmal verinteressiert, nachher ist's mit der Liebe auch gleich da. Ich hab mich auch mal für eine verinteressiert, und da zählt mein altes Herz noch heutigentags die Interessen, obgleich es das Kapital doch gar nicht bekommen hat. Ich will dir den Gefallen erweisen und nach dem Dirndl forschen; aber wann ich's nicht find, so mußt halt tun, als obst's gar nie gesehen hättst. Das sind so kleine Abenteuern, die ein jeder mal derlebt. Deshalb aber darf man nicht sogleich bis unters Dach hinaufi in Brand geraten. Verzähl mir jetzunder lieber, wie es dir drin in dem Italien ergangen ist.“
    „Nach Verhältnissen gut. Ich habe tüchtig studiert und gearbeitet und auch Bekanntschaften geschlossen, welche mir später von Vorteil sein können, und – aber, da fällt mir bei dem Wort Bekanntschaft eine Begegnung ein, welche ich heut in Steinegg hatte. Ich vermute, daß du auch dort bekannt bist?“
    „So wie hier.“
    „Dennoch aber werde ich mich vergeblich an dich wenden, denn der betreffende Herr schien fremd in Steinegg zu sein.“
    Er erzählte sein Zusammentreffen mit dem Baron von Alberg. Der Sepp sagte zunächst gar nichts dazu. Er schritt in Gedanken neben

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