Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
auf. „Ehrlicher plagt! Wie meinen 'S das etwa? Bin ich nicht ehrlich?“
    „Werf ihn hinaus, Vater!“ sagte der Sohn.
    „Vom Hinauswerfen kann keine Rede sein“, meinte der Zigeuner. „Ich habe nur im allgemeinen gesprochen und keinen Namen genannt.“
    „Aber wann ich's nun auf mich beziehe?“ rief Klaus.
    „So sind Sie selber schuld. Ein ehrlicher Mann bezieht niemals ein solches Wort auf sich. Wer sich getroffen fühlt, der hat einen Grund dazu.“
    „Wollens damit etwa sagen, daß ich einen Grund hab? Das will ich mir verbitten!“
    „Ich hab gar nichts gesagt, was Sie beleidigen könnte.“
    „Aber unverschämt ist's, überhaupt hier mit solchen Redensarten zu kommen! Und da werd ich nun grad meine Erlaubnis nicht geben. Es wird also hier im Ort keine Vorstellung abgehalten.“
    „Ich glaube nicht, daß Sie mir die Erlaubnis verweigern können. Ich habe meine Konzession bezahlt, gebe meine Steuern und habe die Berechtigung, aufzutreten, wo es mir beliebt. Eine Verweigerung müßte da einen sehr triftigen Grund haben.“
    „Den hat sie.“
    „Welchen?“
    „Das ist meine Sache!“
    „Wenn Sie ihn mir nicht nennen, werde ich mich bei der Behörde über Sie beschweren.“
    „Dagegen habe ich nix. Die Behörden wird mit solchem Volk nicht viel Sperenzen machen. Hier sind Ihre Papiere. Machen 'S nun, daß Sie hinauskommen.“
    Der Zigeuner steckte die Legitimation zu sich und sagte in ruhigem Ton:
    „Sie werden es bereuen, daß Sie mir die Erlaubnis verweigern. Wenn Sie wüßten, was ich alles aufführe, würden Sie sich und den hiesigen Einwohnern einen so hohen Kunstgenuß nicht versagen.“
    „Von dera Kunst mag ich nix wissen. Was wird's sein als ein paar Kartenkunststücke.“
    „Oh, es ist noch viel mehr! So führe ich zum Beispiel eine höchst interessante Pantomime auf, welche den Titel führt ‚Die beiden Müller‘. Es ist das eine Leistung mit Feuerwerk und wahrhaft großartigem Schlußeffekt.“
    „Die beiden Müllern? Machen 'S sich nicht lächerlich! Was wollen 'S von dera Müllerei verstehen?“
    „Ein Müller brauche ich nicht zu sein. Übrigens hat das Stück einen ausführlicheren Titel. Es heißt eigentlich: ‚Die beiden Müller oder die keusche Bojarenfrau oder –‘“
    „Bojarenfrau!“ rief der Müller, ihn unterbrechend. „Was wissen 'S von Bojaren?“
    „Ich stamme von der unteren Donau. Der Titel lautet weiter: ‚oder der Schloßbrand bei Slatina‘.“
    Der Müller wurde leichenblaß. Er stützte sich mit den Händen auf den Tisch.
    „Slatina!“ sagte er. „Sie kennen Slatina?“
    „Sehr gut.“
    „Wann waren 'S dort?“
    „Als das Schloß brannte, welches in der Nähe liegt. Der Name desselben tut nichts zur Sache.“
    „Das kenne ich nicht. Ich weiß nix davon.“
    „Das glaube ich. Wie sollte der Silberbauer von Hohenwald nach Slatina kommen? Aber grad darum sollten Sie sich mein Stück ansehen.“
    „Was ist's denn für eins?“
    „Es behandelt ein Ereignis, welches bisher noch sehr unaufgeklärt ist. Bei Slatina liegen zwei Mühlen, welche zum Schloß gehören. Die beiden Müller waren Deutsche. Der Schloßherr war gestorben. Die Herrin war jung und schön. Sie kam oft mit ihrem Söhnchen herab an den Fluß, an welchem die Mühlen lagen. Die beiden Müller verliebten sich in sie.“
    „Donnerwetter!“
    Er ließ sich in den Stuhl niederfallen. Seine Augen ruhten groß und erschrocken auf dem Zigeuner.
    „Nicht wahr, es ist interessant?“ fragte dieser.
    „Ja“, stieß der Bauer hervor. „Erzählen 'S weiter!“
    „Das kann ich nicht, weil das Ereignis eigentlich geheim bleiben muß, bis meine Pantomime die Aufklärung bringt. Nur einige Andeutungen kann ich geben. Es kommt ein Zigeuner vor, welcher Barko heißt.“
    „Alle Teufeln!“ rief der Bauer.
    „Der holt des Nachts den Knaben aus dem Schloß.“
    Der Bauer nahm alle seine Selbstbeherrschung zusammen, um ruhig zu erscheinen.
    „Weiter!“ sagte er.
    „Dann überfallen die beiden Müller die Bojarin.“
    „Die schlechten Kerlen.“
    „In der Schloßkasse war eine ganz bedeutende Summe in türkischen Goldstücken eingegangen. Dieses Geld verschwand. Die Müller teilten sich darein.“
    „Wer sagt das? Wer behauptet das?“
    „Ich und jener Zigeuner Barko.“
    „Das ist wohl eine erfundene Geschichte?“
    „Nein. Sie ist wirklich passiert. Um den Diebstahl zu verdecken, wurde das Schloß angebrannt. Die Bojarenfrau verunglückte dabei. Sie starb.“
    „Weiter,

Weitere Kostenlose Bücher