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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte. Darum hörte und sah sie ihn nicht. Er tat zwei rasche Schritte und stand vor ihr. Jetzt erkannte er sie.
    „Marth – Fräulein Klaus!“
    „Max – Herr Lehrer!“
    „Entschuldigung, daß ich Sie störe. Jedenfalls warten Sie auf jemand.“
    Sie war außerordentlich verlegen. Sie schämte sich, hier von ihm gesehen worden zu sein. Was mußte er von ihr denken! Seine letzten Worte gaben ihr den Stoff zu einer Erklärung:
    „Ja, ich wart auf den Knecht, der mit dem Wagen kommt. Ich will nach dera Stadt.“
    „So spät?“
    „Es gibt heut noch zu besorgen.“
    „Dann wünsche ich gute Reise. Gute Nacht, Fräulein!“
    „Gute Nacht!“ hauchte sie.
    Es wollte ihr das Herz abdrücken. Sollte sie ihn rufen? Nein, nein. Oh, wenn er wüßte, daß sie im Begriff stehe, fortzugehen auf Nimmerwiederkehr! Vielleicht hätte er sich umgedreht, wäre zurückgekommen und hätte ihr ein freundliches Abschiedswort gesagt. Aber durfte sie das verlangen, sie, die Tochter des Verbrechers? Nein und wieder nein und tausendmal nein!
    Jetzt stand er bereits am Haus. Da blieb er doch, wie überlegend, stehen, wandte sich um und fragte:
    „Verzeihung, Fräulein, fährt Ihr Herr Vater mit?“
    „Nein.“
    „Ist er daheim?“
    „Ja. Als ich jetzt ging, war er in seiner Stuben.“
    „Ich danke! Gute Nacht!“
    Er verschwand hinter der Ecke des Hauses. Sie schluchzte ein-, zweimal laut und konvulsivisch auf, drängte aber mit aller Gewalt den glühenden Schmerz zurück und wankte weiter.
    Droben wurde das Licht verlöscht. Als Walther nachher herabkam, war sie fort.
    Er ging hinter dem Dorf hinweg hinaus nach dem Bach, wo er den Sepp seiner wartend fand und ihm sagte, daß der Silberbauer noch zu Hause sei. Sie lagerten sich in der Nähe des Wehrs in das Gras, so daß sie jeden Nahenden, mochte er von der Mühle links oder von der Stadt rechts her kommen, deutlich sehen konnten.
    Sie hatten gar nicht sehr lange gewartet, so hörten sie von rechts her Schritte, langsam und leise.
    „Das ist er“, flüsterte der Sepp.
    „Möglich. Still!“
    Es kam näher; die Gestalt blieb am Wehr stehen.
    „Alle Teuxel, ein Frauenzimmer“, flüsterte Sepp.
    „Ja. Ist sie Ihnen bekannt?“
    „Nein.“
    „Aber jedenfalls eine Hiesige.“
    „Nein. So gekleidet geht hier keine. Sie hat das Tucherl ganz über den Kopf gezogen. Vielleicht will sie das Gesicht nicht sehen lassen.“
    „Das ist verdächtig.“
    „Mir fallt's auch auf. Da steht's und starrt ins Wehr, als ob's etwas drinnen zu suchen hätt.“
    „Sie wird doch nicht –“
    „Was?“
    „Bei Nacht so einsam hier am Wasser und so verhüllt! Ich will doch nicht hoffen –“
    „Daß sie sich ersäufen will?“
    „Ja.“
    „Hm! Dieser Gedanke ist am End nicht falsch. Soll ich sie anreden?“
    „Nein. Springt sie ja hinein, so hole ich sie heraus. Will sie nicht hinein, so brauchen wir ihr unsere Anwesenheit nicht merken zu lassen.“
    Die Frauengestalt blieb noch eine Weile stehen, dann schritt sie weiter, links hin, auf dem Mühlendamm. Dort konnte sie das erleuchtete Fenster sehen, hinter welchem der König das Manuskript Walthers las. Es war ganz dasselbe Fenster, in welches vor Jahren der Silberbauer in ehebrecherischer Absicht gestiegen war. Die Gestalt setzte sich auf den Damm nieder, starrte lange, lange in das Fenster und ließ dann den Kopf in die Hände und mit diesem nieder auf die Knie sinken. Sie weinte, weinte leise, aber anhaltend, immerfort.
    Nach langer Zeit erhob sie den Kopf und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    „Heiner, Heiner!“ flüsterte sie. „Wie hab ich mich an dir versündigt, und doch bist du es gewesen, den ich wirklich geliebt habe! Ich war jung und leichtsinnig, der Klaus verstand es, mich zu betören. Du wurdest unglücklich und ich auch. Oh, ich bin noch viel, viel elender geworden als du, denn du bist rein, und ich trage meine Schuld und meine Schande mit mir herum.“
    Sie weinte wieder. Dazwischen hinein erklang es leise jammernd:
    „Meine Kinder! O Gott, o Gott! Ich muß sie wiedersehen, sonst sterbe ich vor Sehnsucht. Sie sehen und ihnen nicht sagen dürfen, daß ich die Mutter bin. Mein Herr und mein Gott, du strafst hart, aber gerecht!“
    Die Jammernde war die Frau, welche mit dem Seiltänzer im Dorf angekommen war. Als dieser vom Silberbauer zurückkehrte, hatte er sie in der Scheune aufgesucht, um ihr den Erfolg seiner Unterredung mitzuteilen. Dann hatte er sich in die Gaststube begeben, um sich den anwesenden

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