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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bevor ich geh, will ich dir den Rat geben, der der einzige ist: Mach gut, wast bös macht hast. Geh ins Gericht und verzähl da alles, wast auf dem Gewissen hast. Gib alles wiederum her, was dir nicht gehört. Nachher bist die Schuld los, und ich kann wieder deine Tochter sein und zu dir ins Gefängnis kommen und dich trösten.“
    „Nun hör jetzt auf! Wannst noch so ein Wort sagst, schließ ich dich in deine Stuben ein und laß dich ein ganzes Jahr lang nicht wieder heraus!“
    „So weit soll's nicht kommen. Ich schweig. Aber wie bei mir der Herrgott anklopft hat, so daß ich anderst worden bin, so wird er auch dir ins Herz hinein greifen. Wannst nicht selber Buße tust, so wird er dich mit seiner Gerechtigkeit fassen, ehe du es dacht hast, vielleicht schon morgen oder gar heut bereits. Er läßt sich nimmer verspotten, und wer das Herz hat, eine Sünd zu tun, der soll auch den Mut haben, dieselbe zu bekennen. Ich bitt dich von ganzem Herzen und aus dem tiefsten Grund meiner Seele heraus, daßt jetzt –“
    „Schweig!“ brüllte er, indem er aufsprang und die Hand ballte. „Wannst noch ein einzig Wort sagst, so schlag ich dich nieder, du Lumpendirn, du!“
    „Gut, ich schweig! Leb wohl, Vater! Der liebe Gott behüt dich vor der ewigen Verdammnis und vor dera Höllen. Ich werd alle Tag und alle Stund zu ihm bitten, daß er dich erlös aus dem Fallstrick, in demst gefangen bist. Leb wohl!“
    „Fahr selbern in die Höllen!“
    Er ergriff die Tür, welche sie geöffnet hatte, und warf sie hinter ihr ins Schloß, daß alles krachte. Er war vollständig überzeugt, daß dieses Abschiednehmen gar nichts zu bedeuten habe. Sie befand sich in Aufregung und würde wohl bald wieder ruhig werden.
    Sie begab sich nach ihrem Zimmer. Dort sank sie weinend und betend in die Knie. Lange lag sie da, ehe sie sich wieder erhob und einen Kasten der Kommode öffnete. Sie packte ein wenig Wäsche ein und steckte das Geld, welches sie grad besaß, zu sich. Dann öffnete sie ein kleines Kästchen und nahm einen einzelnen Handschuh aus demselben. Ihn an die Lippen drückend, sagte sie schluchzend:
    „Max, Max, wannst wissen tätst, wie ich meinen Hochmut büßen muß! Das ist so schnell kommen, und auch alles zugleich, so viel, daß es mich schier zerdrücken will. Ich hab gar nicht wußt, wie lieb ich dich hab. Ich hab denkt, du bist so viel tief unter mir. Und nun bin ich die Tochter des Verbrechers und kann gehn, um mich da zu verbergen, wo kein bekanntes Aug mich sehen kann. Damals, auf dem Maskenfest, hast mich um den Handschuh gebeten und mir diesen dafür geben. Jetzt nehm ich ihn mit. Es ist das einzige, was ich wirklich mein eigen nennen kann. Wie gern, wie so gern möcht ich jetzt die Frau des armen Dorfschullehrers sein, aber ich bin auch das nicht wert. Ich muß gehen und verschwinden. Ich muß Buße tun für den Vater, damit Gott nicht mit ihm ins Gericht geh. O Mutter, Mutter, warum bist mir hinweggestorben! Warum hab ich überhaupt eine Mutter gehabt! Mir wäre besser, wann ich gar nimmer geboren worden wär!“
    Sie steckte die Wäsche in eine kleine Tasche und ging, gleich wie sie war. Weder auf der Treppe noch im Hausflur begegnete ihr jemand. Sie kam ganz unbemerkt auf den Dorfweg und ging denselben fort, in der Richtung nach der Stadt. Dabei kam sie beim Eschenbauer vorüber. Sie wußte, daß der Lehrer da wohnte. Sie kannte auch die Fenster seiner Wohnung; diese waren erhellt.
    „Er ist daheim“, flüsterte sie. „Wann ich ihn nur noch mal sehen könnt, nur ein einziges Mal, nur seinen Schatten wenigstens.“
    Sie stellte sich an den gegenüberliegenden Zaun und blickte beharrlich hinauf. Es wollte sich kein Schatten sehen lassen. Das hatte seinen Grund, denn Walther war nicht daheim. Er war für einige Augenblicke hinüber zum Heiner gegangen, um dessen Sohn, welcher sich allein befand, noch einige Kleinigkeiten zu bringen, welche zur Anfertigung des projektierten Bildes notwendig waren. Dann wollte er Abendbrot essen und sich nachher hinaus nach dem Wehr begeben, wie er mit dem Wurzelsepp verabredet hatte.
    Der Weg, welchen er von der Flachsdörre nach Hause zu gehen hatte, führte an dem Zaun hin. Er war grasig, und so waren Walthers Schritte kaum zu hören. Als er um die Zaunecke biegen wollte, blieb er überrascht stehen. Er sah eine weibliche Gestalt, welche starr nach seinen Fenstern emporblickte.
    Sie bewegte sich nicht. Sie war so in ihr Leid versunken, daß sie für Äußeres gar keinen Sinn

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