68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
nicht, wenst meinst.“
„Der eine ist der Herr Schulmeistern und der andere der Herr Ludwigen. Weißt, das sind zwei Kerlen, die haben schon Haaren auf denen Zähnen. Ich werd mit ihnen reden, und wann ich dich wiedern treff, so glaub ich, daß ich dir einen guten Trost sagen kann. Jetzt nun geh, Anna, und schau deinem Buben recht ins Aug hinein. Nix kann einer Muttern mehr Zuversicht und Mut geben, als wanns sich ihn aus dem Aug des Kindes holt.“
Er gab ihr die Hand. Sie zog das Tuch weit ins Gesicht herein, um von etwaigen Begegnungen nicht erkannt zu werden, und war bedacht, auf Umwegen in den Hof und in die Scheune des Gasthofes zu gelangen. Der Sepp setzte, in sehr ernste Gedanken versunken, seinen Weg fort.
An der Mühle traf er mit dem Heiner zusammen, welcher von der anderen Seite herbeikam. Er war von der Stadt aus gradewegs durch den Wald gegangen, um Herrn Ludwig eher melden zu können, daß er die Depesche aufgegeben habe.
Als die beiden in die Mühle und dann in die Stube traten, saßen die andern bereits an mehreren Tischen, welche zusammengeschoben worden waren. Die Fenster waren geöffnet, damit die würzig-kräftige Waldluft hereindringen könne, und der Raum erglänzte von einer Sauberkeit, welche man in den meisten Mühlen vergebens suchen würde.
Soeben trat die alte Barbara herein, mit einer ungeheuren, braunen irdenen Schüssel in den fetten Händen. Ihr Gesicht glühte vor Anstrengung und Entzücken, einmal solche Gäste bei sich versammelt zu sehen.
„Wo bleibst aber doch nur, Sepp!“ zürnte sie scheinbar, die Schüssel auf den Tisch setzend. „Wann man auf euch warten wollt, so würd das ganze, schöne Zumittagsdineh über dem Feuern verderben. Ihr Mannsbildern wißt gar nicht, was so ein Essen zu bedeuten hat, wann's nachher gut schmecken soll!“
„Oh, das weiß ich schon bereits. Und daßt eine ganz besonderbar gute Köchinnen bist, das weiß ich auch. Grad dieserthalben will ich dich ja noch heiraten, obgleichst schon zum alten Register gehörst.“
Da stemmte sie die Hände in die Seiten und fragte:
„Du, nun sag doch du mal, wannst eigentlich geboren bist! Das ist seit so uralten Zeiten her, daßt's schon gar selber nicht mehr weißt.“
„Hast recht. Aber wann wir nur erst Mann und Frau sind, nachher werden wir wieder jung. Was hast denn da in der Schüsseln?“
„Forellen sind's.“
„O Jegerl! Das ist grad heut meine Leibspeisen.“
„So! Hast wohl alle Tag eine andre?“
„Ja, denn grad allemal das, was ich derkomm, das eß ich gern. Da werd ich mich gleich hersetzen.“
Während dieses kleinen Wortgefechts war der Heiner zu dem vermeintlichen Herrn Ludwig getreten und hatte ihm eine ganze Reihe von Gold- und Silberstücken auf den Tisch gezählt.
„Was soll das?“ fragte der König lächelnd.
„Ja, das fragens mich nun!“ antwortete der Heiner, indem er eine hochwichtige Miene zog. „Habens denn schon eigentlich mal eine Telegrafendepeschen fortschickt?“
„Ja.“
„Und habens sich nicht merkt, was eine kosten tut! Na, das sollt man kaum denken! Die Gesichtern hätten 'S sehen sollt, welche die Leut drin machten auf der Depeschereien, als ich das viele Geldl aufizählen tat. Wieviel glauben 'S wohl, was das Zeug kostet hat?“
„Nun?“
„Zwei Mark fünfundzwanzig.“
„Das ist freilich billig!“ sagte der König, indem er sich sehr erstaunt zeigte.
„Ja. Drinnen in München ist's wohl teurer als hier bei uns. Bei uns ist eben grad alles viel billigern als in so einer Stadt, sogar das Telegrafisterium. Ich hab noch keine Depeschen aufgeben. Darum hab ich fragt, wie schnell es geht.“
„So! Was hat man geantwortet?“
„So schnell, daß ich's gar nicht derlaufen kann.“
„Ja, das ist freilich wahr.“
„Aber ich möcht's doch wohl nicht glauben.“
„Warum?“
„Nun, der Kerlen mit der Uniformen hat das Blatt lesen und nachher zu mir sagt, ich soll nur schnell heimlaufen, dann wär der Herr aus München wohl bereits schon da.“
„Da hat er wohl nur Scherz gemacht.“
„Nein, er hat ein gar ernsthaft's Gesicht macht.“
„So, so! Ja, schnell ist's freilich gegangen. Ich hab nach München telegrafiert nach einem Arzt, welcher kommen soll, um den Balzerbauer und den Elefanten-Hans zu untersuchen –“
„Jesses! Meinen Hans auch mit! Wie gut Sie halt sind, Herr Ludwigen!“
„Nun, der Arzt ist schon angekommen. Hier sitzt er neben mir.“
Er zeigte auf den Medizinalrat. Der Heiner sperrte den Mund auf und
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