68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
fünfhundert bekomm ich noch aus. Wurzelsepp, was kannst damit den armen Leutln Gutes tun! Wann ich dem Baronen einige Goldstückerln mit Listen aus der Taschen zieh, so ist das ganz gewiß keine Sünden. Er hat noch eine ganz andere Straf verdient. Also bald bin ich gar ein herrschaftlicher Parkaufseher! Man sollte gar nimmer glauben, wie weit's der Mensch noch bringen kann. Aber lange Zeiten wird diese Herrlichkeiten freilich nicht währen.“
In einiger Entfernung von der Mühle, da wo der Weg am Wasser hinführte, begegnete ihm Anna, die Frau des Finken-Heiner. Sie wollte, als sie ihn erblickte, zwischen die Büsche treten, er aber rief ihr freundlich zu:
„Vor mir brauchst dich halt nicht zu verstecken. Warum bleibst nicht in der Mühlen?“
„Ich kann doch nicht bleiben“, antwortete sie. „Es gibt dort so viele Leuten jetzt, und ich will mich noch nicht sehen lassen.“
„Wo geht's dann jetzunder hin?“
„Zunächst nach dem Gasthof zu dem Künstler, um ihn über meinen Verbleib zu beruhigen. Nachher aber gehe ich zu meinem Sohn. Der arme Bub würd sonst ganz allein sein, weil der Heiner auch noch nach der Mühlen kommt. Er hat für den Herrn Ludwigen nach der Stadt mußt.“
„So geh in Gottes Namen, Anna. Ich wünsch dir's gern, daß noch alles gut werden mag!“
Bei diesen Worten drangen ihr sofort die Tränen aus den Augen.
„Ach Sepp“, sagte sie weinend, „ich bin's halt gar nicht wert, daß der Heiner mich so sehr gut aufgenommen und mir verziehen hat!“
„Ja, leichtsinnig bist freilich gewest, und deine Strafen hast auch erhalten. Nun kann ja alles noch ganz gut werden.“
Sie faltete die Hände und klagte:
„Das ist ja fast unmöglich.“
„Beim Herrgott ist alles möglich. Und so schwer ist das, was dir wünschst, denn doch nicht.“
„Und doch! Schwerer als dir denken kannst.“
„So muß es wohl einen Grund geben, den ich noch nicht kennen tu.“
„Zwei gibt's. Der erste ist, daß ich mich so gar gewaltig schäm, mich hier vor denen Leutln wieder sehen zu lassen.“
„Da geb ich dir freilich nicht unrecht. Hier gibt's Erinnerungen, die das Glück immer wieder stören würden. Ihr müßt also von hier fort.“
„Aber wohin?“
„Das wird sich wohl schon finden lassen.“
„Wir sind ja so sehr arm, und zum Fortziehen gehört allemal ein Geld.“
„Ja freilich. Aber ich werd das mal mit euch überlegen, und es müßt grad mit dem Teuxel zugehen, wann wir da nicht Rat schaffen könnten.“
„Das wolltst tun? Wirklich, Sepp?“
„Herzensgern. Dein Mann, der Heiner, ist ja mein Spezi. Für den werd ich doch meinen alten Kopf noch mal richtig anstrengen dürfen.“
„Du Guter! Er hat mir freilich auch schon derzählt, was für ein gutern Freund du von ihm bist. Aber arm bist doch auch grad wie wir.“
„Es kann auch ein armer Schlucker mal einen Rat oder einen Gedanken haben, der ein Geldl wert ist. Laß mich nur nachdenken. Wann ich nur erst mal so richtig im Überlegen bin, nachher kommen gar prächtige Gedanken. Aber du hast noch von einem zweiten Hindernis sprochen?“
„Das ist der Signor Bandolini, mit welchem ich hierher gekommen bin.“
„Na, der kann doch grad nix dagegen haben, wannst hierbleiben willst!“
„Grad sehr viel. Er hat bis heut noch immer denkt, daß ich seine Frau werden soll.“
„Donnerwettern! Das glaub ich dem Kerlen sogleich und auch gern.“
Er ließ seinen Blick über ihre stattliche Gestalt schweifen. Es fehlte ihr nur kurze Zeit des Glückes, um die Spuren der Leiden und Entbehrungen aus ihrem bleichen Gesicht verschwinden zu lassen. Sie errötete, als sie diesen Blick des Alten bemerkte.
„Hast dich ihm denn versprochen?“ fragte er.
„Ich habe ihm niemals eine bestimmte Zusagen geben.“
„Das ist gut. Aber warum bist dann eigentlich mit ihm in der Welt herumzogen?“
„Um mich an dem Silberbauern durch ihn zu rächen. Der Signor ist doch eigentlich ein Zigeuner und kennt einige Geheimnisse des Bauern sehr genau.“
„Sind's Schlechtigkeiten, die er kennt?“
„Ja.“
„Ah! So hat er sich doch eigentlich mitschuldig macht. Er hätt's anzeigen mußt. Ist's nicht so?“
„Recht magst da haben, Sepp.“
„Nun, schau, so brauchst vor ihm gar keine Ängsten zu haben. Ich werd zu ihm gehen und mit ihm sprechen, und es müßt sehr zuwidern kommen, wann ich nicht mit ihm einig werden tät. Übrigens gibt's auch noch zwei andre, von denen du eine Hilfen derwarten kannst.“
„So weiß ich freilich
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