68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
hab ich Ihnen keine Rechenschaft abzulegen.“
„So! Dann beweisen 'S nur erst, daß Sie auch wirklich ein Doktoren sind und von dera Obrigkeiten zu uns gesandt!“
Er stand so unter der Tür, daß niemand ein- oder austreten konnte.
„Vorwärts!“ befahl der König.
Er machte einen Schritt auf die Tür zu.
„Halt! Hier kommt niemand herein!“ rief der Fritz. „Der Vatern ist Polizei im Dorf. Wir wissen auch, was Gesetz ist. Zeigt nur vorher die Legitimationen heraus! Au! Donnerwettern! So schaut doch, wo – au! Kreuzmillionen – auch – au! Na, wart!“
Der König war nicht gewillt, sich mit dem Burschen in lange Verhandlung einzulassen. Er hatte noch einen Schritt vorwärts getan und war dann dem Fritz mit solcher Kraft auf die Fußzehen getreten, daß der Bursche zurückwich. Als dieser letztere dann zu schimpfen begann, trat der König, langsam vorwärtsschreitend, ihm noch viermal so fest auf die Füße, daß der Sohn des Silberbauers zornig in die Stube verschwand, vielleicht, um Hilfe zu requirieren.
Eine Magd kam zur Treppe herab.
„Wo liegt der Bauer?“ fragte der König.
„Da droben“, antwortete sie, nach hinten deutend.
„Uns führen!“
Das klang so unwiderstehlich, daß sie sich sofort umdrehte und ihnen voranschritt. Oben öffnete sie die Stubentür. Der König blickte hinein. Er sah ein Bett, in welchem eine lange Gestalt reglos lag. Er gebot der Magd:
„Mit hineingehen. Dem Herrn Doktor helfen!“
Der Medizinalrat trat infolgedessen mit dem Mädchen hinein. Ludwig blieb außen stehen. Es zeigte sich auch sogleich, daß er richtig vermutet hatte, denn jetzt kam der Silberfritz zur Treppe heran, hinter ihm zwei Knechte.
„Was soll das hier heroben!“ rief er. „Das duld ich nicht! Das brauch ich nicht zu leiden. Packt euch hinab, ihr Lausbu –“
Er hielt inne. Der König war ihm näher getreten. Er sagte kein Wort, aber aus seinem Auge flammte ein solcher Blick auf den Burschen hernieder, daß er sofort schwieg. Der König wendete sich wieder ab, ohne sich nun weiter um die drei zu kümmern.
„Verdammt!“ grollte der Fritz leise. „Hat der Kerlen Augen!“
„Du“, flüsterte einer der Knechte, „der ist halt was Vornehmes, was ganz Großes. Das schaut man ihm sogleich an dera Nasenspitzen an.“
„Ja“, stimmte der andre bei, „mit dem möcht ich halt nicht spaßen. Der spießt einen ja gleich mit denen Augen an!“
„Kommt! Ich steig wieder nunter!“ rief der erste Knecht, indem er zurückkehrte.
„Ja, ich mach mich auch aus dem Staub“, meinte der zweite, indem er ihm langsam folgte.
„Verdammt!“ brummte der Fritz. „Ja, das ist weiß Gott ein Vornehmer! Wann das nicht wär, so wollt ich ihm wohl heimleuchten! Ich steig auch wieder hinab! Besser ist besser!“
Und er verschwand auch nach unten.
Der König hatte das sehr wohl bemerkt. Er hatte gewußt, daß es so kommen werde, denn er kannte die Macht seines Auges über solche Menschen.
Er hatte nicht die Absicht, die Krankenstube zu betreten. Er liebte das Schöne, das Edle, das Erhabene; alles andere stieß ihn ab und verursachte ihm inneres Weh. Und wo fände man in einer Krankenstube – wenigstens unter den hiesigen Umständen – etwas Hohes, Erhabenes!
Nach einiger Zeit kam der Arzt wieder zurück.
Da die Magd ihm folgte, wurde kein Wort gesprochen. An der Haustür stand der Silberfritz. Er zog jetzt den Hut, als sie an ihm vorübergingen; sie aber beobachteten es gar nicht.
„Vertori!“ schimpfte er, dieses Mal aber sehr leise. „Die tun ja, als ob sie den König und das ganze Ministerium verschluckt hätten! Ich möcht halt nur wissen, was das zu bedeuten hat. Du, lauf mal denen nach! Ich muß wissen, wohin 's nun gehen.“
„Dank sehr schön!“ meinte der Knecht. „Das sind zwei Gewichtige. Der eine, nämlich der Hohe, Breite, sah gar so aus, als wenn er ein Generalen wär oder ein Staatsadvokaten! Dem lauf ich schon lang nicht nach! Der, wann er sich umidreht und mich derblickt, ist am End gleich gar imstand, mich einstecken zu lassen.“
„Hasenfuß! So lauf du, Wendelin!“
„Ich?“ fragte der andere. „Das sollt mich selber wundern, wann ich gehen tät. Ich bin hier, um zu arbeiten, aber nicht, um solchen Herren im Weg herumzulaufen. Ich begeb mich halt in keine Gefahren. Wannst wissen willst, wohin 's mitnander gehen, so spring ihnen nur selber nach!“
Sie entfernten sich. Da es dem Fritz aber auch nicht geheuer erschien, die Aufmerksamkeit der beiden
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