Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Herren unnötigerweise auf sich zu lenken, so zog er es vor, so wie die Knechte zu Hause zu bleiben.
    Die Herren schritten nun langsam durch das Dorf, der Flachsdörre zu. Als sie dieselbe erreichten, saß die Feuerbalzerin wieder vor der Tür. Sie erkannte den König und erhob sich sofort von dem Stein, auf welchem sie saß.
    „Ach“, sagte sie erfreut, „das ist ja dera gute Herr, der mich so beschenkt hat und mir gar einen Doktoren versprochen für meinen Sohn!“
    „Ja“, nickte Ludwig. „Der Doktor ist bereits da. Hier dieser Herr ist es.“
    Die Frau betrachtete den Medizinalrat prüfend und sagte dann:
    „Ja, so einen laß ich mir schon gefallen.“
    „Warum?“ erkundigte sich der Arzt.
    „Warum? Sie schaun schon ganz anderst aus als unsere Latwergenkramer. Ihnen sieht man's ja sogleich an, daß Sie die ganze Medizinen gleich bis in den Kopf hinaufi studiert haben.“
    „So! Ist Ihr Sohn zu Hause?“
    „Ja, der sitzt drinnen und fangt Fliegen. Das tut er gern, weil er sonst nix treiben kann. Wollens mit hereini?“
    „Danke!“ lehnte der König schnell ab. „Holen Sie ihn einmal heraus!“
    Sie ging hinein und brachte den Irren heraus. Als er die beiden erblickte, sank er sofort auf den Boden nieder und wimmerte:
    „Nimm's hin! Nimm's hin! Ich sag halt nix! Gnade! Gnade!“
    Der Sonnenschein fiel hell auf sein Gesicht, so daß der Arzt es in schärfster Beleuchtung sah. Der König hatte ihm einige Mitteilungen gemacht. Er bohrte das Auge in dasjenige des Kranken, ballte die Faust und tat, als ob er zum Schlag aushole.
    „Nimm's hin! Nimm's hin!“ wimmerte der Balzerbauer so wie vorher. „Ich sag ja nix! Gnade! Gnade!“
    Da ergriff der Arzt ihn bei der Hand, hob ihn auf und betrachtete seine Augen. Der Kranke hielt den Blick auf die Augen des Arztes gerichtet. Dieser Blick war verschleiert, ohne Selbstbestimmung, aber doch nicht irr. Es lag etwas in diesen Augen verborgen, wofür nur der Arzt den richtigen Ausdruck und das Verständnis haben konnte. Nach und nach verlor das Gesicht des Irren den angstvollen Ausdruck. Es wurde sogar freundlich und immer freundlicher. Wie im Wiedererkennen sah er den König an und sagt dann:
    „Freund! Guter Freund!“
    Der Arzt schüttelte den Kopf.
    „Nun?“ fragte der König.
    „Dieser Mann ist nicht wahnsinnig, nicht irr. Es lastet auf seinem Gesicht irgendein schweres Gewicht, welches selbst zu entfernen er die Kraft nicht besitzt.“
    „Das war ganz genau auch meine Ansicht. Aber welch eine Last mag das sein?“
    „Keine geistige, sondern eine körperliche. Wir müssen ihren Sitz aufzufinden suchen.“
    „Vielleicht ist's die Verwundung, welche er damals bei dem Feuer erhalten hat oder vielmehr erhalten haben soll.“
    „Höchstwahrscheinlich. Ich werden den Kopf untersuchen.“
    Er legte dem Kranken, welcher jetzt keine Scheu mehr vor ihm zeigte, die Hände auf den Rücken und begann, mit den Fingerspitzen zu tasten. Als er die Mitte des Schädels berührte, schrie der Patient laut auf und wollte entfliehen. Der Arzt ergriff ihn am Arm, hielt ihn zurück und sagte:
    „Hier ist der Sitz des Übels. Ich muß diese Stelle genauer untersuchen; aber der Schmerz, welchen er dabei empfindet, wird ihn hindern, stillzuhalten. Ich brauche einen Mann, oder auch zwei Personen, welche ihn festhalten.“
    „Ich werd sogleich zwei holen!“ sagte die Alte, welche aufs aufmerksamste zugeschaut und dem Arzt jedes seiner Worte förmlich von den Lippen abgelesen hatte.
    „Halt!“ sagte der König, als sie sogleich forteilen wollte. „Bin ich stark genug, Doktor?“
    „Sie?“ fragte dieser. „Hm! Stark genug jedenfalls. Aber ich meine –“
    „Sie haben nichts zu meinen! Wir vereinfachen die Prozedur. Ich halte ihn.“
    Er trat zu dem Kranken heran, schob ihn an die Mauer, nahm ihn zwischen die Arme und hielt mit den Händen seinen Kopf fest. Der Patient konnte sich bei der Riesenkraft des Königs nicht bewegen. Er wimmerte angstvoll, denn er merkte gar wohl, daß man jetzt im Begriff stehe, einen Gewaltakt vorzunehmen.
    „Nun, beginnen Sie!“ gebot der König.
    Der Medizinalrat nahm die Untersuchung vor. Der Kranke fiel aus dem Wimmern in ein schmerzvolles Schreien, so daß nicht nur oben an dem Fenster der Kopf von des Heiners Frau erschien, sondern auch aus den benachbarten Häusern die Leute traten, um die Ursache dieses Schreiens kennenzulernen.
    Das währte mehrere Minuten. Endlich war der Arzt fertig.
    „Zu Ende“, sagte er, „Sie können ihn

Weitere Kostenlose Bücher