68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
lang, ganz wie's gefällig ist. Wollen wir wetten, daß ich ihn morgen bring?“
Er lachte dabei am ganzen Gesicht.
„Hättest du vielleicht schon eine Spur von ihm gefunden?“ fragte Max.
„Nein. Das ist unmöglich“, antwortete die Mutter. „Ich habe ihm erst gestern Abend eine Beschreibung deines Vaters gegeben, einen Steckbrief, wie er sich ausdrückte. Heut ist er mit mir hier. Also ist es ganz unmöglich, daß er bis jetzt etwas entdeckt haben kann. Er hat nur heut wieder einmal seine Feiertagslaune.“
„Ja, Frau Bürgermeisterin, die hab ich freilich, und dazu gibt's halt auch die Veranlassung. Jetzt nun sagen 'S, wann 'S wiedern nach Steinegg zurückgehen?“
„Natürlich heut.“
„Ja, aber wann?“
„Gegen Abend.“
„So gehn wir wiedern mitnander. Ich muß nämlich auch hinüber.“
„Das ist mir lieb. Du kannst wieder bei mir bleiben.“
„Schön! So brauch ich nicht in den Gasthofen zu gehen oder im Freien zu schlafen.“
„Und ich begleite dich auch, Mutter“, erklärte der Lehrer.
„Du wirst bald ganz bei mir sein, mein Sohn. Aber kannst du denn für heut mit fort?“
„Ja, Nachmittagskirche gibt es nicht, da der geistliche Herr nach der Filiale geht, und Schule ist auch nicht. Also kann ich recht gut mit dir gehen. Und wenn es dir recht ist, so bleibe ich bei dir. Breche ich früh auf, so treffe ich hier ganz gut zur Zeit ein, in welcher die Schule beginnt.“
„Das wird herrlich, ja, das wird herrlich!“ rief der Sepp.
Er nahm seinen Hut vom Kopf und warf ihn vor Entzücken auf die Erde. Diese Freude war so auffällig, daß der Lehrer fragte:
„Worüber bist du denn da so aus Rand und Band?“
„Worüber? Hm! Über mich!“
„So! Na, so gratuliere ich dir. Es gibt nicht viele Leute, welche Veranlassung haben, in dieser Weise über sich selbst entzückt zu sein.“
„Das glaub ich gar wohl. Aber ich hab stets die Ursach, mich über mich selbern zu freuen. Ich bin ein Himmelsakra, wie's sonst keinen zweiten gibt. Ich, wann ich ein hübsch jung Dirndl wär von achtzehn Jahren, schön, gesund und mit hunderttausend Markerln im Vermögen, so tät ich gleich denen Wurzelseppen heiraten.“
„Also dich selber!“ lachte Max.
„Ja, denn wann ich mich nicht selber nehm, so krieg ich keine andre, nicht mal die Barbara. Die tut auch nur so, als ob sie mich nehmen wollt. Ich will doch gleich mal hinein zu ihr und nachschaun, ob 's denen Kaffee noch nicht bald fertig hat. Wann ich meine Nasen mit in denen Topf steck, so wird er auch was kräftiger, denn da tut das Bärbel ein paar Bohnerln mehr hinein.“
Er ging.
Als der Lehrer sich drinnen entfernt gehabt hatte, war er der Gegenstand der Unterhaltung gewesen. Alle waren begierig, zu erfahren, welches Urteil der ‚Herr Ludwig‘ fällen werde. Der Pfarrer fragte den Medizinalrat heimlich, aus welchem Grund der König sich entfernt habe. Der Gefragte antwortete:
„Aus einem für Herrn Walther jedenfalls sehr günstigen Grund. Daß er still hinausgegangen ist, das ist ein sicheres und untrügliches Zeichen, daß er im tiefsten Herzen ergriffen worden ist. Jetzt nun verarbeitet er den Eindruck innerlich, bis das ruhige Niveau der Seele wieder hergestellt ist. Ich werde aber doch nachschauen, wo er sich befindet.“
Er trat hinaus vor die Mühle. Da erblickte er den König, welcher langsam am Waldrand hin- und herschritt, die Hände auf dem Rücken und den Kopf im Nachdenken gesenkt.
Er trat einige Schritte vor, um von dem Monarchen leichter gesehen zu werden. Dieser hatte ihm bereits verschiedene Mitteilungen über hiesige Personen und Verhältnisse gemacht, und so stand zu erwarten, daß er sich auch über den Lehrer aussprechen werde.
Jetzt erhob er zufällig den Kopf und sah herüber. Er erblickte den Arzt und winkte demselben. Der letztere folgte dem Befehl und schritt dann langsam an der linken Seite des Königs mit auf und ab. Es wurde zunächst kein Wort gesprochen. Das war so die Art und Weise Ludwigs. Er war dann mit hochgestellten Personen viel kürzer und aphoristischer als mit tieferstehenden.
„Haben Sie genau zugehört?“ fragte er endlich.
„Gewiß, Majestät.“
„Nicht Majestät! Habe es bereits verboten! Haben Sie alles verstanden, was er sagte und brachte?“
„Wann ich aufrichtig sein soll, verschiedenes nicht.“
Der König nickte, und ein kleines, kleines Lächeln zuckte um seine Lippen.
„Glaub's wohl, glaub's wohl!“ sagte er. „Wie hat der Vortrag
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