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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gefallen?“
    „Ausgezeichnet.“
    „Warum?“
    Er sprach diese Frage sehr laut aus, blieb dabei stehen und blickte den Arzt so groß und forschend an, daß dieser beinahe verlegen wurde.
    „Weil – hm – weil er zunächst den Stoff vollständig zu beherrschen schien und denselben in ein wirklich künstlerisches Gewand zu kleiden verstand.“
    „Verstand, verstand –! Dabei müßte das Urteil mit tätig sein; da war es aber nicht. Die Reime kamen von selbst, so wie die Schwalben kommen, wann es Frühling geworden ist. Dieser Walther besitzt erstaunliche Kenntnisse. Nicht?“
    „Wohl!“ lächelte der Arzt. „Im Indischen ist er mir überlegen.“
    „Glaub's! Auch sonst weiß er mehr, als man seinem Alter und einem Volksschullehrer zutraut. Muß sehr gearbeitet haben, sehr fleißig gewesen sein. Freut mich sehr! Braver Mensch! Ist aber nicht nur fleißig!“
    „Sondern ein Talent!“
    „Ja, vielleicht noch mehr. Hat außerordentliche Gaben. Ist in Poesie fast das, was der Fex für die Violine ist. Dichtet aber trotzdem auch, der Fex. Hm.“
    Es trat eine Pause ein, welche der Arzt durch die Bemerkung zu unterbrechen wagte:
    „Schade, daß dieser junge, talentvolle Mann so arm ist. Eine Strafstelle!“
    „Strafstelle? Ja. Hat sie sich aber selbst ausgesucht.“
    „Das wäre ja befremdend.“
    „Oh, hm! Wenn ein Talent etwas tut, so ist das für andere oft befremdend, oft sogar unsinnig. Aber das Talent ist göttlich instinktiv. Trifft stets das Richtige. Hätte woanders nicht mich getroffen. Darum mußte er hierher. Und arm? Warum sollte dieser hoffnungsvolle Mann arm sein?“
    „Ich denke es mir.“
    „So! Ich bin sein König und habe ihn gehört. Da ist er nicht arm. Übrigens ist er eine Waise. Bin der Vater und Vormund aller Waisen. Habe für sie zu sorgen, für ihn also auch. Soll ausgebildet werden.“
    „Diese hohe Gnade wird Gott segnen und lohnen!“
    „Gnade? Ist keine Gnade. Ich tue meine Pflicht, folge meinem Herzen. Gott befiehlt es mir durch das Herz. Habe zu gehorchen, ohne auf Lohn zu rechnen – bin reichlich belohnt durch die Freude, eines meiner Landeskinder so brav und so begabt zu sehen.“
    Wieder schritten sie eine Weile nebeneinander her. Dann fuhr der König fort:
    „Wohin aber mit ihm? Hm!“
    Der Arzt antwortete nicht. Er durfte nicht wagen, der Majestät einen Vorschlag zu machen. Ludwig war in dieser Beziehung eben auch souverän.
    Nach einer Weile blieb er stehen, nickte fröhlich mit dem Kopf und sagte:
    „Hab's gefunden! Passen zusammen! Müssen aber den Elefanten-Hans erst untersuchen. Gehen Sie in die Mühle und sagen Sie, daß wir bald wiederkommen. Sollen auf uns warten.“
    Der Arzt gehorchte. Als er drin die Weisung erteilt hatte und wieder herauskam, sah er den König langsam nach dem Wehr hingehen, in der Richtung nach dem Dorf zu. Er eilte ihm nach. Als er sich nun wieder an der Seite Ludwigs befand, sagte dieser:
    „Habe Ihnen bereits von dem Silberbauer erzählt. Werden im Vorübergehen bei ihm eintreten und ihn untersuchen. Möchte genau erfahren, welches sein Zustand ist.“
    Sie erreichten das Dorf und traten in das Silbergut. Unter der Tür stand der Silberfritz. Als er die beiden kommen sah, verfinsterten sich seine Züge. Er hatte Ursache, Fremde vom Lager seines Vaters zurückzuhalten.
    Der Arzt grüßte einfach und griff dazu an den Hut. Der König sagte nichts und machte auch keine Handbewegung.
    „Was wollen 'S?“ fragte der Fritz.
    „Wer sind Sie?“ entgegnete der Medizinalrat.
    „Ich bin dera Sohn!“
    „So. Wir wollen zum Silberbauer.“
    „Wozu?“
    „Ich bin Arzt.“
    „Wir brauchen keinen zweiten.“
    „Ich muß trotzdem ersuchen, mich zu dem Kranken zu lassen.“
    „Das fallt mir gar nimmer ein!“
    „Warum?“
    „Da könnt jeder Quacksalber kommen und nach ihm schauen wollen. Mein Vatern bedarf der Ruh. Er soll nicht gestört werden.“
    „Ich störe ihn nicht.“
    „Wann 'S ihn nicht stören, was wollen 'S dann bei ihm? Er ist kein Wundern und kein Panorama, daß die Leut kommen und ihn anschaun dürfen!“
    „Nun, so will ich Ihnen sagen, daß ich im Auftrag der Obrigkeit komme.“
    Der Fritz verfärbte sich.
    „Ach so“, sagte er. „Nach was sollen 'S denn schauen?“
    „Ich will mich überzeugen, welche Verletzungen er erlitten hat.“
    „Wozu will das die Obrigkeiten wissen?“
    Der König machte eine Bewegung der Ungeduld.
    „Kurz machen!“ sagte er.
    Darum antwortete der Rat dem Bauernsohn:
    „Darüber

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