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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weinte.“
    „Sie ist seine Mutter, welche leichtsinnig ihren Mann und ihre Kinder verlassen hat.“
    „Ah! So sah sie gar nicht aus!“
    „Sie ist zur Einkehr und Reue gekommen, und ihr Mann, welcher trotz seiner Armut und seines niederen Standes ein edler, großherziger Charakter ist, hat ihr vergeben. Ich weiß, daß der arme Knabe damals über den Verlust seiner Mutter und die Krankheit seines Vaters gar nicht zu trösten gewesen ist. Er besitzt ein ausgezeichnetes Talent für Pinsel und Palette. Hoffen Sie, daß er noch erstarken und gesunden könne?“
    „Ich bin überzeugt davon. Aber die Mittel –“
    „Habe ich.“
    „Sie werden bedeutend sein!“
    „Danach darf ich nicht fragen. Es ist meine Pflicht, ein solches Talent dem Leben zu erhalten.“
    „Er muß nach dem Süden. Wohin, das ist erst nach weiterer Beobachtung zu bestimmen. Der Süden mit seinem Licht und seiner Wärme wird hier Wunder wirken, denn er findet eine sehr kräftige, geistige Unterstützung in der Sehnsucht des Patienten, dort Hilfe zu suchen. Schon die einfache Nachricht, daß er bald ziehen darf, wird seine Kräfte verdoppeln.“
    „So wollen wir ja nicht zögern!“
    Der Arzt fuhr sich mit der Hand über die Augen. Er ergriff die Hand des Königs und führte sie, ehe dieser es hindern konnte, an seine Lippen.
    „Majestät, ich –“
    „Pst! Schon wieder dieses Wort!“
    „Verzeihung! Hier kann ich unmöglich ‚Herr Ludwig‘ sagen. Das wäre eine Entheiligung meiner innigsten Gefühle. Wenn Königliche Hoheit diesen armen Jüngling erlauben, dahin zu ziehen, wo die Schwalben der Härte unseres Winters entgehen, so retten Königliche Hoheit diesen Kranken vom sicheren Tod. Er würde hier binnen der Zeit eines Jahres hinsterben, langsam hinsterben wie eine Blume, welcher man das Tageslicht entzieht, indem man sie in den Keller stellt! So, nun kann ich hohem Befehl zufolge wieder ‚Herr Ludwig‘ sprechen.“
    Der König war tief gerührt über den Gefühlsausbruch dieses Mannes, welcher in so vieljährigem Umgange mit dem Elend des Menschenlebens gelernt hatte, sein Gemüt mit eisernem Panzer zu wappnen.
    „Und nun der Silberbauer?“ fragte er. „Wie steht's mit diesem?“
    „Er hat zwei Rippenbrüche. Inwieweit sein Kopf beschädigt ist, kann jetzt noch nicht beurteilt werden, weil er sich in einem traumartigen Zustand befindet und kein Wort, keine Silbe, nicht einmal einen Schmerzenslaut hören läßt. Die Armwunde, so fürchterlich sie beim ersten Anblick erscheinen mag, ist nicht einmal so gefährlich wie der Bruch der Rippen. Ich wollte, ich könnte bei ihm anwesend sein, wenn er erwacht. Es ist das für den Arzt ein Augenblick, an welchem die wichtigsten Beobachtungen angestellt und nicht weniger wichtige Erfahrungen gemacht werden können.“
    „Wird man auf dieses Erwachen lange Zeit noch zu warten haben?“
    „Diese Frage läßt sich kaum mit nur einiger Sicherheit beantworten. Es fehlt da jeder einigermaßen praktikable Maßstab. Doch denke ich, daß binnen zweien, höchstens dreien Tagen der Patient eine Äußerung geistigen Lebens bemerken lassen wird.“
    „So sollen Sie dabei sein. So lang ich hier bleibe, bedarf ich doch Ihrer Gegenwart, und binnen dreier Tage reise ich wahrscheinlich nicht ab. Treffen Sie also Ihre Vorbereitungen. Nötigenfalls soll die Behörde dafür sorgen, daß Ihnen der Zutritt nicht wieder in dieser Weise wie vorhin erschwert werde.“
    Sie sprachen nun noch über die Verhältnisse in der Umgegend und der hier wohnenden, dem König bereits bekannten Personen. Dabei kamen sie nach der Mühle zurück.
    Die Gäste waren dort, den Pfarrer ausgenommen, noch alle vorhanden. Es hatte noch Wein auf dem Tisch gestanden, und dieser Umstand hatte die guten Leute in der Stube festgehalten. Dieselben waren so mit sich selbst beschäftigt, daß sie die Rückkehr der beiden Herren gar nicht bemerkten. Eben als die letzteren in den Hausflur traten, ertönte die muntere Stimme des alten Sepp. Die Stubentür stand auf, und so war ein jedes seiner Worte zu vernehmen. Der König ergriff den Arzt bei der Hand, ihn zurückhaltend. „So, also, Barbara, du kommst zu ersten dran!“ sagte der Wurzelsepp. „Wer ist der beste König auf dera ganzen Erdenwelt?“
    Die Alte war sehr schnell mit der Antwort da.
    „Dera preusche Fritzen!“ rief sie.
    „So! Der? Warum sodann?“
    „Weil er die Franzosen haut hat bei einem Bach, woraus die Rosse soffen haben.“
    „Du meinst Roßbachen. Na, so übel

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