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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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loslassen, Herr Ludwig.“
    Sobald der König die Hände von dem Balzerbauer nahm, rannte derselbe spornstreichs von dannen, den Kopf mit beiden Händen haltend und ein fast tierisches Jauchzen ausstoßend aus Freude, daß er dem Schmerz nun entronnen war.
    Die Bäuerin hatte voller Angst zugeschaut. Es handelte sich ja darum, ob ihr Sohn zu heilen sei oder nicht. Seine Heilung war vielleicht der erste Schritt zu einem besseren, menschenwürdigeren Leben. Sie näherte sich zaghaft dem Arzt und fragte:
    „Jetzt was sagens, Herr Doktorn? Kann er wiedern gesund werden?“
    Das Gesicht des Gefragten war von Freude erhellt. Er antwortete:
    „Zunächst sage ich, daß die Personen, von denen er bisher untersucht worden ist, wahre Esel – hm, sich sehr geirrt haben. Von einem Irrsinn ist gar keine Rede.“
    Und sich mehr an den König als an die Frau wendend, fuhr er fort:
    „Bei seiner damaligen Verletzung hat sich, wie ich für ganz gewiß annehme, ein Knochensplitter nach unten in das Gehirn gesenkt. Er ist die Ursache der Geistesstörung, und es ist ein wahres Wunder zu nennen, daß sich nicht mit der Zeit noch schwerere Folgen eingestellt haben.“
    „Ist dieser Splitter zu entfernen?“ fragte der König.
    „Ganz sicher. Vielleicht ist nicht einmal die Trepanation nötig. Vielleicht ist dem Splitter schon durch einen bloßen Schnitt in die Kopfhaut beizukommen. Ich werde gleich morgen die Operation vornehmen und den in der Stadt wohnenden Kollegen assistieren lassen. Wenigstens kann ich bei ihm die Säge zur Trepanation bekommen. Ich habe die meinige nicht mit.“
    Die Bäuerin war förmlich atemlos.
    „Herrgottl!“ rief sie. „Bereits morgen?“
    „Ja, gute Frau.“
    „Und er wird wiedern gesund?“
    „Ich glaube, das garantieren zu können.“
    „O du mein lieber Himmel, wie dank ich dir, wie dank ich dir!“
    Sie sank in die Knie nieder, sprang aber sofort wieder auf, ergriff die Hand des Königs, küßte dieselbe inbrünstig und rief:
    „Daran sind halt nur Sie ganz allein schuld! Das hab ich nur Ihrer Güten und Barmherzigkeiten zu verdanken!“
    Und dann auch die Hand des Arztes erfassend, fuhr sie fort:
    „Tun 'S, was Sie tun können, mein liebern, mein bestern Herr Doktorn! Retten 'S mir den Sohn! Der Herrgott wird's zahlen.“
    „Haben Sie keine Sorge. Was die Wissenschaft vermag, das wird sicherlich getan werden.“
    „Also er wird nicht nur am Leib gesund werden, sondern auch wiedern denken können?“
    „Ja. Auf verschiedenen Erfahrungen fußend, möchte ich sogar behaupten, daß sein Geist nicht langsam zu sich kommen werde. Ich vermute vielmehr mit allem Grund, daß in dem Augenblick, an welchem ich den Splitter aus dem Hirn entfernt habe, der Kranke in den vollen Besitz seiner Geisteskräfte gelangen werde.“
    „So kann er dann sogleich denken und sprechen?“
    „Ja.“
    „Mein Heiland! Dann wird er ja doch sagen können, was damals alles geschehen ist!“
    „Ich denke es. Aber, gute Frau, grad aus diesem Grund ist es sehr geraten, niemandem vorher etwas erfahren zu lassen. Verstanden?“
    „Oh, ich weiß, was Sie meinen. Es soll kein Mensch wissen, daß mein Sohn operiert werden soll.“
    „Gut. Sorgen Sie dafür, daß er morgen am Vormittag zu Hause bleibt, damit ich ihn finde, sobald ich komme. Ich freue mich, daß es mir erlaubt war, Ihnen eine so hoffnungsreiche Mitteilung zu machen. Leben Sie wohl!“
    „Grüß Gott, mein guter, mein bestern Herr Doktorn!“ antwortete sie, vor Entzücken weinend. „Ich hab bisher lange Jahren in dera richtigen Höllen lebt. Nachher, wann mein Sohn wiedern gesund ist, wird's für mich sein wie im Himmeln!“
    Sie zitterte förmlich vor Freude.
    „Und nun?“ fragte der Arzt den König.
    Dieser deutete nach oben und antwortete:
    „Zum Elefanten-Hans. Ich promeniere einstweilen unten.“
    Der Arzt trat ins das Haus und stieg die Treppe empor. Der König aber ging seitwärts, wo der Weg hinter dem Dorf hin führte, und begann, da auf und ab zu gehen. Er hatte sehr lange zu warten, fast eine halbe Stunde, bis der Medizinalrat zurückkehrte.
    „Nun?“ fragte er diesen, indem sie langsam weiterschritten.
    „In Beziehung dieses Kranken haben meine verehrten Herren Kollegen nicht unrecht gehabt, wenigstens was die Heilung betrifft. Der Knabe hat im kindlichsten Alter einen großen Jammer durchmachen müssen, und darauf sind arme, entbehrungsreiche Jahre gefolgt. Die Frau, welche eben bei ihm war, gab sich die Schuld, indem sie bitter dabei

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