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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ergriff die Klarinette und begann eine Melodie zu blasen, über welche alle Hunde des Dorfes, wenn sie da gewesen wären, ein lautes Geheul erhoben hätten.
    Die anwesenden Burschen waren aber zufrieden. Was sie hörten, das war Musik, und zwar ein Walzer; das war ihnen genug.
    Freilich läßt es sich denken, daß eine Musikkapelle mit Baßgeige, Posaune und Klarinette, welche drei Instrumente nicht einmal zusammenstimmten, ein geradezu schauderhaftes Spiel ergeben mußte. Der Violon-Frenzel strich seinen alten Baß so nachdrücklich, als ob er einen dicken Baumstamm entzwei sägen wolle. Und da er sein bestes Augenmerk auf diese Streichen richtete, so hatte er natürlich keine Zeit, auch noch seine linke Hand zu beaufsichtigen. Es war ihm ziemlich schnuppe, ob er griff und wohin er griff, und so gab er die Töne aller möglichen Tonarten an, aber diejenige, aus welcher grad dieses Stück ging, brachte er nicht fertig.
    Der Posaunen-Wenzel schien bloß zu wissen, daß man vorn hineinblasen und dabei die Posaune auf und ab ziehen und schieben müsse. Takt hielt er; das ist sehr wahr; aber das übrige ging ihn weiter nichts an. Er befand sich mit seinen beiden Kollegen niemals in derselben Tonart. Das schadete aber nichts; getanzt wurde doch.
    Der Klarinetten-Menzel mußte natürlich vor allen Dingen zeigen, daß er der Herr Direktor sei. Zu diesem Behufe gab er den Takt an; das heißt, er stampfte mit dem Fuß, daß die Fässer wackelten, auf denen das Podium errichtet war. Und tat ihm davon der eine Fuß weh, so wechselte er ab und stampfte mit dem andern.
    Auf sein Instrument hatte er sich gar nicht übel eingeübt. Er vermochte demselben alle Stimmen der Tierwelt zu entlocken, und darauf war er stolz. Weil er die Löcher zu weit ausgebohrt hatte und weil die Ventile so streng gingen, daß sie ihre Schuldigkeit nicht taten, so kam natürlich mancher Ton zum Vorschein, welcher klüger getan hätte, sich gar nicht vernehmlich zu machen. Aber was schadet das? Die beiden andern spielten ja auch nicht richtig, warum sollte da gerade der Dritte ganz allein rein blasen?
    Hätte es sich darum gehandelt, irgend jemandem eine Katzenmusik zu bringen, so wäre dieser Walzer ein wahres Meisterstück gewesen. Aber er wurde dennoch getanzt, und nicht bloß getanzt, sondern auch bezahlt. Der Herr Direktor erhielt sein Geld ehrlich in die rechte Hostentasche gesteckt.
    Es tanzten wie gewöhnlich beim Beginn eines solchen Vergnügens, nur wenige Paare. Man mußte sich doch erst einrichten. Man mußte erst den Geschmack wegbekommen. Später konnte man dann dieses kleine Versäumnis reichlich nachholen. Die Burschen und Mädchen mußten sich erst begrüßen. Sie hatten sich viel zu erzählen. Darum wurde der erste Walzer nur von den leidenschaftlichen Tänzern benutzt, welche sich schon bereits geärgert hatten, daß die Musik nicht längst begonnen hatte.
    Der Kery-Bauer hatte mit seinen Gästen an einem Tisch Platz genommen, welcher während des Tanzes nur von den ‚paar Großen‘ benutzt zu werden pflegte. Gisela hatte sich nicht niedergesetzt. Sie war zu einer Freundin getreten, um mit derselben zu sprechen; andere kamen dazu; es bildete sich eine Gruppe hübscher Mädchen, in welcher zu bleiben Gisela sehr besorgt war.
    Sie wollte nicht bei den Osecs sitzen. Da konnte ja Ludwig nicht schnell zu ihr. Darum zog sie sich schließlich mit einigen ihrer liebsten Freundinnen auf die Bank zurück, welche an der Wand stand. Und zwar suchte sie sich eine solche Stelle, auf welcher sie von ihrem Vater so wenig wie möglich beobachtet werden konnte. Und zugleich war dieser Platz so auserwählt, daß ein leeres Tischchen in der Nähe stand, welches nur für zwei Personen berechnet war.
    Als dann Ludwig mit seiner Mutter eintrat und dieses Tischchen bemerkte, eilte er zu demselben, um sich da mit ihr niederzusetzen. Auf diese Weise befand er sich mit der Mutter allein, konnte nicht belästigt werden und hatte Gisela in der Nähe.
    Der Walzer war zu Ende. Jetzt, wo alle Anwesenden seine Stimme hören konnten, machte der Kery-Bauer seine Bestellung. Er befahl, Wein zu bringen, und blickte sich dabei mit einem Gesicht um, als ob er rundum fragen wolle: „Könnt ihr mir das nachmachen, ihr Lumpen?“
    Der alte Osec sah, daß das die Leute ärgerte. Darum sagte er ebenso laut:
    „Ja, wir haben Geld und können trinken, was unser Herz begehrt. Hier in euerm Slowitz sind solche Leute selten. Aber, Wirt, schenk ein. Ich will den Slowitzer Burschen

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