69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
Wer weiß, was er Ihnen verzählt hat. Aber darf ich wohl auch derfahren, wer Sie sind?“
„Ja, das darfst erfahren“, antwortete seine Frau an des Fex' Stelle; „aber von mir sollst's hören. Denk dir nur mal, das ist der junge Herr Baron von Gulijan.“
„Bist des Teuxels?“
„Nein.“
„Bei demst dient hast in der Walacheien?“
„Ja.“
„Aber der junge Baronen ist ja verlorengangen!“
„Jetzund nun hat er sich wiedergefunden. Er will's zwar selber nicht ganz glauben, daß er's ist, aber wir wollen die Beweisen schon recht hübsch zusammenkriegen. Auch den Kellermann-Müller haben wir nun endlich funden, und wann der Silberbauer noch entdeckt werden könnt, so wäre das –“
„Hallo!“ rief der Heiner. „Was hast da zu plauschen! Hast denn vorhin nicht gehört, was ich gesagt hab?“
„Wann denn?“
„Grad als ich zur Türen hereinikommen bin.“
„Nix hast gesagt, gar nix.“
„Oho! Ich hab's grad laut genug gerufen.“
„Rufen wollen hast, aber als du hier den jungen Herrn derblickt hast, da ist's dir gleich im Maul steckenblieben.“
„Ach so; ja, das ist wahr. Aber die Hauptsach hab ich noch herausgeschreit, nämlich, daß sie ihn haben.“
„Doch nicht etwa gar den Silberbauern?“
„Natürlich den und keinen andern.“
„Halleluja! Jetzt ist auch dieser Wunschen noch derfüllt. Wer hätt dacht, daß es so schnell geschehen tät, nachdem ich ihn erst kurz zuvor aussprochen gehabt. Aber wo hat er denn gesteckt?“
„Droben in der Felsenhöhlen.“
„Und wer hat ihn derwischt?“
„Wer? Auch das brauchst nicht zu fragen, denn die Antworten versteht sich ganz von selber. Seit der da ist, so ist's ein ganz ander Leben worden, Sonnenschein anstatt Regen, Segen statt Fluch und Sattheit an Stelle von Hunger und Durst.“
„Meinst wohl den Herrn Lehrern?“
„Freilich. Was der einmal will, das tut er auch, und was er anfaßt, das hat Sinn, Verstand und Schick. Er ist mit dem jungen Sandau aus Eichenfeld im Wald gewest, wo sie ihn haben schreien gehört. Da haben sie den Eschenbauern mit seinem Wagen geholt und den Silberbauern aufiladen. Nun liegt er wieder in seiner Kammer, und soeben ist der Doktor von ihm fort, und zwei Wächter sitzen bei ihm, denn er hat das Wundfieber und kann gar leicht ausbrechen wollen.“
Die Nachricht, welche der Heiner gebracht hatte, hatte ihn so sehr in Beschlag genommen gehabt, daß er eigentlich gar nicht darüber nachgedacht hatte, daß es beinahe ein Wunder sei, den verschollenen Baron von Gulijan bei sich zu sehen. Und als nun jetzt dieser Gedanke bei ihm ins Bewußtsein trat, war es zu spät, denn der Fex hatte bereits den Hut ergriffen und fragte:
„Bitte, gehen Sie heut zeitig zur Ruhe?“
„Nein, heut wohl nicht. Warum fragen 'S?“
„Weil ich gar zu gern noch mehr mit Ihnen sprechen möchte und doch jetzt für einige Zeit fort muß.“
„So kommen 'S nur getrost wieder! Wir werden gar gern warten.“
„Schön. Wie geht man, um nach dem Silberhof zu kommen?“
„Dahin wollen 'S wohl gar?“
„Ja, ich muß den Silberbauern einmal sehen und dann sogleich seinetwegen ein Telegramm absenden.“
„So werd ich Sie lieber führen. Das ist gar viel besser, als wann ich Ihnen den Weg beschreiben tue, und Sie finden ihn in der Dunkelheiten dennerst nicht.“
„Ja, führ den Herrn“, stimmte seine Frau bei. „Und auch einen Boten zum Telegrafen mußt ihm besorgen. Sodann aber bringst mir ihn ja wiederum mit her. Es sind gar sehr wichtige Dingen, die wir mitsammen zu besprechen haben. Ich wollt, ich könnte dabei sein, wann der Silberbauern ihn derblickt. Ich möcht wetten, daß es diesem gradso gehen wird wie mir: er wird ihn für den Herrn Baronen Samo von Gulijan halten. Das ist heut ein gar großer Tag, ein Tag, den ich so bald nicht wieder vergessen werd. Wer weiß, was da alles noch passieren kann! Denn wann der Herrgott einmal seine Taten geschehen läßt, so kommt gleich gar viel zusammen. Also geht nun jetzt, und laßt mich nicht gar zu lange auf euch warten!“
Die beiden Männer verließen die Flachsbreche und begaben sich nach dem Silbergut, vor dessen Einfahrt noch immer verschiedene Leute standen, welche neugierig waren, zu erfahren, was heut vielleicht noch geschehen werde.
„Der Finken-Heiner mit einem Fremden!“ hörte man sie sagen. „Wer mag das sein?“
In dieser abgelegenen Gegend war das Erscheinen eines Unbekannten eben eine Seltenheit, zumal so spät am Abend, das man mit einem solchen
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