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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sprechen.“
    „Warum nicht? Sie sind der junge Baronen, und da wird man es doch wohl auch sagen dürfen.“
    „Noch fehlen die Beweise.“
    „Oho! Die werden wir bald zusammensuchen. Und ich hab halt die Meinung, daß Fex nicht so schön klingt wie gnädiger Herr, junger Baronen.“
    „Baron?“ fragte der Lehrer. „Ich habe eine Ahnung, welchen Namen Sie meinen. Der Wurzelsepp hat mir einige Andeutungen gegeben. Ich kenne Sie bereits sehr gut, wenn auch noch nicht persönlich, aber doch vom Hörensagen, und es sollte mich von ganzem Herzen freuen, wenn Sie sehr bald die Berechtigung erhielten, den Namen zu führen, auf den Sie ein heiliges Anrecht haben. Da Sie hier in Hohenwald sind, vermute ich, daß der Herr Assessor auch mit angekommen ist. Warum ist er nicht zu sehen?“
    „Er wird erst morgen zurückkehren und hat mich vorausgesandt, damit ich mich einstweilen über die hiesigen Verhältnisse orientieren möge.“
    „Das ist recht. Ich stelle mich Ihnen zur Verfügung. Wie ist es in der Talmühle gegangen?“
    „Der Müller ist gefangen und wird morgen hier eingeliefert werden. Der Assessor beauftragte mich, ihm zu telegrafieren, wenn sich hier etwas Wichtiges ereignet haben sollte, und da ich hörte, daß es gelungen sei, den –“
    „Den Silberbauern zu ergreifen“, fiel der Lehrer ein, „so müssen wir natürlich sofort eine Depesche absenden. Das versteht sich ganz von selbst, und ich werde das besorgen. Sie kamen, um den Silberbauern zu sehen? Kennen Sie ihn vielleicht bereits?“
    „Ich habe ihn bereits einmal in der Talmühle gesehen, aber so flüchtig, daß ich mich nicht mehr auf sein Gesicht besinnen kann. Jetzt weiß ich, daß ich mit diesem Menschen eine ganz bedeutende Rechnung auszugleichen habe, und will mir sein Gesicht doch einmal genau betrachten.“
    Er trat zu dem Bett.
    Da lag der Mann, der ihn im Verein mit dem Talmüller um alles, alles gebracht hatte. Es waren eigenartige Gefühle, welche bei dem Anblick des Verbrechers den Fex bewegten. Er beugte sich tiefer und tiefer zu dem Silberbauern nieder, um zu sehen, ob vielleicht ein Wort des im Fieber Flüsternden deutlich zu verstehen sei. Und wirklich, da hörte er:
    „Still! Still! Das darf nimmer verraten werden. Was? Was sagst? Ich war es gewest? Ich?“
    Einem augenblicklichen Impuls folgend, hielt der Fex seinen Mund nahe an das Ohr des Phantasierenden und sagte:
    „Ja, du bist's gewest, du und kein anderer.“
    Der Kranke öffnete die Augen nicht; auch seine Lippen bewegten sich nicht; aber sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, als ob er nachdenke, als ob er auf etwas lausche. Dann fragte er, nicht mehr im Flüsterton, sondern so laut, daß die Anwesenden es alle hören konnten:
    „Wer spricht denn da? Das ist wieder eine andere Stimme. Sag werst bist?“
    „Kennst mich denn nicht?“
    „Dich? Ja, wann ich dich doch sehen könnt! Wo bist denn eigentlich?“
    „Hier. Schau nur her!“
    Wieder vergingen einige Sekunden. Der Silberbauer zog die Brauen empor. Er horchte; das war ihm anzusehen. Dann antwortete er:
    „Ich schau ja hin, aber sehen kann ich dich nicht. Warum versteckst dich denn? Hast wohl eine Angst vor mir?“
    „O nein, sondern du mußt dich vor mir fürchten!“
    „Ich? Vor dir? Das ist nicht wahr. Der Silberbauern fürchtet sich vor keinem Menschen. Er schlägt den tot, der ihm was tun will. Darum nimm dich wohl in acht vor mir! Bist du etwa einer aus Hohenwald?“
    „Nein.“
    „Das ist gut. Die suchen mich. Die wollen mich fangen. Aber ich geh zum Talmüllern; der versteckt mich und gibt mir Geld, daß ich weiterkommen kann. Oder bist wo anderst her? Kennst mich denn?“
    „Ja, dich und alle deine Verbrechen.“
    „Das ist nicht wahr. Meine Verbrechen? Was ich tan hab, das weiß kein Mensch. Und diejenigen, die es wissen, die sind nicht da. Also sag, woher du bist?“
    „Aus Slatina.“
    Die Wirkung, welche dieses Wort hervorbrachte, war eine außerordentliche. Sein Mund öffnete sich weit und seine Augen auch. Aber sein Blick war stier und ausdruckslos. Es war klar, daß er trotz der geöffneten Augen gar nichts sah. Aber auf seinem Gesicht lag der Ausdruck eines großen Schrecks, den man fast Entsetzen nennen konnte.
    „Vorsicht, Vorsicht!“ flüsterte der Lehrer dem Fex warnend zu.
    „Es wird ihm nichts schaden“, meinte der letztere leise. „Vielleicht entlocke ich ihm ein Geständnis, eins seiner Geheimnisse.“
    „Oder regen Sie ihn so auf, daß er zu toben beginnt. Das müssen

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