Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
69

69

Titel: 69 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryu Murakami
Vom Netzwerk:
gleiche Reaktion zeigte. Leute aus Bergarbeiterstädten waren einfach nicht gut darin, eine solche Show abzuziehen. Wenn wir nicht beide lässig an unseren Getränken nippten, als täten wir das jeden Tag, war die ganze Nummer Zeitverschwendung.
    »Ach übrigens, das nennt man Café Royal. Ihr müsst zuerst die Flamme vom Löffel lecken, so richtig schnell, und dann euren Kaffee trinken.«
    Das war natürlich ein Witz, aber derjenige aus Pickelgesichts Bande, der am dümmsten wirkte, legte tatsächlich los und leckte den Löffel ab.
    »Au! Scheiße!«, sagte er, warf ihn weg und schnappte sich sein Glas mit Wasser.
    »Wollt ihr uns auf den Arm nehmen?«
    Pickelgesicht griff nach seinem Schwert. Der Café Royal hatte die Sache nur noch schlimmer gemacht.
    »Hört zu, ihr habt Nagayama ein Negligé gekauft. Warum?«
    Wir hatten bereits ungefähr 80 000 Yen mit dem Kartenverkauf eingenommen, also hatte ich 7 2.00 Yen in ein weißes Negligé investiert, das Mie Nagayama auf der Bühne tragen sollte und Lady Jane im Film. Als ich es Mie vor ein paar Tagen gezeigt hatte, war sie ganz wild geworden und hatte gesagt, sie wolle es für ein oder zwei Tage ausleihen, damit sie sehen könne, wie man darin schlief.
    »Ach das, das ist nur ein Kostüm.«
    »Erzähl keinen Scheiß. Es ist völlig durchsichtig.«
    »Willst du damit sagen, du hast es gesehen? Erzähl mir nicht, du hast es in der Mitte durchgerissen oder so? Das hat fast 8 000 Yen gekostet!«
    Auweia! dachte ich, sobald ich das geäußert hatte, aber es war zu spät. Adama warf mir einen Blick zu, der besagte: Du Volltrottel. Pickelgesicht öffnete seine Schlitzaugen, so weit er konnte. Er war sehr wütend. Ich erwartete fast, dass er aufstehen und mich auf der Stelle erledigen würde.
    »Nein, nein, versteht mich nicht falsch. Es ist ja nicht so, dass sie darunter nackt ist, sie zieht es über ihre Schuluniform. Seht mal, was wir damit zum Ausdruck bringen wollen, ist die Unschuld einer Jungfrau und gleichzeitig ihre Sehnsucht nach, na ja, nach Sex und ...«
    Adama schüttelte seinen Kopf, als ob er sagen wollte, dass es jetzt aus und vorbei war. Dass ich Pickelgesicht mit dieser beknackten Frage nach dem zerrissenen Negligé provoziert hatte, ließ mich völlig meinen kühlen Kopf verlieren.
    Die Bande stand auf.
    »Lass dir den Kaffee schmecken. Lass ihn dir jetzt schmecken, denn dein Mund wird gleich so zermatscht sein, dass du eine ganze Weile nichts mehr schmecken wirst. Wir warten draußen auf euch. Macht schnell. Irgendwann musst du dafür geradestehen, Mann.«
    Nachdem sie gegangen waren, kam die Serviererin und fragte, ob sie die Polizei rufen sollte. Ich hätte beinah gesagt: »Ja, machen Sie schon«, aber wenn die Bullen und die Schule von dem Morgenlatten-Festival Wind bekämen, würde es kein Festival geben, also blieb mir nichts anderes übrig, als ihr zu sagen, sie solle sich keine Umstände machen.
    Pickelgesicht und sein Anhang mussten sich wohl gedacht haben, dass wir jemanden zu Hilfe rufen würden, denn es waren bald mehr als ein Dutzend von ihnen draußen versammelt.
    Auf Adamas Vorschlag hin rief ich Yuji Shirokushi an.
    »Ihr habt euch beim Kartenverkaufen zu auffällig verhalten«, sagte der Pomadenkopf. »Ich hab’ auch schon von Typen von Asahi und der Südlichen und der Handelsschule gehört, dass sie euch mal die Meinung sagen und euch eine Lektion erteilen wollten.«
    »Also, hier draußen stehen jetzt gerade ein paar Kerle und warten auf uns.«
    »Wie viele?«
    »Erst waren es nur sechs, aber jetzt sind es fünfzehn oder sechzehn.«
    »Alle aus dem Kendo-Team?«
    » Sie haben alle Holzschwerter.«
    »Hör zu, Ken-yan, das Team hat den sechsten Platz bei den japanischen Schulmeisterschaften gemacht. Und der Kapitän ist beim Finale in Kyushu in seinem zweiten Jahr auf den ersten Platz gekommen.«
    »Also?«
    »Also, auch wenn ich zehn oder zwanzig Jungs mitbringe, haben wir keine Chance.«
    »Aber zum Teufel, ich kann doch nicht die Bullen rufen.«
    »Hast du Geld?«
    »Geld?«
    »Hast du 20 000 dabei?«
    »Also, ja, aber das ist aus dem Kartenverkauf.«
    »Ich rede mal ein Wort mit diesem Yakuza-Typen, den ich kenne. Ihr bleibt, wo ihr seid. Ich rufe ihn sofort an.«
    »Warte mal, warte mal. Shirokushi?«
    »Was?«
    »Kannst du einen Rabatt kriegen?«
    »Hör zu, Ken, wenn die dir den Schädel spalten, wirst du nie wieder lernen können. Wenn die dir die Eier zerquetschen, hast du nie wieder einen Ständer.«
    Shirokushi rief ein paar

Weitere Kostenlose Bücher