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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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ordnete die Belege zu ordentlichen Stapeln.
    »Oh, wie hübsch!«, rief sie aus und kam angelaufen, um ihr die große Tüte mit der Vase abzunehmen. Sie steckte die Nase in die Blumen. »Ah ja, ich verstehe.«
    »Wir bekommen sie jetzt jede Woche für sie«, sagte Alice.
    »Das ist eine Super-Idee, Alice.« Maggie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Du bist eine so tolle Freundin, und ich war wirklich ekelhaft.« Alice konnte es nicht leiden, wenn man sie beim Hereinkommen gleich mit irgendetwas überfiel, deshalb sagte sie ausweichend: »Hilf mir mal mit den Blumen.«
    Maggie ging zum Bad hinten im Laden und ließ Wasser in die Vase laufen. Mühsam schleppte sie das schwere Gefäß wieder in den Laden. »Wo soll ich sie hinstellen?«
    »Erst mal auf die Theke«, erwiderte Alice. »Vielleicht lassen wir uns in diesem Laden mit den schmiedeeisernen Sachen auf der Bergen Street einen Sockel machen.«
    Maggie stellte die Vase vorsichtig auf die blassgrüne Theke. Gemeinsam arrangierten sie die Blumen zu einem üppigen, prachtvollen Strauß. Der Duft verursachte Alice Übelkeit, aber sie kümmerte sich nicht darum. Als sie an den zarten Blütenblättern schnupperte, dachte sie an die Babys in ihrem Bauch und fühlte einen Hauch von ihrem früheren Glück zurückkehren.
    »Ich liebe Simon immer noch.«
    »Das überrascht mich nicht, Mags. Aber ich dachte, du hättest eine Entscheidung getroffen.«
    »Ja, habe ich ja auch.«
    Alice blickte Maggie abwartend an. Sie sah ihr an, dass es noch mehr zu sagen gab.
    »Weißt du, Alice, wir schlafen ab und zu miteinander.«
    Das war ja tatsächlich eine Neuigkeit. »Aber ihr seid doch geschieden.«
    »Nein, eigentlich nicht.« Maggie verzog das Gesicht zu einem schelmischen Grinsen.
    »Aber du hast doch gesagt…«
    »Ich habe dir gesagt, dass die Papiere da sind. Wir haben sie einfach nie unterschrieben.«
    Plötzlich wurde Alice alles klar. In ihrem typischen Mangel an Disziplin hatte Maggie mit Simon Geheimnisse geteilt, um ihn weiter an sich zu binden. Dinge, die ihm vermutlich ziemlich gleichgültig waren, wie das Geschlecht von Laurens Baby. Wie ein Spion hatte Maggie Ivy an Simon weitergegeben, und er wiederum hatte es Tim erzählt. Das ergab Sinn. Maggies und Simons Leidenschaft hatte sich noch nie nur auf sie beide beschränkt, sondern schon immer harmlose Außenstehende mit hineingezogen.
    »Ich verstehe«, sagte Alice ruhig.
    »Ich konnte nicht anders. Ich wollte es ihm nicht erzählen, es ist mir einfach so herausgerutscht. Und ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass mich die Polizei danach fragen würde.«
    Der Gedanke daran, dass Maggie der Polizei alles hatte erklären müssen, schien Bestrafung genug, und für den Augenblick ließ Alice alles auf sich beruhen.
    Im Laufe des Morgens allerdings wuchs in ihr die Wut darüber, dass Maggie diesen wichtigen Punkt verschwiegen hatte. Kein Wunder, dass Frannie und Giometti dieselben Aussagen noch einmal hatten hören wollen. Sie zweifelten an der Glaubwürdigkeit der Freunde.
    Vielleicht hatten sie ja Recht, dachte Alice, als sie um kurz nach eins nach Hause ging. Sie hatte Lebensmittel eingekauft, und die Griffe der schweren Plastiktüten schnitten ihr in die Handflächen. Es bereitete ihr zunehmend Mühe, die Einkäufe zu tragen, aber heute hatte sie das Gefühl, die Unannehmlichkeiten verdient zu haben, weil sie Frannie dazu gedrängt hatte, ihren Freund Tim zu überprüfen. Und dabei war alles ganz einfach zu erklären gewesen. Alice fühlte sich verraten, sowohl von Maggie als auch von sich selbst.
    Sie bog in die President Street ein, holte tief Luft und marschierte weiter. Je näher sie ihrem Häuserblock kam, desto dichter wurde der Verkehr. Sie hörte Autos hupen, und sie bemerkte, dass heute mehr Stau war als sonst. Und dann fiel es ihr ein: Natürlich, ihr neuer Vermieter zog heute ein, und seine Möbelwagen versperrten vermutlich die Straße.
    Sie stieg die Stufen zur kühlen Eingangshalle hinauf, stellte die Einkaufstüten vor ihre Wohnungstür und rief die breite Treppe hinauf: »Hallo?«
    Sofort ertönten polternde Schritte, und ein dicker Mann kam die Treppe herunter. Er trug eine zu Shorts abgeschnittene graue Trainingshose, aus der seine Beine dick und bleich mit vereinzelten schwarzen Haaren herausragten. Sein verschwitztes weißes Achselunterhemd wölbte sich über seinen Kugelbauch. Die lockigen schwarzen Haare waren offensichtlich gefärbt, und sein Gesicht war aufgedunsen und

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