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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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oder?«
    Frannies Gesicht war blass und undurchdringlich. Alice konnte ihr förmlich ansehen, dass sie nachdachte.
    »Wenn die Ärztin es ihm verraten hätte, hätte sie ihm auch den Namen gesagt, und dann hätte er ihn eben erwähnt«, sagte Alice.
    »Woher wollen Sie das wissen, Alice? Und was macht Sie so sicher?«
    Die Tür zum Beerdigungsinstitut öffnete sich quietschend. Als Alice sich umdrehte, sah sie ihre Mutter in der Tür stehen und hatte auf einmal erneut das Gefühl zu ersticken. Sie holte tief Luft.
    »Es ist vermutlich nur so ein Gefühl«, erwiderte sie.
    »Ich dachte, Tim sei ihr Freund.«
    »Ja, das ist er ja auch.«
    »Warum verdächtigen Sie ihn dann?«
    »Als er eben sagte, wie sehr er sich dieses kleine Mädchen gewünscht hatte, da schoss es mir durch den Kopf. Und jetzt muss ich einfach die Wahrheit erfahren.«
    »Okay.« Frannie berührte Alice leicht an der Schulter.
    »Ich frage Dr. Rose und sehe zu, was ich herausfinden kann.«
    »Danke, Frannie.«
    »Jetzt muss ich aber wirklich los, sonst komme ich zu spät. Ich rufe Sie morgen an.«
    Frannie bog auf die Court Street ab und ging langsam durch den Regen den nassen Bürgersteig entlang. Wegen der dunklen Wolken sah es schon aus, als ob es dämmerte. Alice blickte Frannie hinterher, die geschickt einer Pfütze auswich. Dann wandte sie sich zu ihrer Mutter und sagte, als ob Lizzie zum Sprechen angesetzt hätte: »Nicht. Bitte, Mutter, sag jetzt einfach nichts.«
    »Ich wollte gar nichts sagen«, erwiderte Lizzie. »Nur, dass du hereinkommen sollst. Man kann sich auch im Sommer erkälten.«
    Aber Alice wusste genau, was ihre Mutter eigentlich hatte sagen wollen. Etwas darüber, wie gefährlich es ist, wenn Freunde sich gegeneinander wenden. Andererseits verdächtigte Alice Tim ja gar nicht. Sie wollte nur eine Antwort auf eine simple Frage, die sie allerdings für den Rest des Tages nicht mehr aussprach. Durch den strömenden Regen fuhren sie in einer langen Autokolonne zum Greenwood Cemetery, wo Laurens zerstörter, geschundener Körper der Erde übergeben wurde.
    Am Abend lud Lizzie Alice, Mike und die Kinder zum Essen ein. Aber keiner, noch nicht einmal die Kinder, hatte viel Appetit. Die meiste Zeit schwiegen sie, alle waren zutiefst erschöpft. Als sie nach Hause kamen, gingen sie alle sofort zu Bett, und sogar Alice schlief ohne Schlaftabletten fest und traumlos.
    Am nächsten Morgen machte Lizzie French Toast für alle, führte die Unterhaltung am Frühstückstisch und ließ Mike dann die Küche aufräumen. Alice ging nach unten, um zu duschen, und als sie zurückkam, saß Lizzie mit einem Block und dem Telefon am Küchentisch.
    Mike warf ihr einen Blick zu und Alice verdrehte entnervt die Augen. Es sah ihrer Mutter ähnlich, ihr Produktionsbüro aus der Ferne managen zu wollen. Mike ging jedoch gar nicht auf sie ein, sondern wies mit dem Kinn unauffällig auf den linierten gelben Block.
    Als Alice neben ihre Mutter trat, stellte sie verblüfft fest, dass Lizzie in ihrer großen, geschwungenen Handschrift einen Plan für ihre Tochter aufgestellt hatte. Smith Salon, Samstag, 15.00 Uhr, Wellness-Paket (Massage, Gesicht, Pediküre); Montag, 10.00 Uhr, Pam Short, Garden Hill Realty, Treffen in ihrem Büro, Besichtigung von 3 Häusern.
    Zuerst wollte Alice wütend auffahren, aber dann fiel ihr ein, dass Mike und Lizzie gleich aus dem Haus gehen würden. Mike wollte »kurz mal« in die Werkstatt, was bedeutete, dass er den ganzen Tag dort bleiben würde, und in einer Stunde kam ein Taxi, um Lizzie zum Flughafen zu bringen. Dankbarkeit stieg in ihr auf. Lizzie versuchte, sie auf ihre Art von ihren Schmerzen und Ängsten abzulenken. Sie war den ganzen Weg von Kalifornien hierher gekommen, um ihrem einzigen Kind wieder einen Weg ins Leben aufzuzeigen.
    Es war eine gute Liste, fand Alice, und sie würde sie befolgen. Aber sie war nicht vollständig. Ein weiterer Punkt, von dem weder Lizzie noch Mike etwas wussten, stand unsichtbar zwischen den Zeilen.
    Als Alice unten gewesen war, hatte Frannie auf ihrem Handy angerufen, da ihr Telefon im Haus besetzt gewesen war.
    »Kommen Sie morgen bitte zu mir«, hatte Frannie gesagt.
    »Mike auch. Alle. Wir müssen alles noch einmal durchgehen.«

KAPITEL 15
    A lice setzte sich gegenüber vom Präsidium auf eine Treppe und wartete, bis sie erneut von den Ermittlern vernommen wurde. Ihr Termin war für zwölf Uhr mittags angesetzt, und es waren noch zehn Minuten bis dahin, aber sie wollte nicht drinnen

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