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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Frauenstimme, tiefer und ein wenig heiser, kam an den Apparat: »Judy Gersten.«
    Alice erinnerte sich an den Namen aus dem Schaufenster des Ladens: Maklerlizenz: Judith Gersten.
    »Ich vertrete Pam heute. Darf ich fragen, mit wem ich spreche?«
    »Alice Halpern. Pam hat mir Häuser gezeigt. Wir hatten heute Morgen um zehn einen Besichtigungstermin, und sie ist nicht gekommen. Ich war überrascht…«
    »Ja, Alice. Pam erwähnte, dass sie Ihnen das Haus am Third Place zeigen wollte. Ich konnte Ihre Telefonnummer nicht finden. Ich wollte Sie eigentlich schon den ganzen Tag über anrufen.«
    »Ist Pam krank?«
    Judy schwieg. Dann sagte sie: »Sie hatte einen Unfall.«
    »Geht es ihr gut?«
    Wieder eine Pause, dieses Mal ein bisschen länger, und in diesem Moment wusste Alice, dass etwas Schreckliches passiert war.

KAPITEL 22
    W as ist passiert? Wo ist sie?«
    »Alice, meine Liebe.« Judy senkte die Stimme. »Pam mochte Sie sehr, das hat sie mir erzählt.«
    Mochte?
    »Ich habe heute Ihre Nachrichten auf dem Anrufbeantworter gehört. Ich kümmere mich um das Haus am Third Place.«
    »Bitte, sagen Sie mir, was passiert ist.«
    Judy stieß einen tiefen Seufzer aus. Alice sah sie vor sich, wie sie an ihrem Schreibtisch saß, ganz hinten rechts in der Ecke, dem Schreibtisch mit dem Schnickschnack.
    »Ein Nachbar hat sie heute Morgen in ihrem Auto gefunden, mit laufendem Motor. Der Mann hat das Benzin durch das Garagentor gerochen.«
    Alice sah das schwarz gestrichene Tor von Pams Garage vor sich. »Aber das ist unmöglich«, sagte sie. »Das würde Pam nie tun…«
    Alice dachte an Pam, mit ihrem Lächeln, ihrem lauten, unbeherrschten Lachen, ihrem Duft nach Babypuder. Die Frau hatte noch so vieles vor. Sie hätte Alice nie heute früh zu dem Haus geschickt, wenn sie gewusst hätte…
    Es sei denn, es wäre ein Abschiedsgeschenk gewesen, weil sie gewusst hatte, dass Alice das Haus gefallen würde.
    Alice hatte keine Erfahrung mit Selbstmord, und wenn sie es recht bedachte, kannte sie auch Pam nicht wirklich.
    »Wir stehen alle unter Schock«, sagte Judy leise. »Pam liegt im Long Island College Hospital, wenn Sie Blumen oder eine Karte schicken möchten.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte Alice. »Lebt sie noch?«
    »Ja. Es geht ihr sehr schlecht, aber wir hoffen.«
    Alice notierte sich das Krankenhaus auf ihrem Küchenkalender, wobei ihr auffiel, dass schon wieder Donnerstag war. Noch ein Donnerstag.
    Ihr wurde plötzlich übel. Sie verabschiedete sich rasch und legte auf. Peter spielte auf dem Teppich mit seinem kleinen Feuerwehrauto und fuhr damit durch ein Labyrinth, das er sich aus Schachteln und Holzklötzchen gebaut hatte. Froh darüber, dass er so in sein Spiel vertieft war, lief Alice an ihm vorbei ins Badezimmer und erbrach sich über der Kloschüssel.
    Am Abend rief sie dreimal im Krankenhaus an, aber man sagte ihr lediglich, Pam läge auf der Intensivstation und dürfe außer Familienangehörigen keinen Besuch empfangen. Zumindest erfuhr Alice so, dass sie noch am Leben war.
    Schließlich beschloss sie, sich zu beruhigen, indem sie wie eine gute Nachbarin handelte. Sie würde Pams Ehemann, Ray, einen Hühnereintopf bringen; der Mann musste ja schließlich etwas essen. Sie holte ein Hühnchen aus der Tiefkühltruhe und legte es in den Kühlschrank, damit es bis zum nächsten Tag auftaute. Dann stellte sie alle Zutaten auf die Küchentheke und ging in den Garten, um einen Zweig frischen Rosmarin zu holen.
    Sie hörte die Kinder unten, die gerade aus dem Badezimmer kamen und sich für die Nacht fertig machten. Mike war an der Reihe, sie ins Bett zu bringen, und Alice hatte Küchendienst gehabt. Zwischendurch kam Mike in die Küche.
    »Gibt es etwas Neues?«, fragte er.
    »Nichts.«
    Er sah Alice zu, wie sie ihre Vorbereitungen beendete, die letzte Dose Tomaten aus dem Schrank nahm, Karotten und Kartoffeln aus dem Kühlschrank holte.
    »Kochst du etwa jetzt noch?«
    »Nein, aber ich dachte, ich fange gleich morgen früh an, wenn die Kinder aus dem Haus sind.« Sie nahm zwei Zwiebeln aus dem Schubfach im Kühlschrank.
    Mike hockte sich vor den Eckschrank, holte den großen, schweren Suppentopf heraus, den sie zur Hochzeit geschenkt bekommen hatten, und stellte ihn auf den Herd. Dann trat er zu Alice und nahm sie in den Arm.
    »Alles wird gut«, flüsterte er. »Es muss ja. Okay?«
    Wollte er sie beruhigen? Oder bat er sie, ihn zu beruhigen?
    »Okay«, erwiderte sie leise. »Und wenn nicht, dann nehmen wir einfach

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