7 Minuten Zu Spät
Judy. »Er meinte, sie könne außer der Familie noch keinen Besuch empfangen. Waren Sie schon bei ihr?« Schließlich arbeiteten Pam und Judy ja schon viele Jahre zusammen, da gehörte sie vermutlich auch zum Familienkreis, dachte Alice.
»Ja, heute früh.«
»Wie geht es ihr?«
»Unverändert.« Judy kniff die Lippen zusammen und lächelte säuerlich. Mehr wollte sie offensichtlich nicht sagen.
»Ach, übrigens«, setzte Alice an, als sie auf das Haus zugingen,»ist Pam eigentlich vom Bauamt zurückgerufen worden?«
»Haben Sie mich das nicht schon einmal gefragt?«
»Wirklich?«
Wieder das verkniffene Lächeln, das nichts preisgab.
»Bestimmt.« Judy runzelte die Stirn. »Nein, sie hat keine Nachrichten aus dem Bauamt erhalten, nicht dass ich wüsste.« Sie stiegen die Treppe hinauf, und Peter begann, mit seinem Feuerwehrauto über die glänzende Eichentür zu fahren, wobei er mit lauter Stimme eine Sirene nachmachte.
»Hey hey hey, Peter«, protestierte Mike. »Nicht auf der Haustür.«
»Daddy hat gesagt, du sollst aufhören.« Nell versuchte, ihm das Auto zu entreißen, aber er wehrte sich.
Mike trennte die beiden Streithähne. »Noch ein Problem mit dem Feuerwehrauto, Petie«, sagte er, »und ich stecke es den ganzen Tag in die Tasche. Okay?«
Peter, der das Auto fest umklammert hielt, nickte.
Judy läutete an der Tür, wartete einen Augenblick, um sicherzugehen, dass niemand zu Hause war, dann schloss sie auf. Sie wirkte sehr beherrscht, stellte Alice fest, die sie von der Seite beobachtete.
»Im Souterrain befindet sich eine Zweizimmerwohnung, die vermietet werden kann«, sagte sie. »Sie hat einen eigenen Eingang. Wir können später dort hinuntergehen, wenn Sie möchten. Die Mieteinnahmen sind beachtlich.«
Die Kinder liefen voraus, durch das Wohnzimmer und direkt in die Küche. Alice hörte sie aufgeregt schnattern. Offensichtlich fühlten sie sich schon wie zu Hause. Sie und Mike folgten Judy in das Wohnzimmer, das nur durch einen Bogendurchgang von der Küche getrennt war. Breite Dielen vermittelten Bauernhaus-Atmosphäre, zu der der Marmorkamin einen schönen Gegensatz bildete. Ein einfacher, aber wunderschöner Kronleuchter hing von einer Stuckrosette an der Decke herab. Zwei deckenhohe Fenster ließen sanftes Licht in den Raum.
In der Küche hatten sich die Kinder bereits an den Tisch gesetzt, und Alice hatte den Eindruck, sie fühlten sich dort wohl. Es war eine schöne Küche, nicht besonders schick und auch nicht neu. Aber die Geräte waren modern, die Schränke aus hellem Holz und die Arbeitsplatte aus einem rosafarbenen Kunststoff, der in der letzten Zeit wieder in Mode gekommen war. Alles sah aus, als ob es in gutem Zustand sei; entweder hatte jemand diese Küche im alten Stil nachgebaut, oder sie war nicht häufig benutzt worden.
»Nicht renoviert«, stellte Mike sachlich fest. Das war ein ganz neuer Zug an ihm: der vorsichtige Käufer.
»Dieses Haus ist über die Jahre sehr gut instand gehalten worden«, erwiderte Judy. »Rohre und Leitungen sind in exzellentem Zustand. Der Keller ist trocken, es sind neue Fenster eingebaut worden. Die Küche ist zwar nicht neu, aber es ist alles in Ordnung.«
Alice hätte ihr am liebsten begeistert zugestimmt, aber sie hielt sich zurück. Sie war froh, dass die Küche nicht renoviert war, und hoffte, dass es bei den Badezimmern ebenso war. Bei diesem Haus ging es nicht um neue Armaturen, sondern um das tägliche Leben ihrer Familie und ihr Glück. Renovierte Küchen und Badezimmer mochten mondän sein, aber sie trieben den Preis in die Höhe, und wirklich wichtig waren sie nicht.
Rechts vom Tisch führte eine Glastür auf einen Küchenbalkon mit einer Treppe in den Garten. Auf einer kleinen Terrasse am Fuß der Treppe stand ein schmiedeeiserner Tisch mit vier dazu passenden Stühlen.
»Ein gutes Haus für eine Familie«, sagte Judy, obwohl sie das nicht ausdrücklich hätte betonen müssen.
»Können wir uns auch das Obergeschoss anschauen?«, bat Alice.
Nell und Peter standen vom Küchentisch auf und folgten den Erwachsenen nach oben.
Judy ging als Erste die Treppe hinauf, dann kamen die Kinder, gefolgt von Alice und Mike. Alice stupste ihren Mann an, und als er sie anblickte, zog sie die Augenbrauen hoch und nickte. Er zwinkerte, und sie wusste, sie hatten ihr Haus gefunden.
Oben waren drei Schlafzimmer, zwei durchschnittlich groß, das dritte sehr klein, aber mit Fenster. Alles sah ordentlich und sauber aus und war frisch
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