7 Minuten Zu Spät
gestrichen. In die Nischen waren Regale eingepasst, wodurch die Zimmer sehr aufgeräumt wirkten.
Im Flur befanden sich eingebaute Wandschränke, einer neben dem Badezimmer und einer neben einem der größeren Schlafzimmer. »Und oben ist noch ein großer Einbauschrank.«
»Es gibt noch ein Stockwerk?«, fragte Mike.
Judy lächelte. »Folgen Sie mir.«
Über eine weitere Treppe stiegen sie ins Dachgeschoss. Dort gab es keinen Flur, aber zwei große Zimmer, die durch einen offenen Durchgang miteinander verbunden waren. Eines der Zimmer wurde als Büro genutzt, das andere offenbar als Nähzimmer. Alice blickte sich um und sah im Geiste ein weiteres Schlafzimmer und ein Spielzimmer vor sich.
»Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen auch den Keller zeigen«, bot Judy an.
Mike nickte. »Ja, bitte«, erwiderte er.
Sie folgten Judy die Treppe hinunter, und Mike ließ sich alles zeigen. Alice blieb mit den Kindern im Untergeschoss zurück, damit sie keinen Schaden anrichten konnten. Aber auch von hier aus konnte sie sehen, dass es ein normaler, steinerner Keller war. An einer Wand standen Vorratsregale, Fahrräder hingen an einer anderen Wand, und in der Ecke befand sich ein großer Heißwasser-Boiler.
»In technischer Hinsicht ist alles vollkommen in Ordnung«, erklärte Judy. »Aber Sie sollten natürlich trotzdem einen Gutachter zurate ziehen. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen einige Namen nennen.«
Ja, dachte Alice, sie wollten einen Gutachter bestellen. Und einen Notar, um den Kaufvertrag zu machen. Und einen Spediteur für den Umzug. Sie konnte es kaum erwarten, aus Julius Pollacks Haus auszuziehen. Aber eines musste sie vorher noch wissen.
»Judy«, rief Alice hinunter. »Pam hat mir noch keinen Preis für dieses Haus genannt.«
Judy blickte hinauf und nickte, ohne zu lächeln, was in Alice die schlimmsten Befürchtungen weckte. Sicher würde der Preis für ein solches Schmuckstück astronomisch hoch sein. Wahrscheinlich eins Komma sieben oder eins Komma acht Millionen, eine Summe, die sie nie würden aufbringen können.
Die Enttäuschung schnürte ihr fast die Kehle zu.
Judy griff in ihre Tasche und holte das Exposé heraus.
»Sie wollen wohl neunhundertfünfundneunzigtausend haben.« Sie blickte Alice an. »Aber wir haben bestimmt noch Verhandlungsspielraum.«
»Mike.« Alice winkte ihren Mann zu sich. »Können wir mal kurz miteinander reden?«
Er nickte, und sie scheuchten Nell und Peter in die Küche. Judy blieb im Untergeschoss zurück und wartete auf sie.
»Was meinst du?«, flüsterte Alice. »Ich finde, das ist ein wirklich guter Preis.«
Mike blickte sich in der Küche um. »Mir gefällt es sehr.«
»Dieses Haus ist perfekt.«
»Okay«, sagte er. »Los. Wir nehmen es.«
Alice rief Judy, die sich ein Lächeln kaum verkneifen konnte, als sie die Treppe hinaufkam. Sie war gut in ihrem Job, wenn auch auf eine andere Art als Pam, dachte Alice, Sie war beherrscht und gefasst, wo Pam vor Begeisterung losgeschrien hätte. Pam hätte nicht abgewartet, bis Alice ihre Meinung kundgetan hätte; sie hätte es von vorneherein gewusst und darauf bestanden, dass sie das Haus nähmen. Schätzchen, seien Sie nicht blöd. Nehmen Sie es!
»Wir möchten den verlangten Preis bieten«, sagte Alice.
»Na! Ich freue mich, das dem Verkäufer mitteilen zu können.« Sie verließen das Haus, Judy schloss ab und sie verabschiedeten sich.
»Ich rufe Sie an, sobald ich etwas höre«, sagte Judy und wandte sich zum Gehen.
»Judy, entschuldigen Sie, wissen Sie vielleicht, wer Julius Pollacks Partner ist?« Die Frage war Alice im letzten Moment eingefallen. Bisher war sie nicht auf die Idee gekommen, dass die Maklerin vielleicht etwas darüber wissen könnte. Judy blickte sie ausdruckslos an.
»Julius Pollack«, erklärte Alice, »dem Metro Properties gehört. Sie vermitteln doch bestimmt ein paar seiner Wohnungen.«
»Ja«, erwiderte Judy. »Natürlich. Soweit ich weiß, arbeitet er allein.«
»Sind Sie sicher? Ich bin ein paarmal auf Erwähnungen eines Partners gestoßen, aber niemand scheint zu wissen, wer er ist. Ich dachte, Sie wüssten es vielleicht.«
»Nein, meine Liebe. Tut mir Leid.« Die Ampel sprang auf »Walk« um, aber Judy schien es gar nicht zu bemerken. Sie blickte Alice fragend an. »Warum haben Sie solches Interesse an seinem Partner, oder ob es überhaupt einen gibt?«
Die Frage kam Alice seltsam vor. Warum sollte es sie nicht interessieren, ob hinter ihrem und Laurens Vermieter ein Partner stand?
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