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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ergreifend. Das waren zwei gute, herzliebe Menschen. Dem König stand das Wasser in den Augen. Nach längerer Zeit seufzte der Bursche:
    „Ich möcht' doch mal nur für eine Stunde wissen, wie es ist, wann man reich ist. Nur für eine Stund. Das möcht gar schön sein. Ich tät mir eins wünschen, nur eins und weiter nix.“
    „Und was würdest du dir wünschen?“
    „Dich!“
    Sie umschlangen einander eng und warm.
    „Weißt“, tröstete sie, „die Reichen sind auch nicht alle glücklich.“
    „Das ist freilich wahr. Zum Exempel, ich möcht nicht König sein.“
    „Warum?“
    „Er hat alles, was sein Herz begehrt. Aber hat er eine Tabakspfeifen, wann er Appetit verspürt? Darf er ein Bier trinken und einen Schafkopfen spielen? Hat er so ein Dirndl wie ich, was er lieb haben will und lieb haben kann? Nein, ich tät doch nicht mit ihm tauschen. Er ist der Sklaven von seinem Amt. Und grad dera unserige ist so ein lieber und guter! Das ist eine Seel und ein Gemüt von einem Menschen. Da droben hat er eine Sennerin zur Sängerin macht und drunten in Scheibenbad einen armen Fährmann zum Virtuosen. Hast's auch hört?“
    „Ja. Die Bas hat's verzählt, und alle haben sich darüber gefreut.“
    „Du, wann der mal heraufi käm!“
    „Geh! Da tätst vor Angst zittern!“
    „Ich! Was denkst von mir!“
    „Vor einem König? Und nun gar vor so einem! Ich tät gleich in die Knie zusammenbrechen. Schon wann man einen noblen Herrn schaut, er braucht gar kein König zu sein, da hat man gleich eine Ängsten und Bangigkeiten. Weißt, so einen, wie den Herrn Ludwigen in Hohenwald.“
    „Kennst den?“
    „Nein. Mein Bruder, dera Ludwig, hat ihn mir beschrieben und dabei sagt, daß er ein gar feiner, guter und vornehmer Herr sei. Den haben's gar dermorden wollen.“
    „Sollt man's denken!“
    „Ja, zwei Slowaken sind's west; aber mein Bruder hat ihn warnt.“
    „So hat er ihm wohl das Leben gerettet?“
    „Fast möcht ich's denken.“
    „Der Glückliche! So wird er wohl auch eine Belohnung erhalten.“
    „Nein. Er hat sagt, daß er diesen Herrn Ludwigen so von Herzen liebhat, daß er nix, gar nix von ihm annehmen mag.“
    „Ist er nicht da dumm? Dieser Herr kann es ja vielleicht geben. Für ihn ist's gar nix, und für unsereinen ist's wie eine Million.“
    „Geh! Bist auch ein Sauberer! Willst dir eine Guttat gleich bezahlen lassen!“
    „Hanna, was denkst von mir! Kennst mich denn nicht besser? Ich hab's ja gar nicht so meint, wie du es nommen hast. Hab ich nicht sagt, daß ich mit dem König nicht tauschen tät? Aber, denk mal, wann ich dem guten König Ludwig einen Dienst derweisen könnt, der ihm was wert wäre und er könnt mich und dich mit einem Wort glücklich machen, so könnt ich's wegen meiner wohl abschlagen, aber nicht wegen deiner und seiner. Für ihn wär's ja eine große Beleidigungen, und außerdem tät's ihn drücken und nagen sein Lebelang, daß er einem armen Teufel was schuldig ist und hat's nicht abtragen können. Kannst's mir glauben, ein gutes Wörtle von einem armen Arbeiter kann einen braven König so glücklich machen wie unsereinen hunderttausend Talern.“
    „Ja. Das kann ich mir schon denken. Aber es soll auch gar grausam sein, was so ein großer Herr immer zu geben hat. Das soll man nicht tun. Schau, mein Vatern ist auf dera Jagd, wo er Treiber wesen ist, von einem hohen Hofherrn so ins Bein schossen worden, daß es ihn hat abschnitten werden mußt. Er ist ein Krüppel worden und hatt gar nix mehr verdienen können. Viele haben ihm sagt, er soll doch an den König schreiben. Der Herr Pfarrer hat ihm ein gutes, ein schönes Attestum geben wollt; aber er hat stets antwortet, daß er das nicht tun mag, weil dera gute König für so viele andre auch zu sorgen hat. Er hat lieber hungert mit uns und ist auch bald vor Armut storben. Der Herrgott schenk ihm die Seligkeit, dem treuen Vatern. So sollten's andre auch machen. Schau, mein Brudern hat von dem Herrn Ludwigen nichts genommen; dera Dank dafür ist ihm sogleich vom Himmel schickt worden. Er war vorhin hier und ist ganz glücklich gewest, denn dera steinreiche Kery-Bauer drunten in Slowitz will ihm die Gisela, sein einziges Kind geben. Wir haben vor Freud und Seligkeit so weinen mußt, und das war die frohe Botschaft, die ich dir bringen wollt; darum hab ich dir das Zeichen geben, daßt aufikommen sollst.“
    „Wast sagst! Dem Kery-Bauer seine Gisela?“
    „Ja.“
    „Das allerschönst Dirndl und so reich!“
    „Sie hat ihn so

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