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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lieb und er sie auch. Und ich glaub, er muß dem Kery auch einen schönen Dienst erwiesen haben, denn der hat ihn gleich mit an den Herrentisch nommen und auch sogar im Gasthofen mit ihm Karten spielt.“
    „Sappermenten! Das heißt etwas! Das kann mich gefreuen. Das ist grad so, als ob's mir selbsten widerfahren sei. Dera Ludwig ist ein Braver, den ich sehr lieb hab und alles Gute gönnen tu.“
    „Sollst nur meine Mutter hören! Die schwebt jetzund in allen Himmeln.“
    „Und du auch mit!“
    „Ja, denn weißt, wann nachher dera Ludwig Bauer ist, dann wird er schon auch drauf schauen, daß wir beid zusammenkommen. Denkst nicht auch?“
    „Ja, das tut er ganz gewiß.“
    „Und freust dich drauf?“
    „Das kannst dir denken! Freilich darfst nicht zu viel von ihm verlangen. Wann er auch die Tochtern nimmt, so ist er doch dera Bauer nicht. Er bleibt so arm wie vorher und kann nicht von seinem Schwiegervatern verlangen, daß der um unsertwillen ein großes Opfer bringt.“
    „O Jegerl! Daran hab ich gar nicht dacht. Ich hab glaubt, die Hilf sei nun nahe.“
    „Nein. Das darfst dem Bruder gar nicht antun, daßt ihn um was bittest. Du machst ihm da nur Schmerz und Verlegenheiten. Wollen lieber geduldig noch ein paar Jährle warten. Dera Herrgott wird dann schon ein Einsehen haben. Wann wir uns nur lieb behalten. Vielleicht derscheint uns nachher mal eine Fee und gibt uns einen Wunsch auf, der in Erfüllung geht.“
    „Wann's nur auch welche gäbe!“
    „Leider! Ja, es sollt welche geben. Das wär eine Herrlichkeiten, wann zum Beispiel jetzt, in diesem Augenblick, eine Stimme vom Himmel herab käme und zu mir sagte –“
    Er wollte weiter sprechen; er wollte sagen, welche Worte er von dieser Himmelsstimme hören möchte; aber er verstummte, denn in demselben Augenblick erscholl es über ihnen, grad wie aus den Wolken heraus:
    „Höhlbauers Stephan, sag mit lauter Stimme einen Herzenswunsch! Er soll dir heut noch in Erfüllung gehen!“
    „O du liebs Herrgottle“, rief Hanna, auf das tiefste erschrocken.
    Sie sank von dem Felsensitz herab auf ihre Knie, faltete die Hände und wagte nicht, empor zu blicken.
    Ihr Bursche aber stand zwar auch vor Überraschung starr und steif, aber in seinen Augen glänzte das Licht entschlossenen, freudigen Vertrauens. Er lauschte. Zum zweiten Mal ließ sich die Stimme vernehmen:
    „Höhlbauers Stephan, sag mit lauter Stimme einen Herzenswunsch! Er soll dir heut noch in Erfüllung gehen!“
    Da nahm er sich zusammen und antwortete laut und deutlich:
    „So bitt ich von ganzem Herzen, gib mir da meine Hanna zur Frau!“
    Ein Augenblick verging, dann fragte die rätselhafte Stimme:
    „Hanna Held, bist du mit diesem Wunsch einverstanden?“
    „Antworte rasch!“ bat Stephan.
    „Ja“, hauchte sie.
    „Lauter!“
    „Ja.“
    „Immer lauter! Um Gottes willen, red' laut! Sonst geht's vorüber!“
    Da nahm sie sich zusammen, preßte beide Hände an die Brust und rief:
    „Ja, von ganzem Herzen!“
    Und nun folgte sofort die Bestätigung.
    „Der Wunsch ist erfüllt. Seid fromm und gut, seid glücklich!“
    Hanna blieb auf ihren Knien liegen, und Stephan stand noch eine ganze, lange Weile, bevor er es wagte, den Blick zu erheben.
    Das war die gewöhnliche Umgebung, ganz dieselben Steine, Bäume und Büsche; aber dennoch waren sie so ganz anders. Der Grund lag nicht in der äußeren Natur, sondern im Innern der beiden jungen Menschenkinder.
    „Ist's vorbei?“ fragte das Mädchen.
    „Ja, kannst aufistehen.“
    „Aber, wann's noch da ist!“
    „Ich steh ja auch.“
    Sie erhob sich, sah ihm mit einem großen, weiten Blick in die Augen und sagte:
    „Hältst's für möglich?“
    „Ja.“
    „Wir hatten davon sprochen. Wer mag's gewesen sein? Eine Fee?“
    „Nein. Eine Fee ist eine Frau; diese Stimme aber war männlich.“
    „So war's ein Engel.“
    „Wer weiß es! Weißt, mancher tät vielleicht sagen, daß jemand hier gewest sei, der unser Gespräch gehört und nachher den Engel macht hat. Ich glaub, daß es ein gutes Wesen war, und werd schauen, was nun folgen tut.“
    „Das ist das Allerbest. Ich glaub auch daran.“
    „Oder soll ich mal suchen, ob jemand da oben steckt?“
    „Nein, tu es nicht. Ich bitte dich!“
    „Gut. Aber Hanna, wann's eintreffen tät! Bereits heut!“
    „Welch ein Glück!“
    „Dann aber müßten wir auch sein Gebot erfüllen. Wir müßten immer fromm und gut sein. Dann wären wir auch glücklich.“
    Sie blickte ihn so fromm und innig an, ohne

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