Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
zu antworten. Er zog sie an sich und fragte:
    „Wirst's deiner Muttern sagen?“
    „Darf man das?“
    „Ja. Ich sag es dem meinigen Vatern gleich auch.“
    „Wann er darüber lacht!“
    „So mag er lachen. Es wird sich doch schon heut zeigen wer recht hat. Bleiben wir noch hier, meine Hanna?“
    „Nein, wollen gehen. Es ist mir allzu heilig hier. Ich kann kaum Atem holen. Sehn wir uns heut noch mal wieder?“
    „Vielleicht. Bei wem etwas passiert, der kommt eilends zum anderen gelaufen. Hier hast die Hand, mein gutes Dirndl! Ich möcht gleich niederfallen und beten, daß es doch ein Engel gewest sein möge! Diesen Tag und diese Stund aber werd ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen.“
    Sie nahmen zärtlich Abschied und gingen dann auseinander.
    Der König hatte die Worte von oben herabgerufen. Dann war er schnell hinter die Büsche geschlüpft und hatte versucht, auf einem Umweg den abwärtsführenden Pfad zu erreichen.
    Die beiden jungen Leute waren ihm bekannt, wenn auch nicht persönlich. Als er am Montag den Großknecht Ludwig nach seinen Familienverhältnissen ausgefragt hatte, war ihm von diesem eine ziemlich ausführliche Mitteilung gemacht worden. Auch seinen verkrüppelten Vater hatte er erwähnt. Der Monarch war gleich auf den Gedanken gekommen, den von Ludwig zurückgewiesenen Dank auf dessen Familie überzuleiten. Er hatte das Nötigste schleunigst verfügt, und vorhin hatte der Kurier das Dokument gebracht, welches der König nun in der Tasche trug.
    Er schritt eilig und in sehr animierter, ja sogar gehobener Stimmung den Berg hinab. In der Nähe des Dorfes fragte er einen ihm begegnenden kleinen Jungen nach der Witfrau Held und wurde nach einem kleinen Häuschen gewiesen, dessen Firste er beinahe mit der ausgestreckten Hand hätte erreichen können.
    Er machte einen weiten, weiten Umweg, um von einer ganz andern Seite zu kommen. Er stieg sogar in eine Schlucht hinab, um den Anschein zu erwecken, daß er ja nicht mit der Fee da oben auf dem Berge in Beziehung stehe.
    So kam er also von Süden aufgestiegen, als Hanna von dem nach Norden liegenden Berg kommend, langsam über die Heide schritt.
    Grad bei ihrem Häuschen begegneten sie sich. Sie wollte zur niedern Tür hinein und glaubte, er werde vorübergehen. Er aber lüftete den Hut und sagte:
    „Verzeihung, liebes Kind! Wohnen Sie in diesem Häuschen?“
    „Ja“, antwortete sie, leicht verlegen.
    „Ich bin durstig. Haben Sie nicht vielleicht einen Schluck Milch für einen armen Wandersmann?“
    Sie warf einen lächelnden Blick auf sein Äußeres und sagte:
    „Ja, ein gar arg Armer scheinen's zu sein; aber die Milch bekommen 'S halt immer gern. Wollen 'S eine gestandene, welche mehr kühlt, oder eine gleich von der Kuh weg, welche man trinkt, wann man verhitzt ist?“
    „Eine kühle.“
    „Sogleich.“
    Sie trat nur einen kurzen Augenblick in die Hütte und brachte ein einfaches Tischchen und einen Stuhl heraus, beide glänzend vor Sauberkeit, trotzdem sie keine Zeit gehabt hatte, abzustauben.
    „Bitt schön, wann 'S sich setzen wollen! Dahier gibt's einen guten Blick hinauf in die Berge und hinab ins Land. Die Luft ist so rein und mild, und wann nachher auch die Milchen noch mundet, so soll es mich gefreuen.“
    Das war so anheimelnd, so traulich, so wahr. Er setzte sich.
    Als sie dann die Milch brachte, glänzte das Glas tadellos. Dazu brachte sie einen Teller mit einem Stück groben Schwarzbrotes und sagte:
    „Und da ist auch ein Brot zur Milchen, wann's Ihnen gefallt. Butter oder Käs kann ich nicht geben. Die werden verkauft, weil wir halt ein armes Völkl sind und doch auch ein Geldl brauchen.“
    Sie blieb bei ihm stehen, um etwaige Fragen zu beantworten. Er trank von der Milch, ja, er aß sogar einige Bissen des groben Brotes, und zwar mit Appetit. Das freute sie, darum sagte sie:
    „Das ist halt lieb von Ihnen, daß Sie unser Brot nicht verschmähen. Wir haben's leider nicht besser.“
    Er musterte die Hütte mit einem sympathischen Blick, ließ denselben auch auf Tisch und Glas und Teller schweifen und antwortete:
    „Aus einer so sauberen Hand muß alles munden.“
    Sie errötete lebhaft vor Freude, wies aber das Kompliment zurück:
    „Hier in der Luft und wo es ein so gar vieles und schönes Wasser gibt, da kann man leicht sauber sein. In denen großen Städten aber, da wird es schon schwerer macht.“
    „Sind Sie die Besitzerin dieses netten Häuschens oder die Tochter?“
    Trotz der Einfachheit ihrer Erziehung wußte

Weitere Kostenlose Bücher