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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie sagen, mein Mann sei unschuldig. Das hat mich gesund gemacht. Sie sagen, daß Sie es vielleicht beweisen können, und das ist mir eine Medizin, welche meinem Körper die verlorene Spannkraft und Elastizität zurück gibt. Ich muß herab vom Lager, heraus aus dem Bett. Ich muß meinen Sohn überraschen. Wenn er kommt, so muß ich gesund im Zimmer stehen. Gott, wie wird er entzückt sein!“
    „Wann kommt er?“
    „Leider erst am Abend.“
    „So haben Sie ja noch vollständig Zeit, ihm diese Überraschung zu bereiten.“
    „Es dämmert ja bereits!“
    „Nur Geduld, Geduld! Ich begreife überhaupt nicht, daß er Sie verlassen kann. Sie sind gelähmt und liegen so allein.“
    „Er mußte ja gehen. Und die Wirtin, welche unten im Parterre wohnt, kommt alle Viertelstunden, um nach mir zu sehen. Ach, wenn Sie die Güte haben wollten, sie zu rufen!“
    „Wozu?“
    „Sie soll helfen, mich ankleiden.“
    „Da werde ich mich hüten, sie zu rufen. Bleiben Sie jetzt liegen! Wenn ich fort bin, können Sie tun, was Ihnen beliebt!“
    „Sie könnten ja einstweilen ins Nebenzimmer treten!“
    Er zog die Stirn in Falten.
    „Bezähmen Sie doch Ihre Ungeduld! Ich kann mir denken, wie entzückt Sie sein müssen, so plötzlich den vollen Gebrauch der Glieder wieder erhalten zu haben. Aber ich fordere von Ihnen, daß Sie sich zur Ruhe zwingen, wenigstens so lang ich hier bei Ihnen bin.“
    „Können Sie denn nicht wiederkommen?“
    „Nein. Ich werde mich hüten, Personen zu besuchen, bei denen meine Weisungen derart in den Wind gesprochen sind!“
    Er hatte das in strengem Ton gesagt. Sie blickte ihn forschend an und sagte dann:
    „Sie haben recht. Ihnen schulde ich ja alles. Ich bin Ihnen zu ewigem Dank verpflichtet und werde Ihnen gehorchen. Aber eins erbitte ich mir von Ihnen!“
    „Ich werde es gewähren, wenn ich es vermag. Sprechen Sie!“
    „Ganz leicht können Sie es gewähren. Darf ich erfahren, wem ich eine so glückbringende Botschaft zu danken habe?“
    „Dem König. Er ist es, welcher den Preis ausschreiben ließ.“
    „Jawohl, aber wer ist der Herr, den er mir in Ihnen sendet?“
    „Ich? Ich bin – nun, haben Sie mich noch nicht gesehen?“
    „Ich muß Sie gesehen haben, vielleicht schon öfters, aber wo und wann, das ist mir nicht gegenwärtig.“
    „Sie werden mich im Bild gesehen haben.“
    „Ihr Bild? Wo könnte das gewesen sein?“
    „Mein Bild ist in vielen tausend Exemplaren verbreitet.“
    „In vielen tau –!“
    Sie schwieg. Sie richtete einen fast angstvoll forschenden Blick auf ihn und warf sich dann plötzlich aus ihrer sitzenden in die liegende Stellung zurück, die Decke bis an das Kinn emporziehend.
    „Mein Himmel!“ hauchte sie. „Pardon, Pardon, Majestät!“
    „So erkennen Sie mich jetzt?“
    „Ja. Gnade, Gnade!“
    „Seien Sie unbesorgt. Ich zürne Ihnen nicht. Ihr Verhalten hat seine volle, psychologische Berechtigung. Aber behalten wir unsere Ruhe!“
    Er setzte sich wieder auf den Stuhl, welchen er in die Nähe des Bettes zog, und fuhr fort:
    „Also Ihr Sohn wird die hiesige Kirche bauen. Ich werde mich mit ihm ins Vernehmen setzen und ihn auch später fest im Auge behalten. So viel jetzt, was ihn betrifft. Haben Sie ihn jemals für schuldig gehalten?“
    „Nie, keinen Augenblick.“
    „Das war brav! Aber wenn Sie gewußt haben, daß er unschuldig war, so müssen Sie doch wenigstens im Gedanken nach dem Schuldigen geforscht haben.“
    „Das haben wir freilich, er sowohl wie auch ich.“
    „Und fiel Ihr Verdacht auf irgendwen?“
    „Gewiß. Auf zwei Personen, denen aber nichts zu beweisen war.“
    „Wer waren diese zwei?“
    „Ein Kompanieschreiber. Er war der einzige, welcher durch List zu den Papieren gelangen konnte, welche mein Mann angeblich hatte verkaufen wollen.“
    „Wissen Sie den Namen dieses Mannes?“
    „Ich werde ihn nie vergessen. Er hieß Keilberg.“
    „Hermann Arthur Willibold Keilberg!“
    „Oh! Majestät kennen sogar den vollständigen Vornamen!“
    „Ja. Aber der andre, auf welchen Ihr Verdacht fiel?“
    „Das war ein Baron von Alberg.“
    „Sie kannten ihn?“
    „Ja.“
    „Näher?“
    „Eigentlich nicht!“
    „Sie meinen, Sie kannten ihn nur so, wie man einen Bewerber kennt, den man abgewiesen hat?“
    „Wie! Auch das wissen Majestät!“
    „Ich sagte Ihnen bereits, daß ich mehr weiß als Sie. Ich habe mit jenem Keilberg gesprochen.“
    „Ach! Lebt er noch?“
    „Ja. Ich traf ihn draußen auf der Straße, und er bettelte

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