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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mich an, vor kaum einer Stunde. Er hat mir alles gestanden, auch daß Ihr Mann unschuldig war.“
    „Welch ein Glück! Welch ein Glück! Und wo ist dieser Mensch? Er befindet sich doch in Gewahrsam?“
    „Nein, er entfloh mir.“
    „So muß man ihn wieder erlangen! Die Gendarmerie muß aufgeboten werden!“
    Sie hatte sich in plötzlicher Erregung wieder aufgerichtet und in befehlendem Ton gesprochen, ohne zu berücksichtigen, wen sie vor sich hatte. Dann aber fuhr sie in demütig bittendem Ton fort:
    „Verzeihung, Majestät! Die gegenwärtigen Augenblicke sind solche, daß meine Lage mich vielleicht entschuldigt. Ich befinde mich in einer Erregung, welche es mir unmöglich macht, der hohen Gnade Ihrer Anwesenheit die richtige Würdigung entgegen zu bringen. Ich fühle mich darüber so unglücklich, aber ich kann nicht –“
    „Pst! Still!“ unterbrach er sie in mildem Ton. „Ich trage den Umständen volle Rechnung. Ich bin als Privatmann hier und nicht als Monarch. Ich wünsche überhaupt, daß zunächst kein Mensch erfährt, wer heut bei Ihnen war, Ihr Sohn natürlich ausgenommen. Es kann mir nicht einfallen, von einer Patientin mit Kratzfüßen verehrt zu werden. Ich heiße hier einfach Herr Ludwig. Unterlassen Sie also alle Redensarten und Entschuldigungen und teilen Sie mir statt dessen lieber mit, inwiefern Ihr Verdacht auf jenen Baron von Alberg fallen konnte.“
    „Er hatte mir einen Antrag gemacht und war von mir zurückgewiesen worden. Er hatte dann sich meinem Mann öfters in feindseliger Absicht zu nähern gesucht, war aber von demselben mit stolzer Ignoration abgewiesen worden. Als sodann mein Mann sich unschuldigerweise im Gefängnis befand, hungerte ich bei trockenem Brot, um einen Privatpolizisten zu bezahlen, der den Baron beobachten mußte. Auch das war resultatlos.“
    „Sie erfuhren gar nichts?“
    „Gar nichts als nur das, daß der Baron einige Male von dem Kompanieschreiber vergebens aufgesucht worden war.“
    „Hm! Das war freilich zu wenig, um diese beiden fassen zu können. Und doch hatte Keilberg den Baron aufgesucht, um sich den Sündenlohn auszahlen zu lassen.“
    „So ist mein Verdacht also gerechtfertigt gewesen?“
    „Vollständig! Diese beiden waren die Täter. Keilberg hat die geheimen Papiere entwendet. Das übrige übernahm Alberg.“
    „Ich dachte es, ich dachte es! Auch mein armer, unglücklicher Mann war überzeugt davon. Mein Gott, was haben wir gelitten, innerlich und äußerlich!“
    „Das glaube ich Ihnen. Aber Ihre Ehre soll vollständig hergestellt werden!“
    „Nun mein Mann längst tot ist! Wer macht ihn mir wieder lebend? Wer macht all das Herzeleid ungeschehen, welches mit Bergeslast auf uns gelegen hat?“
    „Das ist leider nicht möglich; aber so viel gesühnt werden kann, soll gesühnt werden. Und Ihre Leiden sollen der Boden sein, aus welchem Ihrem Sohn eine schöne Zukunft erwächst. Das mag der Trost sein, welcher Sie mit der Vergangenheit aussöhnt.“
    „Mein Mutterherz hat den heißen Wunsch, daß Eurer Majestät Prophezeiung in Erfüllung gehen möge. Aber sollen diese beiden, die Schuldigen, ihrer Strafe entgehen?“
    „Es ist leider die gesetzliche Verjährung eingetreten. Den Paragraphen des geschriebenen Gesetzes brauchen sie nicht mehr zu fürchten. Aber es gibt ein anderes, höheres, unerbittliches Gesetz, welchem sie verfallen sind, und es gibt einen Mann, der sie im Nacken packen wird, obgleich sie glauben, daß keine Strafe sie treffen kann. Dieser Mann bin ich. Ich werde mich dieses Keilberg versichern. Er entkommt mir nicht. Und sodann werde ich erfahren, wo der Baron Alberg zu finden ist.“
    „In Wien, Majestät.“
    „Das vermute auch ich.“
    „Er war sogar vor kurzem ganz in der Nähe von hier.“
    „Wo?“
    „In Steinegg. Er hat das dortige Schloß gekauft, und noch jetzt befindet sich seine Tochter Milda dort, um – Gott, an sie habe ich gar nicht gedacht! Welch ein Herzeleid und Unglück für sie, wenn sie erfährt, was ihr Vater auf seinem Gewissen trägt! Majestät, um ihretwillen möchte ich ihrem Vater verzeihen!“
    „Kennen Sie sie?“
    „Ja. Mein Sohn ist heut bei ihr.“
    „Ah. Sonderbar! Was will er dort?“
    „Sie hat ihm den Ausbau des Schlosses übertragen.“
    „Wie? Ihm? Kennt sie ihn denn so genau? Weiß sie, daß er der Mann ist, ein so schwieriges und verantwortungsreiches Werk durchzuführen?“
    „Sie scheint davon überzeugt zu sein. Rudolf freilich ist nicht sofort auf ihre Offerte

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