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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vorüber.“
    „Noch lange nicht. Der Samiel kann wiederkommen!“
    „Das kommt ihm gar nicht in den Sinn!“
    „Er wird merken, daß er das Geld nicht hat.“
    „Selbst wann er das merkt, kommt er nicht wieder. Übrigens können 'S ja auch ein paar hiesige Leutln wecken lassen, die herkommen.“
    „Das ist wahr. Ihr aber wärt mit die allerliebsten. Ihr habt mir bewiesen, daß ihr so voller Mut und Vertrauen seid.“
    „Oh, das sind andere auch. Dort kommt jemand. Wer mag das sein?“
    „Das ist der Nachtwächter“, erklärte der Pfarrer, nachdem er die nahende Gestalt betrachtet hatte.
    „Nun, den können 'S ja gleich rufen.“
    „Das werde ich tun. Also ihr bleibt wirklich nicht bei mir?“
    „Nein. Wir können nicht. Wir müssen heim.“
    „So weiß ich gar nicht, wie ich danken soll!“
    „Sie haben uns gar nix zu danken, Hochwürden. Rufen Sie den Wächter.“
    Der Pfarrer öffnete das Fenster und rief den Beschirmer des Ortes. Das Licht wurde wieder angebrannt, und die drei gingen hinab. Der geistliche Herr wußte vor lauter Dankbarkeit nicht, was er angeben sollte. Der Sepp und Fritz wiesen alles ab und brachen auf. Zehn Minuten später war das ganze Örtchen wach, und alle Einwohner desselben wußten, was geschehen war.
    Die beiden Beschützer des geistlichen Herrn eilten die Straße entlang, Kapellendorf zu. Sie wollten eher dort eintreffen als die zwei Samiels.
    Das gelang ihnen auch, denn die Bäuerin hatte mit dem Bastian ebenso wie vorher einen Umweg zu machen. Sie sprachen unterwegs nicht miteinander, waren aber beide sehr zufrieden, daß es ihnen geglückt war, den Diebstahl zu verhindern und dem Samiel einen solchen Streich zu spielen.
    Als sie dann am Ziel angekommen und über den Zaun gestiegen waren, fragte Fritz:
    „Warten wir hier, bis sie kommen?“
    „Wozu?“
    „Ich wüßte auch keinen besonderen Grund.“
    „Wir haben nichts mehr zu tun. Nur beobachten möcht ich die Bäuerin, wann sie das Kuvert aufimacht.“
    „Das ist leider nicht möglich. Zwar liegt unser Fenster dem ihrigen gegenüber, aber es ist zu weit, um deutlich sehen zu können.“
    Sie begaben sich nach Fritzens Kammer und entledigten sich ihrer Oberkleider. Sie setzten sich an das geöffnete Fenster und behielten dann den Hof scharf im Auge.
    Es dauerte sehr lange, ehe sie die Kommenden bemerkten, länger als es zu erwarten gewesen war. Jedenfalls war der Grund derjenige, daß beide ihre Kleidung nach dem Versteck gebracht hatten.
    Endlich kamen sie, beide zu gleicher Zeit. Die Bäuerin stieg drüben zur Strickleiter empor, und dann ging der Bastian in den Stall. Eine kurze Zeit später wurde in der Schlafstube der Bäuerin Licht gemacht.
    „Du“, kicherte der Sepp, „jetzunder macht sie den Geldbrief auf. Nicht?“
    „Jedenfalls!“
    „Das Gesicht möcht ich sehen! Gleich hundert Mark tät ich geben, wenn ich es sehen könnt!“
    Beide blickten über den Hof hinüber nach den erleuchteten Fenstern. Plötzlich war das Licht weg.
    „Sollt sie sich bereits niederlegen?“ fragte Sepp.
    „Nein. Sie wird in das verborgene Kabinett gegangen sein.“
    „Das glaub ich auch, denn – du, da ist sie ja! Sie kommt mit der Latern!“
    Die Hintertür des Wohnhauses wurde aufgemacht, und zwar keineswegs leise, und man sah die Bäuerin erscheinen, mit einer Laterne in der Hand.
    „Was hat sie vor?“ fragte Fritz.
    „Ich weiß!“ antwortete der Sepp. „Schnell ins Bett hinein!“
    Er sah, daß die Bäuerin wie eine Furie über den Hof herübergefegt kam.
    Die beiden fuhren in das Bett und deckten sich zu.
    „Meinst, das sie zu uns kommt?“ flüsterte Fritz.
    „Ja.“
    „Ach! Das wäre toll!“
    „Sie ist jetzt imstand, noch viel Tolleres zu tun. Hast doch die Kammertür nicht richtig zuschlossen?“
    „Nein.“
    „So kann sie herein. Sie will sehen, ob ich da bin. Tu so, als obst schläfst.“
    Die beiden machten die Augen zu. Der Sepp fing sogar an, zu schnarchen. Da knirschten die Stufen der Treppe unter den Tritten der Bäuerin. Sie kam rasch an die Tür und riß sie auf. Die Laterne hoch emporhebend, trat sie an das Bett.
    Sie hatte dabei ein solches Geräusch verursacht, daß die beiden sich nicht schlafend stellen konnten. Der tiefste Schläfer wäre aufgeweckt worden. Darum tat der listige Alte so, als ob er aufwache, reckte und dehnte sich, sah die Bäuerin erstaunt an, fuhr schnell auf und sagte:
    „Die Bäuerin? Donnerwettern! Was soll's sein? Was ist denn los? Brennt's wo?“
    Er sprang aus

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