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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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glückliches Dingerl. Wann ich mein Käs und Brot hatt, so war's gut. Weiter hab ich nix braucht, und alle Tagen waren Sonnenschein. Ich denk oft, daß es viel besser wär, wann ich auf meiner Alm hätt bleiben könnt. Aber da schwatz ich nur allein von mir und denk gar nicht an Sie. Wo sind denn Sie daheim?“
    „In einem kleinen Dörfle droben in denen Bergen, nicht allzuweit von Böhmen herein.“
    „Wie heißt es denn mit Namen?“
    „Hohenwald.“
    „Was? Hohenwald! Ist's möglich!“
    „Kennen 'S den Ort?“
    „Dort gewest bin ich freilich nicht, aber hört hab ich gar viel davon. Also von dorther sind 'S? Da haben 'S wohl auch den Silberbauern kannt?“
    „Ja“, antwortete Martha, indem ihr Gesicht noch bleicher wurde.
    „Und das, was mit ihm geschehen ist, das wissen 'S wohl auch?“
    „Alles weiß ich, alles!“
    „So sind 'S wohl damals noch dort gewest?“
    „Grad mitten in denjenigen Ereignissen bin ich fort von Hohenwald. Ich hab's dort nicht länger mehr anschauen könnt.“
    „Ja, es soll schrecklich hergangen sein. Dera Silberbauer ist grad ganz und gar ein Bösewicht gewest und sein Sohn ebenso. Jetzund haben's ihren Lohn. Der Alte ist doch noch an seinen Wunden und an dem Fieber storben, nachdem er vorher alles einstanden hat. Und dera Junge sitzt noch heut im Spinnhaus. Beiden ist gar recht geschehen! Nachher die Tochter, die ist eine gar Stolze und Barsche gewest. Sie hat einen Hochmuten im Kopf gehabt, so groß wie ein Kirchturm. Die ist, als alles zusammenbrechen tat, vom Dorf fort. Man hat sie lange suchen müssen, bevor man sie fand, denn sie hat doch auch verhört werden mußt vom Gericht. Da hat's sich aber herausgestellt, daß sie ganz unschuldig ist, und darum hat sie wieder gehen könnt. Sie soll ganz anderst ausschaut haben, die Stolze. Man hat sie nur die Silbermartha nannt, weil ihr Name Martha gewest ist und –“
    Sie hatte das alles in ihrem Eifer schnell erzählt, ohne auf die so unerwartet gefundene Landsmännin zu achten. Diese war in kleinen, langsamen Schritten von ihr zurückgewichen, sank dann auf einen Stuhl nieder, schlug die Hände vor das Gesicht und brach in ein herzerschüttertes Weinen aus.
    Leni erschrak natürlich. Sie hielt inne, trat näher und fragte:
    „Sie weinen? Warum denn? Sind 'S vielleicht bei dera Geschichten auch mit beteiligt gewest?“
    „Leider ja“, nickte Martha.
    „Wie denn? Mein Herrgottle! Welch eine Unvorsichtigkeiten, daß ich davon gesprochen hab. Sagen 'S schnell, warum Sie weinen?“
    Unter strömenden Tränen antwortete das Stubenmädchen:
    „Wissen 'S denn meinen Namen nicht? Haben 'S nicht hört, wie Frau Salzmann mich ruft?“
    „O ja. Martha werden 'S von ihr genannt.“
    „Und soeben haben 'S doch von dera Silbermartha sprochen!“
    Da schlug die Leni die Hände zusammen, sank nun ihrerseits in einen Stuhl und rief:
    „Mein grundgütiger Himmel, was bin ich doch für ein talketes Dirndl gewest! Was hab ich da gesprochen und geredet, ohne zu wissen, zu wem ich es sag. So eine unselige Dummheiten hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht begangen. Das können 'S mir ja nimmermehr verzeihen.“
    „Warum nicht? Sie haben ja die volle, richtige Wahrheit sagt. Ich kann Ihnen darüber gar nicht bös sein.“
    „O doch, o doch! Ich könnt mir selber gleich die Ohrfeigen geben, die ich verdient hab. Ich bin halt gar nicht diejenige, die ohne Gedanken in den hellen Tag hinein schwatzen tut. Ich bin im Gegenteil mehr als vorsichtig in allem, was ich tu und was ich sprech. Und grad heut, grad jetzt, wo ich vor Freud darüber, daß ich eine Landsmännin funden hab, dem Zungerl mal freies Spiel lassen tu, da muß so ein Unglück geschehen. Also die Silbermartha sind 'S, die Silbermartha selber?“
    „Ja, ich bin es“, antwortete die Gefragte schluchzend.
    „O Jegerl, wie müssen 'S sich da über mich kränken! Das kann ich mir halt nicht verzeihen. Wie sollen da Sie es mir vergeben können. Daran ist ja gar nicht zu denken!“
    „Ich habe Ihnen nichts zu vergeben. Machen Sie sich ja keine Vorwürfe. Hier, nehmen Sie meine Hand als Beweis, daß ich Ihnen wirklich nicht zürne. Aber wann Sie wüßten, was ich seit jener Zeit mich gehärmt und grämt hab, so würden 'S mir glauben, daß ich nicht mehr das hochmütige Ding bin, das ich früher war.“
    „Das sehe ich, das sehe ich ja. Ich will Ihre Hand nehmen. Verzeihen Sie mir. Wir wollen nicht nur Landsmänninnen sondern Freundinnen sein. Machen 'S mit? Ich bitt gar

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