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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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haben?“
    „Daßt Herrn Walther in Regensburg kennengelernt hast und daß er um deinetwillen die dortige gute Stell gegen die schlechte in Hohenwald umitauscht hat. Ist das wahr oder nicht?“
    Martha legte sich in das Sofakissen zurück, verhüllte ihr Gesicht mit den Händen und antwortete:
    „Ja, es ist wahr.“
    „Und nachher hast ihn zurückstoßen?“
    „Auch das ist richtig.“
    „Kind, warum hast das tan? Er hat dich gar so sehr lieb habt.“
    „Ich bin hart und stolz gewest, und er hat seinen Wohlgefallen an meiner Gestalt funden; aber eine wahre und innige Liebe hat er gegen mich nicht fühlen könnt.“
    „Du irrst. Er hat dich wirklich geliebt.“
    „Nein. Ich hab ihn auf die Probe stellt, und er hat sie nicht bestanden.“
    Ihr Busen wogte heftig auf und nieder. Der so lange Zeit niedergehaltene Schmerz bäumte sich in ihr auf.
    „Und ich sage dir abermals, du irrst, Martha“, sprach Leni in mildem Ton. „Du hast ihn falsch behandelt.“
    „Ja, das ist wahr; aber dennoch weiß ich ganz genau, daß er mich nicht wirklich lieb gehabt hat. Er wär sonst nicht so von mir gegangen und hätt mich in meinem Gram und Schmerz allein gelassen.“
    „Hast du ihm denn zeigt, daß du Gram und Kummer fühltest?“
    „Nein. Dazu war ich zu stolz.“
    „Also hat er gar nicht wußt, daßt dich so kränkst. Er hat zu keinem Menschen was sagt; aber aus allem, was ich hört hab, hat er dich für herz- und gefühllos halten müssen. Du hast ihn nach Hohenwald gelockt, und als er deshalb seine gute Anstellung aufgab, hast ihm sagt, daßt niemals einen Schulmeister nehmen würdest. Was hat er da denken müssen? Dazu ist die Feindschaft deines Vaters und Bruders kommen. Du hast nix tan, um seine Achtung zu erwerben, hast dich auf dein Geld und deine Schönheit verlassen. Da willst dich nun wundern, daß er sich zornig von dir abgewendet hat? Er hat ganz richtig gehandelt. Wann er das nicht tan hätt, so wär er ja gezwungen gewesen, sich selbst zu verachten. Nimm es mir nicht übel, Martha, wann ich so zu dir sprech. Meine Worte klingen hart, aber sie sind es nicht. Das Weib soll stets lieb, sanft und mild sein, lieb und versöhnlich, freundlich und nachgebend. Dera Mann aber muß stolz und fest sein, selbst wann er ein wenig hart ist, so vergibt man ihm das, wenn man ihn nur achten kann. Aber du hast wollt, daß es grad umikehrt sein soll. Du hast ihn beherrschen wollen, und da hat er freilich nicht mitgemacht.“
    „Ja, ich weiß, daß ich darinnen gefehlt habe. Aber ihm ist das Scheiden so leicht worden, daß er mich unmöglich recht geliebt haben kann.“
    „Weißt's gewiß, daß es ihm so leicht worden ist?“
    „Ja. Ich hab es ja gesehen.“
    „So! Bist wohl wirklich eine von denen, welche denen Menschen in das Herz schauen können?“
    Martha schwieg.
    „Schau, wast dir einbildet hast, das hast für allein richtig halten. Du hast gar nicht denkt, daßt dich da irren kannst. Wer weiß, wie finster es ihm im Herzen worden ist, als er hat von dir gehen müssen. Und wer weiß, ob es in seinem Herzen jemals wiederum licht werden kann.“
    „Oh, darum hab ich mich nicht zu sorgen.“
    „Warum?“
    „Selbst wann ich mich damals im Irrtum befunden hätt, wann seine Liebe wahr gewesen wär, so wär doch nun alles aus. Er ist nicht mehr der arme Lehrer, sondern er wird, wie du selber sagst, ein berühmter Mann. Was aber bin ich? Ich hab ja niemals diejenige Bildung und Kenntnisse besessen, welche so ein Mann von seiner Frau verlangen kann. Nun bin ich auch nicht mehr reich, sondern nur ein armes Dienstmädchen, welches froh sein muß, wann die Herrin mit ihm zufrieden ist. Eine Zukunft hab ich nimmermehr. Die Schand ruht auf mir und meinem Namen – ich hab nix mehr zu hoffen.“
    „So! Da hab ich mich freilich in dir sehr geirrt. Ich hab glaubt, du seist ein Mädchen, welches es mit dera ganzen Welt aufnimmt. Und nun sinkst zusammen wie ein Luftballon, bei welchem das Gas auskommen ist. Das tut mir leid um dich.“
    „Kann ich anders?“
    „Ja. Kein Mensch darf auf die Hoffnung einer bessern Zukunft verzichten.“
    „Meine Zukunft ist trüb und traurig!“
    „Da könnt ich mich beinahe mir dir zanken. Wannst den Lehrer wirklich lieb gehabt hättest, würdest nicht so reden.“
    „Ich hab ihn so lieb gehabt, so sehr lieb. Ich hab es selber nicht wußt, wie sehr meine Seele an ihm hängt. Erst später hab ich es an mir merkt, daß es ohne ihn kein Glück für mich gibt. Da aber war es zu spät. Er ist

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