Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Betten, und der Knecht meinte:
    „Das ist freilich stark! Sich bis in die Kammer zu uns herein zu wagen!“
    „Das ist kein Wagnis.“
    „Wann wir nun noch wach gewest wären und ihn derwischt hätten!“
    „So hätte er irgendeinen Befehl an dich auszurichten habt. Die beiden haben dies gar schön besprochen. Er wird's dera Bäuerin sagen, daß wir schlafen. Schau, er hat es schon tan, denn da geht sie wieder über den Hof hinüber. Sie nimmt sich auch gar nicht so in acht wie vorher. Sie glaubt also, vor uns sicher zu sein. Die beiden haben irgend etwas vor. Was das ist, das müssen wir derfahren.“
    „Aber wie?“
    „Wir steigen auf den Wagen und schauen in die Kammer der Bäuerin.“
    „Das geht jetzunder noch nicht. Sie würden uns sehen, weil's zu hell ist.“
    „Das ist freilich wahr. Wann wir über den Hof hinüber gehen, so müssen sie uns ganz deutlich sehen. Ja, wann, wann es einen andern Weg geben tät.“
    „Hm! Ich wüßt wohl einen.“
    „Welchen?“
    „Gleich unter dera Treppen hier ist der Holzstall. Von da geht ein Laden hinaus in den Garten. Wann wir da hinaus steigen, können wir uns hinter dera Scheun herumschleichen bis hinüber zum Haus, wo wir in den Schatten kommen.“
    „So tun wir's gleich!“
    „Ja, gut. Aber der Bastian könnt im Stall doch die Stufe hören, welche in dera Trepp knarren tut. Es ist die dritte von oben herab. Steig über dieselbige hinweg. Was machen wir aber mit unsera Kammertür?“
    „Die wird verschlossen. Wir müssen gewärtig sein, er kommt nochmal aufí und sieht da, daß wir nicht drinnen sind.“
    „Aber wann's nun auf einmal verschlossen ist, wird's ihm auch auffallen.“
    „Wir haben später daran denkt, daß sie auf ist und haben nachher zumacht. Komm!“
    Sie kleideten sich an und verließen die Kammer. Nachdem Fritz dieselbe verschlossen hatte, steckte er den Schlüssel zu sich. Sie gelangten in den Holzstall und von da durch den Boden in den Garten. Der Sepp schritt voran und Fritz folgte. Sie befanden sich im Schatten. Rechts um die Ecke biegend, gelangten sie hinter die Scheune, welche eine Seite des viereckigen Hofes bildete. Sie schritten an derselben entlang. Sie war durch einen offenen Gang in zwei Hälften geteilt, der Tenne und dem sogenannten Pansen. Durch diesen Gang gelangte man aus dem Hof in den Garten. Hier mußten die beiden durch.
    Sepp, als der Voranschreitende, trat zuerst in den Gang. Er hatte aber noch nicht drei Schritte getan, so drehte er sich schnell um, ergriff Fritz am Arm und riß ihn zurück, aus dem Gang hinaus.
    „Was hast?“ fragte der Knecht.
    „Der Bastian! Schnell hinter den Busch an dera Scheunenwand.“
    An der Hinterwand der Scheune wucherte ein dichter Holunder, hinter welchem die beiden sich schleunigst niederduckten.
    „Hast ihn genau sehen?“ flüsterte Fritz.
    „Ja. Er kam über den Hof herüber und grad auf den Gang zu.“
    „So muß er auch dich erblickt haben.“
    „Nein. Er befand sich im lichten Mondschein, wir aber waren im dunkeln Gang. Horch!“
    Sie hörten Schritte. Dann sahen sie den Blödsinnigen aus dem Gang in den Garten treten. Er blieb stehen und blickte sich um, kaum vier oder fünf Schritte von den beiden entfernt.
    „Schau, was hat er in dera Hand?“ raunte der Knecht dem Sepp zu.
    „Einen Stock.“
    „Nein. Das ist länger und stärker als ein Spazierstock. Das ist fast wie ein langer Schaufelstiel.“
    „Ein Schaufelstiel ist gebogen, dieser Stock aber ist gerade. Vielleicht ist's gar eine Stockflinten.“
    „Das ist möglich. Wann er nur nicht nach dieser Seiten kommt, wo wir kauern. Er müßt uns sehen.“
    „Ja. Doch, da läuft er nach dem Gartenzaun. Er steigt hinauf und springt hinaus auf den Weg. Schnell hin! Ich muß wissen, wohin er geht.“
    Sie eilten nach dem Zaun und kamen noch zur rechten Zeit, um zu sehen, daß der Bastian quer über den Weg ging und dann in den Rain einbog, welchen vorhin die Bäuerin benutzt hatte, um dem Grafen zuvorzukommen.
    „Wollen wir ihm nach?“ fragte Fritz.
    „Nein.“
    „Man sollt aber doch wissen, wohin er sich wendet.“
    „Dazu haben wir keine Zeit. Wir müssen auf die Bäuerin aufpassen. Sie ist ja die Hauptperson. Komm!“
    Jetzt kehrten sie zu dem Scheunengang zurück. Im Hof angekommen, huschten sie nach links an die hintere Seite des Hauptgebäudes hinüber, wo sie sich nun wieder im Schatten befanden. Von da schlichen sie sich zum Wagen hin. Der Sepp begnügte sich nicht damit. Er ging auch nach der

Weitere Kostenlose Bücher