71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil
wir.“
„Na, ganz wie du denkst. Da ist das Licht auf dem Tisch, auch Streichhölzern dazu.“
„Brenn an! Wir müssen sogleich die Strickleitern empornehmen, damit niemand zu uns aufi kann.“
Als nun das Licht brannte, sahen sie, daß die Strickleiter mit den beiden erwähnten Schnuren über eine Doppelrolle lief, welche an das eine Bein des Bettes befestigt war. Die Vorrichtung war eine ganz einfache. Durch die Schnur wurden die Rollen auf- und durch die andere abgedreht; so kam es, daß die Strickleiter ganz leicht auf- und abbewegt werden konnte. Der Sepp nahm sie herein.
„So!“ sagte er. „Und nun schaun wir uns das Versteck an.“
Er trat zu dem Schrank und fand zu seiner Freude, daß der Schlüssel steckte.
„Das ist sehr gut! Das kann mich gefreun!“ lachte er. „Die Bäuerin ist doch nicht so klug, wie ich dacht hab! Laßt uns da den Schlüssel stecken! Das ist doch eine große, große Unvorsichtigkeiten!“
„Sie hat doch nicht denken könnt, daß jemand einsteigt bei Ihr!“
„Wann sie klug wär, tät sie auch an diesen Fall denken. Man sollt ihr doch gleich eine tüchtige Maulschellen geben. So ein Frauenzimmer hat doch niemals die Gedanken richtig beisammen!“
„Was räsonierst denn! Für uns ist das doch sehr vorteilhaft!“
„Magst recht haben, und doch kann ich mich über eine solche Unvorsichtigkeiten so erbosen, daß ich gleich mit denen Füßen dreinspringen möcht. Na, wir wollen uns mal Platz machen.“
Der jetzt offene Schrank hing voller Kleidungsstücke. Sepp gab Fritz das Licht zum Halten und schob die Kleider zurück und auseinander.
„Sapperment! Da ist's ja zu!“ sagte er.
Jetzt war nämlich eine Hinterwand vorhanden.
„Hast denn denkt, daß es aufi ist?“ fragte Fritz.
„Natürlich! Die Bäuerin ist ja da hindurchgangen. Nun ist aber gar eine Rückwand am Schranke.“
„Sie wird sich öffnen lassen.“
„Ja, ganz gewiß. Laß schauen! Leucht mal her. Es muß ein Schloß da sein, ein Riegel oder sonst was.“
Er suchte, aber vergebens. Die Hinterwand schloß sich fest an den Boden, die Decke und die Seitenteile. Es war keine Spur irgendeiner Vorrichtung zu sehen, durch welche sie geöffnet werden konnte.
„Donnerwetter! Das ist mir unbegreiflich!“ fluchte der Sepp. „Hindurch kann man; das ist gewiß. Dahinter ist's hohl. Horch!“
Er klopfte, und es war allerdings dem Ton anzumerken, daß der Schrank nicht an einer Mauer stand.
„Wer soll das begreifen! Da steht mir doch der Verstand still!“ brummte Sepp.
„Ich weiß auch keinen Rat!“
„Das glaub ich wohl. Aber wollen's doch mal versuchen. Schau du mal nach. Vielleicht findest durch Zufall, was ich nicht funden hab.“
Nun untersuchte der Knecht den Schrank, aber auch vergeblich.
„Weißt“, sagte er, „wollen's heut lassen!“
„Das fallt mir nicht ein.“
„Wir haben für heut bereits genug derfahren. Wollen zufrieden sein.“
„Aber ich bin einmal darauf versessen, das Versteck zu finden!“
„Laß es sein! Du weißt, wo es liegt. Damit kannst dich einstweilen begnügen. Später, wann wir wieder hier sind, werden wir entdecken, wie die Wand aufzumachen ist.“
„Ich möcht's aber heut derfahren!“
„Dann bemerkt die Bäuerin, daß jemand hier gewest ist.“
„Oh, die kommt nicht zugleich zurück. Die ist hinaus in den Wald.“
„Aber wir verbrennen ihr hier das Licht. Wann sie heimkommt und das sieht, so schöpft sie Verdacht.“
„Hm! Das ist freilich wahr. Also müssen wir die Geschicht lassen bis ein anderesmal, wo wir Licht mithaben.“
Er schloß den Schrank wieder zu und begann, in der Schlafstube und dem vor dem Zimmer sich genau umzuschauen. Es war nicht das mindeste zu entdecken, was darauf hätte weisen können, daß hier der Samiel wohne.
„Vorsichtig ist sie doch“, sagte er. „Wann wir nur durch den Schrank könnten. Da liegen sicherlich die Beweise, welche wir suchen.“
„Natürlich! Hier aber findet man nix, als höchstens das eine – hier das Bett!“
Fritz deutete auf das Bett, welches aufgeschlagen war. Decke, Bettuch und Unterbett waren zur Seite geschlagen.
„Was ist's denn?“ fragte der Sepp.
„Das siehst nicht?“
„Daß niemand drin im Bett liegt, das seh ich schon!“
„Ja, das sieht auch ein Blinder. Aber schau mal da her! Da ist eine Spannfedernmatratze, und darauf liegt eine Strohmatratze. Zwischen denen beiden ist diese Stelle hier eingedrückt. Warum?“
„Ah ja! Jetzunder weiß ich, wast meinst. Hier
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