Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
so streng?“
    „Ja, besonders mit dem Bastian hier.“
    „Mit dem? Warum?“
    „Das weiß ich nicht. Sie kann ihn wohl gar nicht leiden.“
    „Der arme Teuxel.“
    „Ja, auch mich hat er immer dauert, wann sie zornwütig mit ihm gewest ist. Mit einem Menschen, welcher seine fünf Sinnen nicht beisammen hat, muß man wohl ein wenig nachsichtiger sein können. Na, ich will das Licht auslöschen und ihm den Schlaf gern gönnen.“
    Er blies das in der Laterne befindliche Lämpchen aus, und dann gingen sie.
    Gleich neben dem Stall führte die Treppe zu seiner Kammer empor. Auf derselben angekommen, wollte er sprechen; aber der Sepp gab ihm einen Rippenstoß und flüsterte ihm zu:
    „Schweig jetzt! Der Kerl könnt uns nachschleichen und etwas hören.“
    So verhielten sie sich ruhig, bis sie in die Kammer gelangt waren, und auch dann sprachen sie so leise, daß ein etwaiger Lauscher draußen nichts hören konnte.
    „Hast ein Licht da?“ fragte der Sepp.
    „Ja, ein Talglicht steht auf dem Tisch.“
    „So brenn es an!“
    „Warum? Wir müssen doch im Dunklen sein, damit man nicht sieht, was wir tun.“
    „Nein, wir müssen Licht haben. Ich denk mir halt, daß die Bäuerin unten steht uns uns heimlich beobachtet. Sie muß sehen, daß wir uns ausziehen.“
    „Ach so! Willst also wirklich ins Bett?“
    „Das fallt mir gar nicht ein. Ich will sie beobachten. Aber grad darum muß sie denken, daß ich mich niederlegt hab und du auch mit. Wir ziehen die Westen aus, damit sie das Hemden derblickt. Da denkt's ganz sicher, daß wir nachher schlafen.“
    So geschah es. Sie brannten das Licht an und zogen ihre Jacken und Westen aus. Dann traten sie einige Male so nahe an das Fenster, daß man sie von dem Hof und dem Hauptgebäude aus deutlich sehen konnte und nun löschten sie das Licht wieder aus. So hatte es ganz den Anschein, als ob sie sich nun niedergelegt hätten.
    Nun saßen sie nebeneinander auf Fritzens Bett und flüsterten miteinander.
    „Denkst wohl, daß sie heut noch etwas beginnt?“ fragte der Knecht.
    „Wissen tu ich's freilich nicht; aber ich ahne es. Es liegt mir halt ganz so in denen Gliedern, als ob mir noch was derfahren müßten.“
    „Und ich hab die Ansicht, daß sie das bleiben lassen wird.“
    „Warum?“
    „Aus zweierlei Gründen. Erstens kann sie sehr zufrieden sein mit dem, was sie heut gestohlen hat. Und zweitens bist du so unvorsichtig gewest. Sie wird ahnen, daßt sie für den Samiel hältst und also nix unternehmen, solang du dich hier bei uns befindest.“
    „Meinst wirklich, daß der Wurzelsepp ein Unvorsichtiger ist?“
    „Ja. Hast ihr heut verschiedenes merken lassen, wast für dich hättest behalten sollen.“
    „So! Was denn?“
    „Nun, zum Beispiel, daß sie die Uhr an dera Taschen habt hat. Dadurch muß sie doch mißtrauisch worden sein.“
    „Hm! Bist wirklich ein Kluger, der das Gras wachsen hört. Grad das hab ich doch wollt, daß sie mißtrauisch werden soll.“
    „Warum aber denn?“
    „Damit sie die Uhr schnell verstecken soll.“
    „Das hat sie freilich sofort tan. Was aber kann dir das nützen?“
    „Sehr viel. Das hast doch auch sehen. Ich hab wissen wollt, wo sie ihr Versteck hat. Indem ich sie mißtrauisch macht hab, ist sie gleich in ihre Kammer gangen. Wir haben sie beobachtet, und wissen nun, wo der Raub zu suchen ist.“
    „Sapperment! Ja, wannst das so beabsichtigt hast, so bist freilich ein kluger Kopf.“
    „Ja, den Wurzelsepp kannst dir nicht für ein paar Pfennige kaufen. Da mußt schon mehr zahlen, wannst ihn bekommen willst!“
    „Aber nachher hast Reden fallen lassen, aus denen sie merken muß, in welch einem Verdacht du sie hast.“
    „Was schadet das?“
    „Sehr viel. Sie wird sich nun so sehr in acht nehmen, daßt nun gar nix mehr derfahren wirst.“
    „Das darfst freilich dem Sepp nicht sagen. Zunächst wissen wir bereits so viel, daß wir sie bereits schon jetzt fangen können –“
    „Wann sie nun nix mehr tut! Wo willst sie dann fangen?“
    „Wir brauchen nur in ihrem Versteck aussuchen zu lassen. Da wird genug funden werden, um ihr zu beweisen, daß sie der Samiel ist. Und sodann mußt auch noch an die Hauptsach denken. Mit dem, was ich ihr sagt hab, hab ich sie ängstlich machen wollt. Wann einer ängstlich wird, so verliert er die kalte Überlegungen und begeht viel leichter eine Unvorsichtigkeiten!“
    „Das mag wohl sein; aber ich denk, daß sie keine Unüberlegtheit tun wird, sondern sie wird von nun an lieber gar nix

Weitere Kostenlose Bücher