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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zwischen denen beiden Matratzen versteckt's die Strickleiter am Tag, wann's sie nicht brauchen tut.“
    „Ganz recht. Das ist doch wenigstens etwas, was wir entdeckt haben.“
    „Kann uns aber nicht viel helfen. Doch wart nur, wann ich wieder komme! Da werd ich mir Licht genug mitbringen. Für heut muß man es lassen.“
    Er blies das Licht aus und setzte es an die gehörige Stelle. Dann ließ er die Strickleiter hinab. Fritz mußte zuerst hinuntersteigen, und dann folgte der Alte. Draußen zog er die beiden Fensterflügel zusammen, ganz so, wie die Bäuerin es gemacht hatte. Da er nun die Mechanik der Leiter kannte, war es ihm, als er unten angekommen war, leicht, sie emporzuschaffen, so daß die Bäuerin bei ihrer Rückkehr alles genauso fand, wie sie es verlassen hatte.
    „Nun muß ich aber fort“, sagte Fritz. „Was tust du indessen?“
    „Ich bleib natürlich hier. Ich versteck mich wiederum auf dem Wagen ins Grummet hinein und wart, bis der Samiel wiederkommt. Vielleichten gibt er mir eine Gelegenheiten, etwas Neues zu schauen oder zu derfahren. Es kann auch sein, wann ich genau aufpaß, daß ich dann seh, wie der Schrank hinten geöffnet wird.“
    „Wollen es hoffen. Mach nur die Augen aufi!“
    „Das brauchst mir gar nicht zu sagen, denn das tu ich schon ganz von selbst. Und du, wann wirst zurückkommen?“
    „Ich werd nicht lange bleiben. Wir gehen zum Holzknecht, dessen Weib krank ist.“
    „Willst ihr was bringen?“
    „Ja. Ich hab ein Brot und Wurst und anderes im Dorf kaufen wollen, um es ihr zu geben, aber da ich keine Zeit dazu funden hab, weil am Nachmittag gar so viel passieren tat, so will ich ihr dafür ein kleines Geldl geben.“
    „Ja, ein kleines“, lachte der Sepp. „Ein großes wirst wohl nicht zusammenbringen.“
    „Weil ich meinen Lohn stets auf die Sparkassen tragen hab, so hab ich nicht viel im Beutel. Da hast recht.“
    „Wie viel willst ihr denn geben?“
    „Vielleichten drei Mark oder fünf. Mehr kann ich nicht abtun.“
    „Damit ist denen Leutln auch nicht viel geholfen, denn auch er ist krank.“
    „Wie? Du kennst sie?“
    „Ja. Es ist ein braves und armes Völkel. Weißt, ich werd dir auch was dazu geben.“
    „Das wollt ich wohl mit Dank besorgen.“
    „So komm her und mach die Hand aufi.“
    Er zog seinen alten Beutel, suchte drei Geldstücke hervor und gab sie dem Knecht. Dieser befühlte das Geld mit den Fingern, um zu erfahren, wie viel es sei. Da er aber nicht recht klug werden konnte, so trat er aus dem Schatten in den Mondenschein und sah es sich an.
    „Du, Sepp“, sagte er, „du hast dich ganz gewiß vergriffen.“
    „Wieso?“
    „So viel hast nicht geben wollt.“
    „Meinst?“
    „Ja. Es sind zwei Zwanzigmarkerln und ein Zehnmarkstückerl.“
    „Grad so viel wollt ich geben.“
    „Aber du – fünfzig Mark!“
    „Halts Maul! Hast heut ja sehen, daß ich ein Geldl verborgen und auch verschenken kann. Nimm's nur hin!“
    „So vergelt's Gott, lieber Sepp. Die Leutle werden eine Himmelsfreud haben, wann's das empfangen.“
    „Und ich freu mich mit. Aber sag ja nix, daß es von mir ist!“
    „Ich muß es doch sagen!“
    „Nein, kein Wort!“
    „Sonst denkens doch, es sei von mir!“
    „Das mögen's denken!“
    „Mit fremden Federn mag ich mich nicht schmücken.“
    „So sag, wast willst, aber mich laß aus dem Spiel. Wannst ihnen meinen Namen nennst, so bist mein Freund gewest. Das kannst dir merken.“
    „Bist ein besonderbarer Kerlen! Doch will ich dir den Willen tun.“
    „So mach, daßt nun fortkommst!“
    „Gut! Das laß ich mir nicht mehrere Male sagen. Also, wann ich wiederkomm, da treff ich dich auf dem Wagen?“
    „Ja, doch nimm dich in acht, damit nicht gesehen wirst und auch mich nicht verraten tust dabei. Die beiden könnten schon vor dir wiederkommen sein.“
    „Ich werd mich schon so an den Wagen schleichen, daß mich niemand bemerken kann.“
    „So mag es sein. Grüß mir auch die Martha, und sag ihr, daß ich den Brautherrn machen möcht. Sie soll sich also beeilen und dir das Jaworten geben.“
    Er stieg auf den Wagen und Fritz ging fort, durch den Scheunengang. Er stieg grad da, wo vorher der Bastian und die Bäuerin über den Zaun gesprungen waren, auch über denselben und ging dann quer über einige Wiesen, um an den von Martha bestimmten Ort zu gelangen, ohne von irgendwem gesehen zu werden.
    Als er denselben erreichte, war sie noch nicht da. Er setzte sich unter einen Baum und wartete, im Dunkel des Schattens

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