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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verborgen. Der Weg führte da vorüber, rechts nach dem Dorf und links nach dem Forsthaus.
    Er hatte noch nicht fünf Minuten da gesessen, so hörte er von rechts her ein leises Geräusch. Er horchte aufmerksam hin. Es schien sich nicht zu nähern, aber auch nicht zu entfernen, und trotzdem klang es, als seien es langsame, leise Schritte.
    Um seiner eigenen Sicherheit willen mußte er nachsehen, was es sei. Er stand also auf und schlich sich auf das vorsichtigste hin, etwas tiefer in den Wald hinein und sodann parallel mit dem Wege fort.
    Er kam näher und näher. Dann blieb er halten und legte sich auf den Boden nieder. Er kroch auf Händen und Füßen weiter und konnte nun gegen den lichten, vom Mond beschienenen Streifen, welchen der Weg bildete, eine weibliche Gestalt erkennen, welche neben diesem Weg unter den Bäumen auf und nieder schritt.
    Schon wollte er aufspringen und hervortreten, denn er dachte, daß Martha es sei, da hustete die Gestalt zu seinem Glück, und gleich darauf hörte er in gedämpftem Ton die ungeduldigen Worte:
    „Himmeldonnerwetter! Der Kerl kommt weiß Gott noch immer nicht! Ich könnte ihn zerreißen.“
    Er sah, daß das Frauenzimmer dabei die Erde mit dem Fuß stampfte, ganz in der ihm bekannten Art und Weise, in welcher die Kronenbäuerin dies tat, wenn sie sich in Zorn befand.
    Auch ihre Stimme war es gewesen. War die Bäuerin wirklich da, oder täuschte er sich? Er mußte Gewißheit haben. Darum kroch er noch näher, fast zu nahe für seine eigene Sicherheit. Sie ging jetzt kaum vier Fuß entfernt an ihm vorüber. Ein Mondstrahl drang durch die Wipfel und fiel auf ihr Gesicht. Sie war es!
    Was wollte sie da? Auf wen wartete sie? Wen hatte sie bestellt? Etwa den Förster, mit welchem sie heut ja so lange gesprochen hatte?
    Er sollte sofort Antwort erhalten auf diese Fragen, denn von links her kamen jetzt eilige Schritte. Sie hielten mitten auf dem Weg, grad da, wo die Bäuerin daneben unter den Bäumen stand.
    „Kätherl?“ ertönte es halblaut.
    „Ja“, antwortete sie.
    „Hier, links.“
    „Komm heraus!“
    „Daß man uns sieht! Komm lieber herein unter die Bäumen!“
    Er trat zu ihr herein. Fritz erkannte an der Kleidung sogleich den Förster.
    „Gott sei Dank! Endlich!“ sagte dieser.
    „Ja, endlich!“ zürnte sie. „Wannst nun nicht kommen wärst, hätt ich keinen Augenblick länger wartet. Denkst denn, ich bin eine Einlegpuppen, daßt mit mir machen kannst, wast willst! Wannst nicht Wort halten kannst, so brauchst mich nicht zu bestellen.“
    „Sei ruhig, Kätherl! Ich kann ja gar nix dafür!“
    „Und du sei still! Das ist eine Ausreden, die bei mir nix gelten tut. Bei was kann man wohl dafür.“
    „Nein, gar nix. Ich bin undschuldig.“
    „So! Und wer trägt da denn die Schuld?“
    „Der Oberleutnant.“
    „Der? Warum?“
    „Du weißt doch, was mit ihm schehen ist? Deine Leut haben ihn ja funden.“
    „Ja, sie haben es mir verzählt.“
    „Ist's nicht schauderhaft von dem Samiel?“
    „Ein großmächtiges Wagnissen ist's von ihm. Das ist wahr.“
    „Am Weg, mitten zwischen dem Dorf und meiner Förstereien den Grafen anzufallen, auszurauben und auch noch dazu an den Baum zu binden!“
    „Ja, es ist erstaunlich! Aberst was hat das damit zu tun, daßt mich hier warten läßt?«
    „Sehr viel. Der Graf hat vom Samiel einen Hieb auf den Kopf erhalten. Dein Tagelöhner bracht ihn zu mir und ging darauf wiederum fort. Der Offizier hat glaubt, daß dieser Hieb ihm nix schaden werde; bald ist's ihm ganz schlimm und übel worden; es ist ein Schwindel kommen, und er hat sich niederlegen müssen.“
    „Was!“ erklang es in einem Ton, als sei sie darüber erschrocken.
    „Brauchst nicht zu verschrecken. Es ist nicht lebensgefährlich. Wann er diese Nacht hübsch ruhig schläft, ist's morgen wieder gut.“
    „Das gefreut mich sehr. Wo liegt er denn also?“
    „Bei mir, in meiner Stuben.“
    „Wo du selberst schläfst?“
    „Ja.“
    „Sappermenten!“
    Das klang so, als ob sie es zwischen den Zähnen hindurchstoße.
    „Was hast denn? Ärgerst dich?“
    „Freilich!“
    „Warum denn?“
    Sie antwortete nicht sogleich. Sie durfte es sich doch nicht merken lassen, welch einen Strich durch ihre Rechnung es ihr machte, daß nun der Graf in der Stube schlief, aus welcher sie das Geld hatte holen wollen. Doch fand sie eine passende Antwort:
    „Ich muß mich gar wohl ärgern, denn ich hatte mich gar sehr auf diese Stuben gefreut.“
    „Auf diese Stuben? Aus was

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