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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Martha. Ich denk an dich immerfort, wie könnt ich dich da vergessen, wann ich wohlhabend werden tät? Erst recht würd ich mich darüber grad um deinetwillen freuen, weil ich dir dann dasjenige – Himmel, schau, dort, da kommt jemand!“

VIERTES KAPITEL
    Der Überfall
    Er deutete nach links. Von daher kamen zwei eng aneinander geschmiegte Gestalten, eine männliche und eine weibliche, langsam auf die Bank zu.
    „Das ist ein Liebespaar“, sagte Martha.
    „Ja, aber wer?“
    „Wer kann das wissen! Wer geht jetzund so spät des Nachts mit seinem Dirndl im Wald spazieren, wo der Samiel –“
    „Du“, fiel der Fritz ein, „sollt's vielleichten gar dein Oheim sein mit meiner Bäuerin.“
    „Das wär ein Unglücken! Laß schauen!“
    Sie beugte sich vor und strengte ihre Augen an, nicht vergebens, denn sie sagte ganz erschrocken:
    „Ja, der Oheim ist's! Fort, schnell fort!“
    Sie wollte in unüberlegter Schnelligkeit forteilen, Fritz aber hielt sie fest.
    „Nicht fort, nicht fort!“ warnte er.
    „O ja! Sonst derwischt er mich!“
    „Nein. Hier ist's dunkel. Wannst hinaus fliehst in den Mondschein, da erkennt er dich sogleich. Hier mußt bleiben, hier im Schatten; da sieht er uns nicht. Jedenfalls gehen's schnell hier vorüber.“
    „So komm! Mach rasch, sonst wird es zu spät. Sie sind ja schon da!“
    Die beiden Nahenden waren ungefähr noch fünfzehn Schritte entfernt. Die beiden jungen Leute konnten es nicht wagen, tief in das hinter der Bank stehende Gebüsch einzudringen, denn das Rascheln desselben hätte sie verraten. Darum setzten sich sich gleich unter die ersten Akazienzweige nieder. Sie befanden sich so nahe, daß der Fritz die Bank mit der Hand erreichen konnte, aber doch so im tiefen Schatten, daß es fast unmöglich war, sie zu bemerken, zumal sie beide nach dortiger Sitte ganz dunkel gekleidet waren.
    Der Förster kam mit der Bäuerin herbei. Sie gingen nicht vorüber, sondern blieben bei der Bank stehen.
    „Hier ist mein eigentlicher Posten“, sagte er. „Hier hab ich die ganze Nacht zu bleiben.“
    „Himmelsakra! Was wird da mit uns!“ flüsterte Fritz seinem Mädchen zu.
    „Außer wannst revidieren gehst“, sagte die Bäuerin.
    „Ja. Jetzund aber wollen wir uns mal setzen. Das Steigen über Stock und Stein im dunklen Wald strengt an.“
    „Kennst sie, wer's ist?“ fragte Fritz Martha, flüsternd.
    „Ja, deine Bäuerin.“
    „Da werden wir was zu hören bekommen!“
    „Wann wir nur fort könnten.“
    „Er will die Posten revidieren. Wann er das tut und fort ist, können wir unbemerkt entkommen. Bis dahin mußt dich gedulden. Wannst unbequem sitzen tust, so leg dich nur an mich!“
    Während die beiden sich diese Bemerkungen zuflüsterten, hatten sich der Förster und die Bäuerin auf die Bank gesetzt. Der erstere nahm seinen Hut ab, legte ihn neben sich, strich sich mit der Hand durch das spärliche Haar und sagte:
    „Jetzund möcht ich, der Samiel käm grad daher gelaufen.“
    „Warum jetzunder?“
    „Weilst bei mir bist. Wir sitzen hier im Schatten, und er kann uns nicht sehen. Wir aber täten ihn ganz deutlich derkennen, weil er im Mondschein wär. Ich wollt ihm zeigen, wer ich bin!“
    „So! Was tätst denn machen?“
    „Hier mit dieser Büchsflint tät ich ihm einen guten Abend sagen.“
    „Tätst ihn derschießen?“
    „Das tät mir nicht einfallen! Lebendig will ich ihn haben. Ich tät ihn nur lahm schießen, so daß er nicht laufen könnt. Er müßt gleich niederbrechen, und die Flucht wär für ihn eine Unmöglichkeiten.“
    „Meiner Ansicht nach kannst sicher sein, daß er nicht kommt.“
    „Warum?“
    „Selbst wann er in diese Gegend käm, würd er doch nicht so dumm sein, diesen von dem Mond so hellbeschienen Pfad zu betreten; er würde sich vielmehr da hinter oder da vor uns am Talrand durch das Gebüsch schleichen.“
    „Um daran zu denken, müßt er sehr klug sein.“
    „Hältst ihn für dumm?“
    „Das grad freilich nicht.“
    „Oder mich für ganz besonders gescheit, da ich den Gedanken hab, denst dem Samiel nicht zutraust?“
    „Sappermenten, welch eine Frag! Natürlich bist eine Gescheite, die Gescheitste, die ich kennen tu unter allen. Aber was noch viel angenehmer ist: Du bist auch die Allerschönste von allen!“
    „Schmeichler!“
    „Ich schmeichle nicht, sondern das sagen ja alle Leutln, wann von dir die Red' ist.“
    „Ist's wahr?“ fragte sie in wohlgefälligem Flötenton.
    „Ja. So sagen sie, und sie haben recht. Die Lieb zu

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