71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil
dir könnt einem gerade ganz verrückt machen!“
„Das verlang ich gar nicht.“
„Aber es ist so. Wann ich daran denk, daß dich dein Mann umarmt und küßt und –“
Sie unterbrach ihn mit einem lauten Lachen.
„Pst! Still doch!“ warnte er. „Es darf ja niemand hören, daß jemand hier ist.“
„Ja, wannst so lächerlich redest, da kann ich doch nicht weinen! Der Kronenbauer mich umarmen und küssen! Der kalte Eiszapfen tät in meiner Glut zerschmelzen, so daß er ganz auseinander tropfen tät. Was denkst von mir? So ein altes, dürres und blindes Gestell soll mich umschlingen? Lieber tät ich mich doch gleich vom Tod umarmen lassen!“
Fritz machte eine zornige Bewegung, als ob er aufspringen wolle. Martha flüsterte, indem sie schnell die Arme um ihn schlang, ihm erschrocken zu:
„Bleib um Gottes willen. Willst uns etwa gar verraten!“
„Hast recht“, antwortete er leise. „Sie wird ihren Lohn gewiß erhalten, auch wann ich ihr ihn nicht sofort gebe. Du bist bei mir. Wann das nicht wäre, so ständ ich jetzt schon vor ihr und sagt ihr, wer meinen guten Va –“
Er hielt inne. Beinahe hätte er sein Geheimnis ausgeplaudert.
„Was wolltest sagen?“ fragte sie.
„Später. Horch jetzund, wovon sie reden.“
Der Förster antwortete der Bäuerin:
„Also auf ihn brauch ich gar nicht eifersüchtig zu sein?“
„Wannst das wärst, so wärst entweder verrückt oder der allergrößte Schafskopf, den's nur geben kann auf dera Welt.“
„Aber desto mehr muß ich einen andern ins Auge fassen.“
„Wen?“
„Den Knecht, den Fritz.“
„Das ist auch ein ganz dummer Gedanke.“
„Nein, dem Fritz bist gut, das weiß ich genau.“
„So. Ich bin dreißig Jahre alt und er kaum über die zwanzig. Er ist fast noch ein Schulbub, und da soll ich mich in ihn verlieben. Laß dich auslachen.“
„Oh, du weißt genau, daß er der sauberste Bursch ist im ganzen Dorf und auch noch weit darüber hinaus.“
„Daraufhin hab ich ihn noch gar nicht ansehen. Da du mich darauf aufmerksam machst, muß ich ihn mir schnell anschauen.“
„Um ihn dir anzuschaffen.“
„Warum nicht, wann er mir gefallt“, lachte sie auf.
„Leise, leise! Lach nicht so! Wir befinden uns doch auf Posten.“
„Du, aber nicht ich. Ich werde also lachen, so oft du was Lächerliches bringst, um mich zu ärgern.“
„So lächerlich ist das nicht.“
„Freilich ist's lächerlich, wannst's für möglich hältst, daß ich mich in meinen Pflegesohn verlieben könnt, zumal er doch bereits sein Dirndl hat.“
„Welches denn?“
„Das deinige, die Martha.“
„Das hast bereits schon sagt; aber ich glaub's halt nicht.“
„Und doch ist's so. Ich weiß es zwar noch nicht gewiß. Aber als ich die beiden so beieinanderstehen sah, da leuchtete die Liebe ihnen aus den Augen, und wenn sie es einander auch noch nicht sagt haben, so wird's doch gar nicht lange währen, so sind sie einig worden.“
„Hörst's, wie recht sie hat?“ flüsterte Fritz, indem er die Geliebte an sich drückte.
„Das könnt mir fehlen!“ zürnte der Förster. „Der Fritz mag sich nur keine Rechnung auf mein Dirndl machen.“
„Warum? Hast was gegen ihn?“
„Sonst nicht, aber ich hasse ihn.“
„Tätst sie ihm also nicht geben?“
„Nein.“
„Eigentlich hätt ich dacht, daß es dir ganz willkommen wär, wann er dich um ihre Hand bitten tät.“
„Willkommen? Dazu könnt ich keinen Grund finden, auch nicht einen einzigen.“
„Und ich weiß einen sehr großen.“
„So magst ihn mir sagen. Ich bin sehr neugierig darauf.“
„Wannst ihn nicht selber findest, so bist halt dumm genug. Ich hab die Eifersucht meint.“
„Wieso denn die Eifersucht?“
„Nun, du denkst, ich bin ihm gut. So gib ihm doch die Martha. Dann hat er eine Frau und wird mich nicht mehr anschaun.“
Er schwieg eine ganze Weile. Man konnte sein Gesicht nicht sehen; aber er hatte die Hände wie zur Abwehr erhoben, und seiner ganzen Haltung war anzusehen, daß er sich in einer Überraschung befand.
„Nun, was sagst dazu?“ fragte sie.
„Dazu möcht ich halt gar nix sagen.“
„So? Mußt aber doch eine Meinung haben!“
„Ja, die hab ich auch, und gut und richtig wird sie sein.“
„Darf ich sie derfahren?“
„Warum nicht? Da mach ich erst recht nicht mit, dem Fritz aus lauter Eifersuchten meine Martha zu geben.“
„Warum nicht?“
„Das wäre eine schöne Geschichten! Du wärst meine Frauen und meine Nichte die seinige. Da wäre er doch
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