71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil
nix gewest, sie hat nix fertigbracht. Weißt, so eine Hummel die draußen auf der Wiesen und dem Feld herumbrummt und summt und einen ewigen Lärmen macht, die hat, wann man in ihr Nest schaut, gar wenig Honig. Die richtige Bienen aber, die man kaum fliegen hört, die ist einträglich und hat soviel Honig, daß sie ihn gar noch verschenken kann. So ist's auch mit denen Frauen.“
„Bist ein großer Frauenkenner und hast gar gelehrte philosophische Gedanken!“
„Da ist nix Sonderbares dabei. Wann man die Augen auftut, so kann man sehen. Ich hab solche Hummeln kennenlernt, welche treppaufi und treppabi steigen, aus der Küch in den Keller, aus der Stuben in den Stall, aus dem Garten auf das Feld rennen und dabei alles umistürzen. Das schaut so aus, als ob so eine für zehn schaffen und arbeiten tät. Aber wann man sich die Sache genauer betrachten tut, so bekommt's ein gar anderes Gesicht: Schneidet man den Käs an, den sie macht hat, so findet man den Haarkamm darinnen; in der Buttern steckt der Rasierpinsel; im Reisbrei findet man eine Zündholzschachtel; in der Milchen hat sie das Petroleum verschüttet; ans Hemd, woran ein neuer Ärmel soll, flickt's ein Hosenbein hinan; die Kindern wäscht's anstatt mit Seifen mit der Stiefelwichsen ab; im Stall wird sie vom Stier geschlagen, weil sie ihn anstatt der Kuh hat melken wollen; wann's in die Kirchen gehen will, so setzt's das Schnupftuch aufi und nimmt die Hauben in die Hand; da gibt's im ganzen Haus kein blankes Fenster und keinen reinlichen Tisch; das Geschirr hat Risse und Löchern; der Ofen raucht; die Wäsch sieht schwarz; das Vieh wird krank; das Feld verarmt; die Wies verdorrt; der Mann flucht; die Frauen zankt; die Kinder heulen; das Gesind schimpft und das alles nur deshalb, weil sie eine gar so Fleißige, Unermüdliche und Haushälterische ist. Dann ist der Himmel auf der Erden, aber was für ein Himmel, o Jerum!“
Er hatte diese kräftige Beschreibung mehr ernst als scherzhaft gemeint. Martha lachte laut auf und sagte:
„Das war freilich eine, vor der ein Mann sich hüten müßt. Mit so einer zusammenzuwohnen, das muß ja schrecklich sein!“
„Ja freilich. Ich möcht sie nicht. Und außerdem müßt die meinige Frauen nicht dumm sein, sondern sich leicht in alles schicken und finden können. Besonders ein gutes Herz müßt's haben, denn wann eine Frau sich nicht über das Wohl anderer Menschen freut und ihnen behilflich ist, glücklich zu sein, so ist sie im Innern gleichgültig oder gar neidisch und hart und wird auch für den Mann und die Kinder nicht das richtige Gemüt besitzen.“
„Du, Fritz, wannst so eine willst, so kannst weit suchen!“
„Meinst, daß es keine solche gibt?“
„Vielleichten, aber selten. Du machst gar zu große Ansprüchen.“
„Ja, die mach ich freilich. Meine Ansprüchen sind sogar so groß, daß ich keine nehmen tät, die nicht grad denjenigen Namen hat, mit welchem ich sie nennen will und der mir der liebste ist.“
„Da wird deine Bescheidenheit ja immer geringer! Welches ist denn der Name, den sie haben muß.“
„Martha muß sie heißen; eine andere mag ich nicht.“
„Martha! Warum grad so?“
„Weil eine so heißt, der ich so recht von ganzem Herzen gut bin.“
„Ach so! Und vorhin hast sagt, daßt kein Dirndl lieb hättst!“
„Das hab ich nicht behauptet, sondern ich hab sagt, daß ich noch kein Dirndl habt habe. Lieb hab ich freilich eins, und wann dasselbige nicht meine Frauen werden will, so bleib ich halt für immer ledig.“
„Ist deine Lieben denn gar eine so große und mächtige?“
„Sie hat keinen Umfang, keine Grenz und kein End.“
„Da möcht man fast fragen, wo dieses Dirndl zu suchen sei.“
„Das darf ich nicht verraten.“
„Warum nicht?“
„Wann's hört, daß ich's lieb hab, so wird's halt bös und zornig auf mich!“
„Geh! Kein gescheit's Dirndl wird zornig darüber, daß einer es lieb hat!“
„Die aber doch!“
„Nein. Es gibt tausend Dirndln, die sogar stolz damit tun, daß sie nicht nur von einem, sondern von mehreren Buben begehrt werden.“
„Zu denen gehört sie nicht. Ihr liegt gar nix daran, von einem geliebt zu werden, welchem sie nicht gut sein kann.“
„Meinst, daß sie dir nicht gut ist?“
„Ja, das denk ich eben.“
„Kannst mir ihren Namen dennoch nennen, denn ich werd's ihr nicht verraten, daßt's mir sagt hast.“
„So! Also wirst wirklich schweigen?“
„Ja, gewiß. Also wo ist sie zu finden?“
„Weilst mir so fest
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