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711 N. Chr. - Muslime in Europa

711 N. Chr. - Muslime in Europa

Titel: 711 N. Chr. - Muslime in Europa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Peter Jankrift
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islamische Geschichtsschreibung den Vertragsabschluss von al-Hudaibiya später als Erfolg Mohammeds bewertete, scheinen angesichts der Bestimmungen noch immer die Quraisch den Ton angegeben zu haben. Dafür spricht nicht zuletzt, dass im überlieferten Vertragstext keinerlei islamische Formeln auftauchen.
    |23| Der Rückschlag entmutigte Mohammed keineswegs, im Gegenteil: Während der kommenden Monate bereitete Mohammed den Boden für die militärische Machtübernahme in Mekka. Zunächst traf es den jüdischen Stamm der Banu an-Nadir, der in der Oase Khaibar ansässig war. Nach seiner Unterwerfung durch die Muslime hatte sich dieser zur Zahlung hoher Tribute an die Sieger verpflichtet. Der Reichtum der Banu an-Nadir gründete sich auf Datteln. Für die Erlaubnis, den Anbau von Dattelpalmen fortzuführen, forderten die Anhänger Mohammeds die Hälfte des Ernteertrags; der Löwenanteil ging an den Propheten selbst. Als die Banu an-Nadir sich weigerten, ihren Verpflichtungen nachzukommen, gingen die Muslime gewaltsam gegen den jüdischen Stamm vor. Die Krieger Mohammeds besetzten die Oase. Wer mit dem Leben davonkam, floh. Mit der Vertreibung der Banu an-Nadir war es dem Propheten gelungen, eine weitere Gruppe möglicher Unruhestifter im Inneren zu beseitigen. Etwa zur gleichen Zeit bekehrten sich einige einflussreiche Familien in Mekka zum neuen Glauben. Die Zeit für einen Machtwechsel war gekommen.

Mohammeds Triumph
    Mekka, Januar 630. Die Zeichen standen auf Sturm. Die Mekkaner hatten den Vertrag von a-Hudaibiyah gebrochen. Nun rückte ein starkes muslimisches Heer auf die Stadt vor. Als Mohammed und seine Anhänger wie vorgesehen im März 629 die Pilgerfahrt zur Kaaba durchgeführt hatten, waren die meisten Mekkaner aus der Stadt gewichen. Niemand hatte Interesse an gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den Muslimen. Nun aber spitzte sich die Situation zu. Doch auch Mohammed war nicht an einem unnötigen Blutvergießen gelegen. Nützlicher für eine Festigung seiner Macht war es, seine Anhängerschaft in der Stadt zu vergrößern und so der Opposition den Boden zu entziehen. Deshalb sicherte Mohammed allen Mekkanern den Schutz ihres Lebens zu, sofern sie sich nicht an den Kämpfen beteiligten. Die Strategie ging auf: Nahezu kampflos marschierten die Muslime in Mekka ein. Die Gegner Mohammeds zogen zumeist die Flucht dem Kampf vor.
    |24| Ganz im Sinne der neuen Lehren widmete sich der Prophet zunächst der Umgestaltung der Kaaba. Das Heiligtum wurde gereinigt, indem Mohammed alle Götzenbilder entfernen und zerstören ließ. Aus den Häusern der Mekkaner sollten die alten Gottheiten ebenfalls verschwinden. In den folgenden Wochen gelang es den neuen Machthabern – wenn auch mit Mühe –, jeglichen Widerstand gegen ihre Herrschaft im Umland von Mekka zu brechen. Mohammed war am Ziel. Der neue Glaube hatte in seiner Heimatstadt obsiegt, und die Zahl der Anhänger wuchs. Doch dem Propheten war nur wenig Zeit beschieden, diesen Triumph auszukosten.
    Zwei Jahre nach der Eroberung der Stadt, im Januar 632, brach Mohammed zur großen Pilgerfahrt nach Mekka auf, der sogenannten
Hadsch.
Es wurde seine letzte Reise. Einige Wochen später traf er mit seiner Anhängerschaft in Mekka ein und unternahm die Wallfahrt. Dabei wurden detailliert all die Zeremonien und Riten festgelegt, die für Mekka-Pilger bis heute gelten. Nach Abschluss der
Hadsch
kehrte er nach Medina zurück. Fühlte er seinen Tod bereits nahen? In den islamischen Geschichtswerken findet sich dazu kein Hinweis. Fest steht, dass sich Mohammed von nun an nicht mehr an den Feldzügen der Muslime beteiligte und seinen Getreuen die Führung des Heeres überließ. Im Alter von etwas mehr als sechzig Jahre starb der Gesandte Allahs am 8. Juni 632 an den Folgen einer plötzlichen Erkrankung in Medina. »Heute habe ich euch eure Religion vervollständigt und meine Gnade an euch vollendet, und ich bin damit zufrieden, dass ihr den Islam als Religion habt« (Sure 5:3), sagte er den Worten des Korans zufolge zu seinen Begleitern auf der Wallfahrt am Berg Arafat. Mit der Niederschrift seiner Offenbarungen, der 114 Suren des Korans, hinterließ er den Muslimen sein religiöses Vermächtnis. Einen Nachfolger aber benannte er nicht.

    |25|

»Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und den jüngsten Tag glauben ...«
    Als Mohammed im Juni des Jahres 632 starb, erstreckte sich das muslimische Herrschaftsgebiet bereits auf die gesamte Arabische Halbinsel. An seiner

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