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711 N. Chr. - Muslime in Europa

711 N. Chr. - Muslime in Europa

Titel: 711 N. Chr. - Muslime in Europa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Peter Jankrift
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alten Feinden in Mekka. Dabei verfolgte Mohammed zunächst eine Taktik der Nadelstiche: Seine Getreuen überfielen die Karawanen der Quraisch und unternahmen kleinere Beutezüge. Im Jahre 624 kam es erstmals zu einer größeren Konfrontation: Bei Badr gerieten die Muslime bei dem Versuch, eine aus Syrien heimkehrende, reich beladene Karawane zu überfallen, in einen mekkanischen Hinterhalt. Mit der Unterstützung ihrer medinensischen Glaubensgenossen |21| gelang es, den militärisch überlegenen Gegner zu bezwingen. Der Sieg stärkte Mohammeds Machtposition. Von nun an änderte er seine Politik gegenüber allen, die sich nicht zu ihm bekannten und seine Lehren nicht annahmen.
    Das bekam zunächst der jüdische Stamm der Banu Qaynuqa zu spüren, der von den Muslimen aus der Stadt vertrieben wurde. Die Überlebenden siedelten sich in Syrien an. Die übrigen jüdischen Stämme teilten das Schicksal ihrer Glaubensgenossen, nachdem sie sich den Muslimen nicht unterwerfen oder den Islam annehmen wollten. Sie zählten zu den ersten Opfern der aggressiven muslimischen Expansionspolitik. Die Hintergründe dieses Vorgehens gegen die jüdische Einwohnerschaft in der Stadt und ihrem Umland werden in der Wissenschaft unterschiedlich interpretiert. Häufig wird angeführt, dass die demographisch bedeutenden jüdischen Stämme im Inneren eine Gefahr für den Zusammenhalt der noch jungen Glaubensgemeinschaft darstellten. Darüber hinaus verfügten sie über nicht zu unterschätzende militärische Stärke, die sich jederzeit gegen die Muslime richten konnte – zumal dann, wenn sich die Juden als unsichere Bundesgenossen erweisen und an der Seite der mekkanischen Feinde in den bevorstehenden Krieg eingreifen würden, wie die islamische Geschichtsschreibung im Falle der Banu Quraiza mehrfach betont. Der Wandel von Mohammeds Haltung gegenüber den Juden fand seinen Niederschlag auch in der religiösen Praxis. Von nun an wandten sich die Muslime beim Gebet nicht mehr gen Jerusalem, sondern in Richtung Mekka. Nachdem durch die Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Stämme Medinas die Fronten geklärt waren, konnte der Prophet endlich sein lang gehegtes Ziel verfolgen: die Eroberung Mekkas.

»... den Ungläubigen gegenüber heftig«
    Mekka, Frühjahr 628. »Mohammed ist der Gesandte Gottes. Und diejenigen, die mit ihm gläubig sind, sind den Ungläubigen gegenüber heftig, unter sich aber mitfühlend«, heißt es im Koran (Sure 48:29). Klarer denn je spricht aus diesen Worten das Selbstverständnis Mohammeds. Ebenso deutlich wird der Auftrag für |22| seine Anhängerschaft. Sechs Jahre waren seit seiner Auswanderung vergangen. Nun hielt der Prophet die Zeit für gekommen, den mächtigen Vertretern der Quraisch gegenüberzutreten, die für sein Exil die Verantwortung trugen. An der Seite seiner getreuesten Gefährten begab sich Mohammed im März des Jahres 628 nach Mekka. Er wollte ein öffentliches Zeichen setzten und die kleine Pilgerfahrt zum Heiligtum der Kaaba, die sogenannte
umra,
vollziehen. Noch aber hatten die Mekkaner die Mittel, diese Demonstration des neuen Glaubens wirksam zu verhindern und Mohammed in die Schranken zu weisen. Ohne den heiligen Bezirk betreten zu haben, musste er mit seinen Widersachern in al-Hudaibiya verhandeln.
    Mohammed schloss mit den Quraisch einen Vertrag. Damit akzeptierten seine alten Gegner den ungebetenen Heimkehrer nun zwar als weltlichen Anführer, verweigerten ihm jedoch die Anerkennung als Prophet. Der Vertrag von al-Hudaibiya sah zunächst einen Waffenstillstand zwischen den verfeindeten Parteien vor, verbunden mit gegenseitigen Sicherheitsgarantien. So verpflichteten sich die Quraisch, Anhänger Mohammeds bei ihrer künftigen Pilgerfahrt nach Mekka nicht zu behelligen. Gleiches sollte für Händler gelten, die auf den Karawanenrouten gen Süden in den heutigen Jemen reisten, um dort vor allem Weihrauch einzukaufen. Im Gegenzug sicherte Mohammed zu, Überfälle auf Karawanen der Quraisch künftig zu unterlassen. Konnte er all das als Kompromiss in beiderseitigem Interesse akzeptieren, dürfte er den weiteren Forderungen der Quraisch nur zähneknirschend zugestimmt haben. So waren laut Vertrag Anhänger des neuen Glaubens, die ohne Zustimmung ihrer Herren nach Yatrib geflohen waren, an die Mekkaner auszuliefern. Nicht genug damit, mussten Mohammed und seine Begleiter auf die Durchführung der
umra
verzichten. Erst im kommenden Jahr wollten die Mekkaner die Pilgerfahrt erlauben. Obwohl die

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