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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Martha; wir wollen scheiden.“
    „Nicht wahr?“
    „Ja. Ich hatte nicht geahnt, daß ich dich hier sehen würde. Aber mein Herz sagte es mir, daß ich dich wiedersehen müsse. Und dieses Wiedersehen hatte ich mir so entzückend ausgemalt. Es sollte uns dann nichts, nichts mehr trennen können. Es ist anders gekommen, weil es uns anders beschieden ist, und so magst du deinen Willen haben. Gib mir noch einmal deine Hand, dann will ich gehen.“
    Er gab sich Mühe, dies in ruhigem Ton zu sagen; aber sie hörte seine Stimme zittern; sie sah seine Lippen beben. Sie bemerkte das Flackern seines Blickes. Er kämpfte mit den Tränen, welche hervorbrechen wollten.
    Jetzt erst erkannte sie, wie schwer es sei, ihren Vorsatz auszuführen. Sie ließ ihm ihre Hand, die er ergriffen hatte, aber sie sagte nichts.
    „Hast du vielleicht noch einen Wunsch, Martha?“ sagte er, um nur noch etwas zu sagen.
    „Nein“, antwortete sie leise.
    „Dann leb wohl!“
    Er ließ ihre Hand los und wendete sich zum Gehen. So hatte sie sich den Abschied freilich nicht gedacht. Sollten sie so kalt auseinander gehen wie Leute, welche sich hassen?
    „Nein, nein!“ Sie sprang auf. „Max, nicht so!“ rief sie, ihm die Arme nachstreckend.
    „Wie denn?“ fragte er.
    „Anders, anders!“
    Er schüttelte ernst den Kopf.
    „Wozu die Zärtlichkeit, wenn sie nicht echt ist. Gehen wir so auseinander.“
    „Nicht echt?“ rief sie.
    „Ja.“
    „Meinst du, daß ich dich nicht liebe?“
    „Ja, Martha, das meine ich. Du glaubst mich zu lieben, aber du täuschst dich.“
    „Mein Gott! Und doch werde ich eingehen und sterben ohne dich!“
    Er schüttelte bitter lächelnd den Kopf.
    „Das denkst du jetzt. Ich bin der erste, den du geliebt hast, und es ist dir kein anderer begegnet, dem du dein Herz noch lieber als mir hättest schenken mögen. Darum hälst du deine Liebe zu einem andern für unmöglich. Aber sie ist es nicht. Sind wir einmal bestimmt und für immer voneinander geschieden, so wird dein Herz sehr bald zur Ruhe kommen und wohl auch später die Erkenntnis erlangen, daß es einem andern angehören kann. Leb wohl, Martha!“
    Jetzt war es sein Ernst. Sie sah es. Im Augenblick stand sie bei ihm und schlang beide Arme um ihn.
    „Max, Max, bleib bei mir!“ bat sie.
    „Wozu? Wozu?“ fragte er, indem er leise versuchte, sich von ihrer Umarmung zu befreien.
    „Glaub an mich! Ich bitte dich!“
    „Das kann ich nicht!“
    „Warum? Warum?“
    „Das weißt du nun.“
    „Weil ich dir so leicht entsagen kann?“
    „Ja.“
    „Glaubst du denn wirklich, daß es mir so sehr leicht fällt, mein lieber Max?“
    „Ich glaube es nicht nur, sondern ich behaupte es. Ich sehe es ja.“
    „Mein Gott! Er denkt, ich liebe ihn nicht.“
    „Du liebst mich, Martha, aber ganz anders, als man denjenigen liebt, von dem man nicht lassen kann.“
    Der Gedanke, so verkannt zu werden, war ihr schrecklich.
    „Was tue ich, was tue ich!“ rief sie aus.
    „Gib mir die Hand und sag Adieu!“
    „Nein, nein, das kann ich nicht!“
    „So mußt du mich behalten!“
    „Auch das kann ich nicht.“
    Sie waren so ganz und gar mit sich selbst beschäftigt, daß sie gar nicht bemerkten, daß die Tür ganz leise, leise geöffnet wurde. Der Sepp steckte den Kopf herein. Er tat so heimlich, um das Liebespaar zu überraschen. Jetzt aber wurde er laut:
    „Was kannst auch nicht?“ fragte er, indem er hineintrat.
    Sie stieß einen Schreckensruf aus und wollte sich Maxens Armen entziehen. Dieser aber hielt sie fest.
    „Hast's gehört?“ fragte der Sepp. „Was kannst auch nicht?“
    „Ihn behalten“, antwortete sie, eigentlich ohne ihm antworten zu wollen.
    „So bist wohl ganz irr im Kopf?“
    „Wieso denn?“
    „Fortlassen kannst ihn nicht, und heiraten kannst ihn auch nicht. Das ist konfuses Zeug. Was soll denn sonst geschehen? Willst ihn etwa als Kronleuchter in deiner Stub aufhängen? Dann tu ihm nur den Strick nicht um den Hals, sondern unter den Armen hindurch. Ihr Dirndls werdet doch euer Lebtag nicht gescheit. Seid doch froh, wann einer kommt, der euch nehmen will! Angeführt ist er doch auf alle Fälle. Gleich gibst ihm die Hand und einen Schmatz! Sonst komme ich und nehm ihn für mich. Na, wird's bald?“
    Max bog sich lächelnd zu ihr nieder. Folgte sie jetzt wirklich der Stimme ihrer Liebe, oder war es die Angst vor Sepp, welcher sehr ernsthaft geredet hatte – sie duldete es, daß Max ihr einen – zwei, sogar drei Küsse gab.
    „Schön!“ rief der

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