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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gar nicht etwa zuwider; aber es ist doch nicht leicht, sich mit Männern herumzuschlagen, welche noch dazu bewaffnet sind.
    „Das ist nur der einzige Weg, euch davon zu befreien, daß man euch in eine Besserungsanstalt tut“, fuhr er fort.
    „Hm! Ich hätte Lust!“ rief Auguste.
    „Da bist du klug. Aber es müßte bald geschehen, noch bevor diese Kerls andere Leute herbeiholen.“
    „Etwa gar Polizei?“
    „Ganz gewiß! Nach Polizei werden sie natürlich sofort laufen.“
    „Wenn diese kommt, sind wir freilich verloren. Ich bin von hier. Die Polizei kennt mich.“
    „Das ist schlimm für dich und auch für die andern. Übrigens sollt ihr auch nicht umsonst für euch handeln. Ich bezahle es euch.“
    „Du willst uns Geld geben?“
    „Ja.“
    „Wie viel denn?“
    „Wenn ihr es so weit bringt, daß wir diese vier Halunken hier einschließen können, bekommt jede von euch fünfzig Gulden.“
    „Bar?“
    „Natürlich bar.“
    „Und gleich? Nicht erst drüben in Amerika?“
    „Nein, sofort hier.“
    „Donnerwetter! Was sagt ihr dazu?“
    Sie wendete sich mit dieser Frage an ihre Kolleginnen. Unter diesen gab es einige Zaghafte. Die meisten von ihnen aber waren mutig und auch von kräftiger Bauart.
    „Wenn wir wüßten, daß wir das Geld wirklich bekämen, so könnte man es versuchen“, sagte eine.
    „Ja, ja, dann würden wir es tun“, stimmten die andern bei.
    „Recht so!“ lachte der Italiener. „Ich schwöre euch zu, daß ihr das Geld bekommt. Hier könnt ihr es zwar nicht verwenden; aber das Schiff legt ja unterwegs in Italien und Spanien an. Da könnt ihr euch Herrlichkeiten kaufen.“
    Er sagte die Unwahrheit. Er wußte ganz wohl, daß es dem Kapitän nicht einfallen werde, in einen Hafen einzulaufen. Derselbe mußte überhaupt unterwegs einen ganz ungewöhnlichen Kurs einhalten, um keinem Kriegsschiff zu begegnen. Auch gedachte der Italiener gar nicht, sein Versprechen zu halten und ihnen das Geld zu geben. Sie konnten ihn ja gar nicht dazu zwingen; sie befanden sich in seiner Gewalt.
    „Nun?“ fragte Auguste, „was wollt ihr denn beschließen? Ich mache mit.“
    „Ich auch, ich auch!“ riefen die Mutigen.
    „Wir sind gegen dreißig Personen, und sie sind nur ihrer vier.“
    „Aber sie sind bewaffnet!“
    „Das tut nichts, gar nichts“, beruhigte sie der Italiener. „Ihr müßt es nur so anfangen, daß sie ihre Waffen nicht gebrauchen können.“
    „Ja, wie soll das geschehen?“
    „Es kommen sieben von euch auf einen von ihnen. Wenn ihr euch plötzlich auf sie werft, so werdet ihr sie leicht überwältigen.“
    „Aber sie werden sich wehren!“
    „Unsinn! Ihr müßt sie nur gleich fest bei der Gurgel nehmen. Das ist das beste.“
    „Da erwürgen wir sie.“
    „Tut nichts!“
    „O doch! Töten wollen wir sie nicht.“
    „Ihr werdet keinen Mord begehen. Man erdrosselt nicht so leicht jemanden.“
    „Ja“, stimmte Auguste bei, die unternehmendste von ihnen. „Wir machen sie nur besinnungslos.“
    „Ja freilich. Dann binden wir sie.“
    „Und dann?“
    „Nun, das ist nachher meine Sache. Übrigens werden wir euch beistehen. Ich kann zwar nicht gut auf, denn ich bin am Bein verwundet, aber meine Kameraden hier sind besser daran als ich. Sie haben kräftige Hände. Also entschließt euch schnell. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
    „Wenn sie nun gar nicht wiederkommen?“ fragte eine von den Verzagteren.
    „Wir klopfen sie herbei.“
    „Da bleiben sie draußen an der Tür stehen.“
    „So locken wir sie herein.“
    „Wie denn?“
    „Wir Männer legen uns ganz hinten an die Wand und stöhnen. Ihr sagt, daß es ganz schlecht mit einem oder einigen von uns stehe, daß wir im Sterben liegen. Da kommen sie ganz sicher herein und ganz hinter zu uns.“
    „Dann fallen wir über sie her!“ meinte Auguste.
    „Ja, aber so plötzlich und so kräftig, daß sie die Hände gar nicht freibekommen können.“
    „So und nicht anders wird und muß es gehen. Also stimmen wir ab! Wer macht mit?“
    „Ich – ich – ich – ich!“ rief eine nach der andern, und als zwei oder drei doch schwiegen, fragte Auguste:
    „Nun, ihr etwa nicht? Wollt ihr euch denn lieber in das Besserungshaus sperren lassen?“
    Da stimmten nun auch diese bei. Vor dem Besserungshaus hatten eben alle Furcht.
    „So ist's recht!“ rief Auguste. „Sie werden hereingelockt und überfallen. Dann lachen wir sie noch gehörig aus!“
    Sie hatte das sehr laut gesprochen, wie die ganze Verhandlung

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