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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und andernteils hofften sie, wenigstens zunächst mit zudringlichen Fragen verschont zu werden, wenn sie sich leblos stellten.
    Sie wurden untersucht und da stellte es sich heraus, daß sie zwar verwundet waren, aber noch lebten. Keiner bewegte sich.
    „Wir sollen halt denken, daß sie ohne Besinnung sind“, sagte der Sepp. „Aber ich werd gleich diesem Herrn Petruccio den Verstand zurückgeben.“
    Er holte aus und gab ihm eine so gewaltige Ohrfeige, daß der Geschlagene sich schnell in sitzende Stellung aufrichtete, mit beiden Händen nach seinem Kopf fuhr und erschrocken ausrief:
    „Herrgott! Ich hatte ja gar nichts getan!“
    „Eben weil du nix tun wolltest, hast diese Backpfeifen erhalten. Du sollst was tun, nämlich sprechen. Und da ich nun seh, daßt das kannst, so red' auch, wann ich dich frag, sonst kannst noch mehr solche Maulschellen erhalten.“
    „Verbindet uns doch zunächst! Ihr seht ja unser Blut laufen.“
    „Erst habt ihr auf uns geschossen und nun sollen wir euch verbinden! Das könnt uns eigentlich schwer einfallen. Aber wir sind halt gute Menschen und wollen euch besser behandeln, als ihr es verdient. Aber wir haben doch nix da, womit wir euch verbinden könnten.“
    „Es ist alles da. Öffnet die nächste Tür, da ist die Auguste, unsere Wirtschafterin, welche euch alles geben wird.“
    „Schön! So wollen wir zunächst eure beiden guten Kameraden auch herbeibringen. Kommt!“
    Er wollte mit dem Fex und Hans fort; aber der erstere sagte:
    „Du, keine Unvorsichtigkeit! Diese Kerls könnten uns betrügen. Sie sind wohl gar nicht so schwer verwundet, wie es den Anschein hat.“
    „Meinst, daß sie uns ausreißen täten?“
    „Ausreißen wohl nicht. Sie stiegen nach oben und machten zu; dann wären wir gefangen.“
    „Du, da hast recht. Wir werden sie also wohl binden müssen.“
    „Dazu haben wir auch nichts. Wir schließen sie ein.“
    „Wohin?“
    „Eben zu dieser Auguste.“
    „Wenn sie ihnen nun forthilft!“
    „Sie ist doch eingeschlossen.“
    „Aber von da drinnen kann auch ein verborgener Gang hinaufführen.“
    „Wollen sehen.“
    Der Sepp trat zu der ersten Tür und untersuchte sie. Sie war mit starkem Eisen beschlagen und hatte kein Schloß, sondern zwei schwere Riegel.
    „Sie kann nicht von innen geöffnet werden“, sagte er. „Ich glaub, daß die Kerls da drinnen sicher aufgehoben sind.“
    Er schob die Riegel zurück und öffnete. Er sah ein kellerartiges Gemach, ganz in Felsen eingehauen. Von der Decke hing eine brennende Lampe. In der Mitte stand ein steinerner Tisch, und der Boden war mit Stroh belegt, auf welchem eine Anzahl junger Mädchen saßen oder lagen. Andere standen an den Wänden gelehnt. Sie schauten alle mit angstvollen Blicken nach der Tür.
    Schnell trat der Fex herbei und fragte:
    „Ist Paula Kellermann da?“
    Es war ein erdrückender Dunst in dem Gewölbe, und die Lampe brannte so trüb, daß man die Gesichtszüge der entfernteren Mädchen nicht genau erkennen konnte.
    Er erhielt keine Antwort und wiederholte seine Frage. Als auch da alle schwiegen, sagte der Sepp:
    „Das muß ein Taubstummeninstitut sein. Wann sie aber hören werden, daß ich eine Peitsche holen werd, welche die Taubstummheit sogleich heilt, so werden sie wohl antworten. Ist eine da, welche Auguste heißt?“
    Seine Drohung wirkte. Es trat eine langsam näher und antwortete:
    „Das bin ich.“
    „So komm mal her, damit ich dein Gesicht sehen kann!“
    Sie gehorchte und er sah in ein freches, zynisches Frauengesicht. Dieses Mädchen war ganz gewiß nicht unzufrieden mit dem Schicksal, welches ihrer wartete.
    „Kennst du die andern alle?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Ist eine dabei, welche Paula Kellermann heißt?“
    Sie stand so, daß sie an ihm vorüber nach der Tür blicken konnte. Da sah sie den Italiener liegen, welcher ihr ein Zeichen gab, das nur sie bemerkte.
    „Nein“, antwortete sie.
    „Du lügst!“
    „Herr, ich sage die Wahrheit!“
    „Wir wissen, daß sie da ist.“
    „Ich weiß nichts von ihr.“
    „Du bist die Wirtschafterin?“
    „Ja.“
    „Kennst du diese unterirdische Wohnung?“
    „Nicht genau.“
    „Wie lange bist du da?“
    „Seit einer Woche. Der Herr hat mich ausgewählt zum Führen der Wirtschaft.“
    „Eine schöne Wirtschaft. Wer ist aber denn der Herr, von welchem du redest?“
    Der Italiener gab ihr abermals ein Zeichen.
    „Ich kenne ihn nicht“, antwortete sie leise.
    „Ist's der Petruccio?“
    „Nein.“
    „Der Jude Baruch

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