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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Gefallen und laß mich die Schatulle tragen!“
    „Sonderbares Mädchen! Nun, da sie das Armband nicht sogleich bekommt, will sie es wenigstens tragen. Ihr Frauen seid wirklich ganz und gar unberechenbar!“
    „Auch nicht mehr als ihr. Am allerunberechenbarsten aber sind diese Diaman –“
    „Pst! Still!“ raunte er ihr erschrocken zu.
    Valeska hatte nämlich, da die Straße völlig unbelebt war, nicht ganz leise gesprochen. Sie wollten eben um die Ecke derselben biegen; da kamen zwei Männer von der andern Seite. Die vier Personen stießen beinahe zusammen.

ZWEITES KAPITEL
    Der Wurzelsepp tritt in Aktion
    Die beiden ihnen Begegnenden waren der Graf von Senftenberg und der Sepp. Der erstere wollte den letzteren nach Hause begleiten. Sie kamen aus dem Kasino.
    Grad an dieser Ecke brannte eine Gasflamme. Nur einen einzigen Moment hatten die beiden letztgenannten den Baron und die Sängerin erblickt. Der erstere hatte vorsichtigerweise den Rockkragen emporgeschlagen und den Hut tief ins Gesicht gezogen. Aber dennoch rief der alte Sepp:
    „Baron, Sie! Woher kommen Sie noch so spät?“
    Aber der Genannte schritt mit seiner Begleiterin eiligst weiter, ohne auf diese Anrede zu achten.
    „Sapperment!“ meinte der Alte. „Er war's doch!“
    „Welcher Baron?“ fragte der Graf.
    „Von Stubbenau. Meinen Sie nicht?“
    „Auch mir schien es so. Seine Gestalt war es. Aber ich denke, daß er Ihnen geantwortet hätte, wenn er es gewesen wäre.“
    „Hm!“ brummte der Alte, indem er sich den Bart bedenklich strich und den beiden Dahinschreitenden nachblickte. „Er könnte dreierlei Gründe haben, sich nicht zu erkennen zu geben.“
    „Dreierlei? Wie Sie das gleich so genau wissen! Welche Gründe wären das?“
    „Erstens weil Sie bei mir sind. Er ist doch mit Ihnen zerfallen; also muß es ihm unlieb sein, von mir angesprochen zu werden.“
    „Mag sein.“
    „Zweitens könnte er von irgendeinem Streich kommen und nicht beabsichtigen, erkannt zu werden. Ich traue ihm nicht.“
    „Ich noch viel weniger.“
    „Und drittens könnte es sich um ein galantes Abenteuer handeln.“
    „Meinen Sie? Warum denken Sie das?“
    „Die beiden sprachen miteinander. Haben Sie die letzten Worte gehört?“
    „Ja. Sprach der andre nicht von Diamanten?“
    „Ja, aber es war wohl kein ‚der andere‘.“
    „Sie sprechen in Rätseln.“
    „Es kommt mir viel eher vor, daß es eine ‚die andere‘ gewesen ist.“
    „Ah! Ein Frauenzimmer?“
    „Ja. Ich lasse mich fressen, wenn das nicht eine Frauenstimme war.“
    „Ich habe freilich nicht auf diesen Umstand geachtet, besinne mich aber doch, daß es eine sehr hohe Stimmlage war.“
    „Ja, Diskant.“
    „Es gibt auch Männer, deren Stimme sehr hoch liegt.“
    „Aber es klingt dennoch sehr männlich. Ich habe es ganz deutlich gesehen, daß diese Person einen Zopf hatte, ein richtiges Schwalbennest auf dem Hinterkopf.“
    „Da haben Sie sehr scharfe Augen.“
    „Die habe ich allerdings, trotz meines Alters. Und die Gestalt! Das war eine verkappte Frau oder ein Mädchen.“
    „Nun, wenn Sie recht hätten, so wäre es doch nichts Auffälliges, grad jetzt zur Zeit der Karnevalsscherze.“
    „Das ist richtig. Aber weil er keine Antwort gab und so eilig davonstieg, scheint mir die Sache nicht in Ordnung zu sein. Doch, lassen wir sie laufen; sie gehen uns ja nichts an!“
    Sie bogen um die Ecke und gingen weiter, eine kurze Strecke wortlos; dann sagte der Graf, indem er den Schritt einzog:
    „Sonderbar! Da Sie von dem Baron sprechen, kommt mir ein Gedanke. Ich habe heut nämlich ein Gespräch belauscht, ohne aber den einen Sprechenden sehen zu können. Seine Stimme klang mir bekannt, doch gab es an dem betreffenden Ort eine so eigene Resonanz, daß die Töne undeutlich wurden. Jetzt nun möchte ich behaupten, daß der Baron es gewesen sei.“
    „So. Wann war das?“
    „Es kann wohl gegen drei Uhr gewesen sein.“
    „Ah, Sapperment! Wo?“
    „Im Augarten.“
    „Das stimmt, stimmt.“
    „Wieso? Was stimmt?“
    „Der Baron ist im Augarten gewesen.“
    „Wirklich? Woher wissen Sie das?“
    „Er hat es mir selbst gesagt.“
    „So! Dann ist er es nicht gewesen, den ich meine, denn da hätte er es Ihnen nicht eingestanden, dort gewesen zu sein.“
    „Eingestanden? Er konnte ja gar nicht anders. Ich traf ihn ja in der Kaiser-Josef-Straße und mußte also sehen, daß er aus dem Augarten kam. Ich hatte meine Leni und ihre Wirtin dorthin begleitet.“
    „Diese traf ich

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