Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Lenis kleinem Salon.
    Der Baron ließ einen Blitz seiner Laterne leuchten. Er sah, daß die weiterführende Nebentür zu war. Darum konnte er sich der Laterne mit mehr Sicherheit bedienen. Er beleuchtete das Zimmer. Auf einem Pfeilertischchen stand ein Kästchen. Es war mit einem stark vergoldeten Griff versehen, und der kleine, sonderbar geformte Schlüssel steckte an.
    „Sollte dies die Diamantenschatulle sein?“ fragte er. „Laß sehen.“
    Er öffnete das Kästchen. Fast wäre ihm ein Schrei des Entzückens entfahren, denn die köstlichen Steine blitzten ihm in herrlichster Fassung entgegen.
    „Gefunden, gefunden!“ sagte er. „Leichter konnte es uns nicht gemacht werden!“
    Seine Hände zitterten vor Aufregung. Die Tänzerin riß, noch mehr entzückt als er, ein kostbares Armband an sich, ließ es im Licht der Laterne funkeln und sagte beinahe laut:
    „Das wird mein, Egon, mein, mein! Nicht?“
    „Ja doch, ja! Aber schrei doch nicht so! Wir haben genug. Das ist ein Raub, wie wir noch keinen gehabt haben. Wollen uns beeilen, ihn in Sicherheit zu bringen. Komm schnell!“
    „Halt, die Schatulle trage ich!“
    Sie riß das Kästchen an sich. Er ließ es zu, da er seine Hände anderweit brauchte.
    Nun begaben sie sich auf demselben Weg, den sie gekommen waren, wieder nach der unteren Wohnung. Dabei ließen sie oben die Vorsaaltür offen. Sie mit dem Dietrich von außen zu verschließen, hätte vielleicht Lärm verursachen können. Und jetzt war es ja ganz gleich, ob diese Tür offen gelassen wurde oder nicht.
    Auch unten verschlossen sie die nach dem Flur führende Tür nicht wieder. Sie wollten sich keinen Augenblick länger als nötig hier aufhalten. Sie schlüpften durch die Schlafstube des Fex und stiegen in den Hof. Nach kurzer Zeit befanden sie sich wieder in der Wohnung des Krickel-Anton.
    „Das wäre gelungen, gelungen!“ jauchzte der Baron.
    „Leise, leise!“ warnte die Tänzerin.
    „Pah. Wer soll uns hören? Der Kerl schläft ja fester wie eine Ratte. Laß uns das Geld zählen und die Diamanten betrachten!“
    Es waren an die tausend Gulden, welche sie dem Fex gestohlen hatten. Die Schmuckgegenstände der Leni repräsentierten ein Vermögen. Die beiden Diebe befanden sich in einem wahren Freudentaumel. Valeska besonders war wie betrunken.
    „Das Armband gibst du mir gleich jetzt“, bat sie.
    „Gern würde ich es tun; aber es geht nicht.“
    „Warum?“
    „Weil wir vorsichtig sein müssen. Euch Weibern ist nie zu trauen, besonders wenn es sich um Diamanten handelt.“
    „Aber mir doch!“
    „Auch nicht. Du könntest leicht einmal auf den dummen Gedanken kommen, das Armband anzulegen, und wenn es auch nur von deiner Zofe zufällig gesehen würde, wäre alles verraten!“
    „Auch diese bekommt es nicht zu sehen!“
    „Wenn auch! Die Steine müssen ausgebrochen werden und eine neue Fassung erhalten. Und selbst dann darf man sie hier in Wien nicht tragen. Du sollst das Armband haben, aber nicht heut.“
    „Und wer hebt die Diamanten auf?“
    „Ich.“
    „Warum nicht ich?“
    Sie war fast zornig; das sah er ihr an.
    „Valeska, mach keine Dummheit!“ sagte er. „Wir haben so lange gute Freundschaft und Kompagnie gehalten, daß es albern wäre, uns heut zu veruneinigen. Ich bin es stets gewesen, bei dem die Beute aufbewahrt worden ist. Warum soll es dieses Mal anders sein?“
    „Weil du die Diamanten ohne mich verkaufen könntest.“
    „Es ist doch wahr! Wenn es sich um Edelsteine handelt, so werdet ihr Weiber schwach!“
    „Schwach?“ meinte sie trotzig. „Das sollst du mir nicht sagen. Behalte sie!“
    Sie wendete sich von ihm ab. Er aber tat, als ob gar nichts vorgefallen wäre, und begab sich nach dem Schlafzimmer des Sängers. Dieser lag noch immer ohne alle Besinnung da.
    „Er wird erst morgen früh aufwachen“, sagte er dann, zurückkehrend. „Wir sind hier fertig. Laß uns gehen!“
    Sie zogen ihre Überkleider an, löschten das Licht aus und verließen die Wohnung.
    „Sollten wir nicht zuschließen?“ fragte die Tänzerin.
    „Nein. Dann müßten wir ja die Schlüssel zu uns nehmen und Anton könnte nicht heraus, wenn er erwacht.“
    „Aber die Haustür müssen wir zuschließen.“
    „Auch nicht. Ich trage, wenn ich sie geöffnet habe, den Schlüssel wieder hinein. Wir sind nicht berechtigt, fremde Schlüssel mitzunehmen. Es könnte uns das leicht Unannehmlichkeiten bereiten.“
    Sie fügte sich. Als sie dann das Haus verließen, sagte sie:
    „Tu mir wenigstens

Weitere Kostenlose Bücher