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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte. Das Geldtäschchen, welches in der Hose steckte, war leer.
    „Ah“, meinte der Sepp, „das ist ausgeräumt worden. Der Fex steckt kein leeres Portemonnaie ein. Das ist gewiß.“
    „Die Hauptsache ist, zu erfahren, ob die Diebe die betreffenden Papiere gefunden haben.“
    „Das können wir nur von dem da erfahren. Und weil er bewußtlos ist, müssen wir also warten, bis er wieder zu sich kommt.“
    „Wäre es nicht geraten, die Wirtin zu wecken?“
    „Ja, das müssen wir tun. Gehen wir hinauf!“
    Sie fanden zu ihrer Verwunderung die aus dem Vorzimmer nach dem Flur führende Tür unverschlossen; geradezu betroffen aber fühlten sie sich, als sie die zur Wohnung der Wirtin führende Vorsaaltür auch offenstehen sahen.
    „Da ist auch hier etwas nicht richtig“, sagte der Sepp. „Kein Mensch läßt des Nachts die Tür offen. Das kommt mir verdächtig vor.“
    „Mir auch. Sollten sie auch hier oben gewesen sein?“
    „Das ist möglich und sogar wahrscheinlich. Wir wollen klingeln.“
    Sie hatten natürlich die Lampe mit herauf genommen. Als die Glocke ertönte, regte es sich in verschiedenen Zimmern. Mitten in der Nacht jemand an der Vorsaaltür, das war natürlich etwas ganz Ungewöhnliches. Nach wenigen Augenblicken erschien das Dienstmädchen, welches beim Anblick zweier fremder Männer, die sich nicht vor der Tür, sondern hier im Vorsaal befanden, vor Schreck laut aufschrie.
    „Fürchten Sie sich nicht“, sagte der Graf. „Wir kommen in guter Absicht. Ihre Vorsaaltür stand offen. Haben Sie dieselbe vor dem Schlafengehen nicht verschlossen?“
    „Ich habe sie verschlossen; das weiß ich gewiß.“
    „So ist sie von Personen geöffnet worden, welche kein Recht dazu haben. Wecken Sie Frau Salzmann. Wir haben mit ihr zu reden.“
    „Ich komme gleich!“ ertönte es hinter einer nahen Tür.
    Das war die Stimme der Wirtin, welche die Worte gehört hatte. Sie kam nach kurzer Zeit heraus, voller Besorgnis, was dieser späte Besuch zu bedeuten habe.
    „Sie, Graf, und Sie, Herr Hauptmann?“ rief sie aus, als sie die beiden erblickte. „Gott sei Dank! Da Sie es sind, haben wir nichts zu befürchten. Ich dachte fast –“
    „Sie würden von Räubern überfallen?“ fiel der Graf lächelnd ein. „Nein, das sind wir nicht. Aber eine unangenehme Nachricht bringen wir Ihnen doch.“
    „Was ist geschehen? Wie sind Sie denn in das Haus gekommen?“
    „Wir sind durch das Fenster eingestiegen.“
    „Eingestiegen? Mein Gott! Ist's wahr?“
    „Ja. Erschrecken Sie nicht! Sie haben jetzt nichts mehr zu befürchten. Es sind Diebe in Ihrem Haus gewesen.“
    „Diebe!“ rief sie aus. „Hilf Himmel! Sind sie etwa noch hier?“
    „Nein, sie sind fort. Wir haben es ganz zufälligerweise entdeckt und sind durch dasselbe Fenster wie diese eingestiegen, um Sie zu wecken.“
    „Wo sind sie denn gewesen? Hier bei mir?“
    „Zunächst unten im Parterre bei Ihrem neuen Mieter. Und da wir hier Ihre Vorsaaltür offen fanden, so steht zu vermuten, daß sie auch bei Ihnen gewesen sind.“
    „Die Tür war offen? Ich habe mich selbst überzeugt, daß sie verschlossen war.“
    „So ist sie mit einem Nachschlüssel geöffnet worden. Bitte nachzusehen, ob Ihnen etwas fehlt.“
    „Gleich, gleich! Treten Sie doch ein!“
    Sie führte die beiden in den Salon und entfernte sich, um Nachforschung zu halten. Sie fand, daß ihr nicht das mindeste fehle, und brachte, als sie zurückkehrte, die Leni mit.
    Diese war natürlich ebenso, wie die andern, durch die Klingel aufgeweckt worden. Sie hatte ein leichtes Negligé übergeworfen und sah in demselben entzückend aus.
    Sie war natürlich ebenso erschreckt und betroffen wie die Wirtin. Sie begrüßte den Sepp, der sie hier noch nicht besucht hatte, und reichte auch dem Grafen die Hand. Dieser fragte sie:
    „Haben auch Sie nachgesehen, ob Ihnen etwas fehlt, mein Fräulein?“
    „Noch nicht. Ich bin so sehr überrascht, daß ich versäumt habe, es zu tun.“
    „So bitte, holen Sie es nach! Hoffentlich haben Sie etwaige Wertsachen gut aufgehoben.“
    „Meine Diamanten befinden sich drin im Wohnzimmer.“
    „Doch verschlossen?“
    „Nein. Das Kästchen steht auf dem Tisch.“
    „Wie unvorsichtig! Ein Kästchen also? Hm! Der eine der Kerls trug so etwas in der Hand. Beeilen Sie sich! Sehen Sie augenblicklich nach!“
    Sie begaben sich alle nach Lenis Wohnstube. Als der Blick der Sängerin dahin fiel, wo das Kästchen gestanden hatte, stieß sie einen Schrei des Schreckens

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