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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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über diesen Umstand hoch erfreut.
    „Prächtig!“ meinte der Sepp. „Kein Mensch konnte erwarten, daß die Tür unverschlossen sei. Was meinen Sie? Gehen wir hinein?“
    „Natürlich! Wir müssen unbedingt nachsehen, was geschehen ist.“
    Sie traten in den Flur und machten hinter sich die Tür wieder zu. Sepp zog Zündhölzer hervor und brannte einige derselben an, um sich besser orientieren zu können. Er sah die beiden Türen, welche rechts und links in die betreffenden Wohnungen führten, und klinkte an der letzteren. Sie ging auf, und er blickte in einen dunkeln Raum.
    „Diese Wohnung ist offen“, flüsterte er. „Es riecht nach Wein und Tabak. Wir befinden uns wohl an der richtigen Stelle. Treten wir ein!“
    Sie gingen hinein und machten natürlich auch diese Tür hinter sich zu. Beim Schein eines Hölzchens sahen sie die Lampe auf dem Tisch stehen. Der Sepp brannte sie an, und nun blickten sie sich in dem Logis um.
    Die zur Schlafstube führende Tür stand offen. Ein tiefes, stöhnendes Schnarchen ließ sich hören. Sie gingen hinein und leuchteten den Schläfer an.
    „Criquolini!“ sagte der Graf. „Jetzt ist es sicher, daß meine Ahnung richtig war. Er ist der Sänger, von dessen Wohnung aus die Tat unternommen werden sollte. Beeilen wir uns, uns Gewißheit zu verschaffen!“
    „Wecken wir ihn!“
    Sie riefen den Sänger beim Namen, doch vergebens. Sepp faßte ihn am Arm und rüttelte ihn, dieses hatte aber nur den Erfolg, daß Anton ein tiefes Stöhnen hören ließ.
    „Er ist sinnlos betrunken“, sagte der Graf. „Lassen wir ihn. Er kann uns nichts nützen. Wir müssen in den Hof und von da aus in den andern hinüber.“
    „So sind wir gezwungen, hier zum Fenster hinauszusteigen.“
    „Vielleicht nicht. Es steht zu erwarten, daß die Diebe auch die Hoftür offengelassen haben. Übrigens habe ich einen Schlüssel auf dem Tische liegen gesehen. Wahrscheinlich ist's der Hausschlüssel, welcher auch die Hintertür schließen wird.“
    Auf dem Nachttisch stand ein Leuchter mit einer Kerze. Sepp nahm die letztere an sich, um nötigenfalls ein Licht zu haben. Dann begaben sie sich hinaus in den Hof und stiegen über die Mauer desselben in denjenigen des anstoßenden Grundstücks.
    „Wir sind hier richtig“, meinte der Alte, nachdem er einen forschenden Blick um sich geworfen hatte. „Das ist wirklich das Haus der Frau Salzmann. Und, schauen Sie, da steht das Fenster offen. Wir müssen hinein.“
    Er trat an das Fenster heran und rief einige Male hinein, doch ohne eine Antwort zu erhalten.
    „Da drin wohnt der Fex“, sagte der Sepp. „Er antwortet nicht. Entweder ist er gar nicht daheim oder es ist ihm etwas geschehen.“
    „Um Gottes willen! Man wird ihn doch nicht gar ermordet haben!“
    „Auch mir ist es angst.“
    Sie stiegen durch das Fenster ein und lauschten. Es war nichts zu hören, auch nicht das Geräusch eines leisen Atmens. Aber der Geruch des Chloroforms war deutlich vernehmbar.
    „Riechen Sie etwas?“ fragte der Graf.
    „Ja; es ist etwas, was ich nicht kenne.“
    „Aber ich kenne es. So riecht nur Chloroform. Man hat ihn wohl betäubt. Brennen Sie doch schnell die Kerze an!“
    Das geschah, und nun sahen sie den Fex regungslos im Bett liegen. Sie untersuchten ihn und fanden zu ihrer Beruhigung weder eine Wunde noch sonst ein Zeichen, daß irgendeine Gewalttätigkeit mit ihm vorgenommen worden sei. Das Herz bewegte sich.
    „Gott sei Dank!“ sagte der Sepp tief aufatmend. „Er lebt. Er ist nur betäubt worden. Wollen schauen, ob wir ihn aufwecken können.“
    Diese Bemühung war vergebens. Er erwachte nicht. Aber als der Alte ihn einige Male beim Namen rief, antwortete er wie im Traum, indem er unverständliche Laute ausstieß.
    „Lassen wir ihn“, sagte der Graf. „Wenn die Narkose vorüber ist, erwacht er ganz von selbst. Sehen wir lieber nach, ob wir Spuren des Einbruchs bemerken.“
    Sie traten in das Wohnzimmer und brannten die auf dem Tisch stehende Petroleumlampe an. Es war keine Unordnung in der Wohnung zu erkennen. Der Schlüssel des Schreibtischs steckte. Sie zogen den Kasten auf und untersuchten auch die übrigen Fächer. Auch hier war keine Spur von Unordnung zu bemerken. Sie wußten nicht, was sich in den Behältnissen befunden hatte, und konnten also auch nicht sagen, ob etwas fehle oder nicht.
    Da kam dem Sepp der Gedanke, die Kleidertaschen des Fex zu untersuchen. Sie fanden in denselben nicht Papiere wie diejenigen, auf welche der Dieb es abgesehen

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