72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
dann. Ah! Also ist er es gewesen, er!“
„Ja. Aber Sie sagen das in einem so eigentümlichen Ton! Ist's etwas Besonderes?“
„Ja. Es handelt sich um ein Verbrechen.“
„Donnerwetter!“
„Ja, um einen Einbruch. Es sollen Papiere gestohlen werden.“
Da fragte der Sepp sehr rasch:
„Handelt es sich etwa um eine Erbschaft?“
„Ja. Wie aber kommen Sie auf diese Frage?“
„Weil ich weiß, daß der Baron so etwas vor hat.“
„Woher wissen Sie es?“
„Hm! Ich habe den Kerl schon längst beobachtet und warte längst auf die Gelegenheit, ihm auf die Hände klopfen zu können.“
„Sonderbares Zusammentreffen! Es muß sich um bayrische Verhältnisse oder Personen handeln; daher ist es wohl möglich, daß sie zufälligerweise – doch nein, wie sollten Sie mit einem Fex –“
„Fex!“ rief der Alte. „Was ist mit ihm?“
„Es handelt sich um eine Person, welche nicht anders als Fex genannt wurde.“
„Himmelsackerment! Jetzt haben wir den Sack offen. Was will man mit ihm?“
„Ihm gewisse Papiere stehlen, die er immer bei sich trägt. Die Abschriften davon liegen bei gewissen Akten.“
„Das stimmt, das stimmt. Graf, wir sind da im Begriff, einem Verbrechen auf die Spur zu kommen, welches mich mehr angeht als Sie denken.“
„Sie? Wieso, Herr Hauptmann?“
„Der Fex ist ein sehr guter Freund oder vielmehr ein Schätzung von mir.“
„Wirklich? So freut es mich von ganzem Herzen, Ihnen eine so wichtige Mitteilung machen zu können.“
„Er befindet sich sogar jetzt hier in Wien und wohnt in dem Logis, welches der Criquolini bisher inne hatte.“
„Also unter Signora Ubertinka?“
„Ja.“
Sie standen noch immer auf derselben Stelle, an welcher sie diese Unterredung begonnen hatten. Das Gespräch wurde sehr lebhaft geführt. Fragen und Antworten folgten sich in aller Eile.
„Wissen Sie, wohin der Criquolini gezogen ist?“ fragte der Graf mit Spannung.
„Ja. In die Zirkusgasse, in welcher wir uns eben jetzt befinden.“
„Alle Teufel! So ist es schon geschehen!“
„Was?“
„Der Einbruch!“
„Nicht möglich!“
„Ja. Haben Sie nicht gesehen, daß der Begleiter oder die Begleiterin des Barons etwas in der Hand trug?“
„Ein Kästchen.“
„Bewahrt Ihr Freund, den Sie Fex nennen, etwa die betreffenden Papiere in einem solchen Kästchen auf?“
„Nein. Er hat gar keine solche Schatulle.“
„Dann fühle ich mich etwas beruhigt, aber doch nicht ganz und vollständig. Wir sind diesen ganzen Abend beisammen gewesen und haben uns so gut unterhalten, daß ich gar nicht an anderes gedacht habe. Wäre mir das belauschte Gespräch eingefallen, so hätte ich es vielleicht Ihnen gegenüber erwähnt, und es wäre noch Zeit gewesen, die Tat zu verhüten.“
„Hoffentlich ist sie noch gar nicht geschehen!“
„Das sollte mich freuen. Der Einbruch soll nämlich von der Wohnung eines Sängers aus stattfinden.“
„Das wäre Criquolini?“
„Ja. Derjenige, welcher diesen Plan entwickelte, nannte einen Sänger seinen Freund, welcher gegen den Fex so wohnt, daß die Höfe der beiden betreffenden Häuser aneinanderstoßen und man also leicht aus dem einen Haus in das andere kommen kann.“
„Alle Wetter! Das könnte auch stimmen!“
„Der Sänger soll so betrunken gemacht werden, daß er den Verstand verliert. Dann kann der Einbrecher von seiner Wohnung aus ungehindert operieren.“
„Ist's so, ist's so? Dann schnell, Graf, wollen wir nachschauen. Der Criquolini, dieser Sänger, wohnt hier in der Straße, aus welcher zwei verdächtige Kerls kommen, deren einer höchstwahrscheinlich der Baron von Stubbenau ist. Das ist freilich verdächtig. Der Baron wollte mich dem Sänger vorstellen. Er hat mir seine neue Wohnung genannt. Ich weiß die Nummer ganz genau. Lassen Sie uns nachsehen.“
Sie eilten die Straße hinab, bis sie an die betreffende Hausnummer gelangten.
Da blieb der Alte stehen, maß die Länge der Gasse und den Punkt derselben, den das Haus einnahm, mit dem Auge ab und sagte:
„Es ist mir wahrscheinlich, daß der Hof der Frau Salzmann mit diesem Haus und dessen Hof zusammenstößt. Ich habe große Lust, Lärm zu machen!“
„Vielleicht unnötigerweise. Die Bewohner schlafen alle, denn sämtliche Fenster sind dunkel. Wo wohnt Criquolini?“
„Erste Etage links. Wenn man nur einmal – ah, es ist ja offen!“
Er hatte, während er sprach, die Hand an den Drücker der Haustür gelegt.
Dieser gab nach, und die Tür ging auf. Beide waren
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