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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schlafstube des letzteren im obersten Stock lag, und ihm überhaupt verboten worden war, vor Morgen herbeizukommen, so war eine Überraschung durch ihn gar nicht zu befürchten.
    Als die Stunde vorüber war, brannte der Baron eine kleine Blendlaterne an und steckte sie dann wieder ein. Nun verließen sie das Lokal. Die Tür desselben machten sie hinter sich zu, aber ohne sie zu verschließen.
    Zu ihrer Freude schloß der Hausschlüssel, den sie aus der Tasche des Sängers genommen hatten, die Hintertür. So gelangten sie sehr leicht in den Hof. Dieser war durch eine nicht hohe Mauer von dem Hof der Frau Salzmann getrennt. Sie überstiegen dieselbe.
    Beide entwickelten dabei eine Gewandtheit, aus welcher zu schließen war, daß sie solche Übungen schon oft unternommen hatten. Sie verursachten nicht das geringste Geräusch.
    Jetzt nun begann ihre eigentliche Aufgabe.
    „Warte!“ flüsterte der Baron. „Ich will rekognoszieren.“
    Er schlich sich an das Fenster, hinter welchem der Fex schlief. Nach kaum einer Minute kehrte er zurück und sagte:
    „Das geht ja ganz vortrefflich! Er scheint es von früher her zu lieben, auch des Nachts frische Luft zu haben. Er schläft bei offenem Fenster.“
    „Das ist ja fein. Aber nimm dich in acht! Hast du das Chloroform?“
    „Wie sollte ich das vergessen! Es ist ja die Hauptsache bei einem solchen Unternehmen. Also, jetzt!“
    Er kehrte mit ihr nach dem Fenster zurück. Nachdem er einige Zeit gelauscht hatte, flüsterte er:
    „Er schläft sehr ruhig und wahrscheinlich auch sehr fest. Man hört sogar hier außen seine regelmäßigen Atemzüge. Also vorwärts! Es wird ja wohl gelingen.“
    Er stieg hinein, mit der Sicherheit einer Katze, welche einen schlummernden Vogel beschleichen will und dabei die Krallen einzieht, damit ja kein Laut gehört werden könne.
    Dann verging einige Zeit, beinahe eine Viertelstunde. Nachher erschien der Baron am Fenster.
    „Komm!“ flüsterte er herab.
    „Ist's gelungen?“
    „Ja, vortrefflich.“
    Er half ihr hinein. Sie bemerkte jenen Geruch, welcher eine Folge des Chloroforms ist. Er zog seine Blendlaterne heraus und ließ deren Schein auf das Bett fallen. Der Zipfel des Bettuches war heraufgeschlagen und bedeckte das Gesicht des Fex. Dieser war betäubt.
    „Nun wollen wir suchen. Glücklicherweise ist mir das ganze Meublement bekannt.“
    Die Durchsuchung begann mit den Kleidern des Fex. Da fand sich ein recht gefülltes Portemonnaie. Der Baron steckte den Inhalt desselben zu sich, das Portemonnaie aber wieder in die Tasche des Bestohlenen zurück.
    Nun begaben sie sich in die Wohnstube und traten sofort an den wohlbekannten Schreibtisch. Der Schlüssel steckte.
    „Wie dumm der Kerl ist!“ flüsterte der Baron. „Als ob es keine Diebe gebe! Ich denke mir, daß er die Papiere hier aufbewahrt haben wird, und werde wohl nicht lange zu suchen brauchen.“
    Er hatte sich nicht geirrt. Er fand auch das geheime Fach, in welchem der Fex sein Geld aufbewahrt hatte, unverschlossen. Drin lag eine Brieftasche. Als er sie öffnete und den Inhalt erblickte, leuchtete sein Blick triumphierend auf.
    „Sie sind's, die Dokumente, alle, alle!“ sagte er, ein Papier nach dem andern betrachtend. „Die Fünfzigtausend sind verdient.“
    Er steckte die Brieftasche ein und dazu eine bedeutende Summe, welche daneben lag.
    „Hier sind wir fertig“, meinte er dann. „Nun nach oben zu der Ubertinka.“
    „Das wird uns bedeutend schwieriger werden.“
    „Pah! Wir haben ja Übung.“
    „Auch durch das Fenster?“
    „Nein. Wir bräuchten dazu eine Leiter.“
    „Also durch die Vorsaaltür! Hast du denn einen passenden Dietrich mit?“
    „Versteht sich. Nichts ist leichter zu öffnen als ein Vorsaal. Das weißt du ja so gut wie ich.“
    „Wenn aber eine Sicherheitskette vorhanden ist, was dann?“
    „Die wird einfach abgeschraubt. Komm!“
    Sie schlichen sich leise nach der ersten Etage.
    Dort angelangt, zog der Baron seine Nachschlüssel hervor. Valeska mußte leuchten, und er versuchte, zu öffnen. Es gelang ihm über alles Erwarten schnell. Eine Sicherheitskette war nicht vorhanden. Sie huschten hinein und klinkten die Tür hinter sich leise ein.
    „Halb gewonnen!“ raunte der Baron seiner Gefährtin zu. „Komm nach rechts!“
    Er zog sie nach der Tür, hinter welcher seiner Vermutung nach die Zimmer der Sängerin liegen mußten. Diese Tür war nicht verschlossen. Sie wurde ohne Geräusch geöffnet und wieder zugemacht. Beide befanden sich in

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