72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
Falschspieler und treibt wohl auch noch Schlimmeres, ohne daß ich ihn aber zu attrappieren vermochte. Er ist ein ungemein schlauer Kerl, und ich habe immer geahnt, daß er die hübsche und zügellose Tänzerin als Lockvogel benutzt. Sollte etwa gar sie es gewesen sein, welche bei ihm war?“
Weder der Sepp noch der Graf konnten diese Frage beantworten. Darum sagte der Polizist:
„Jedenfalls werde ich von Criquolini erfahren, wer bei ihm gewesen ist.“
„Aber bitte, da vorsichtig zu sein!“ sagte der Graf. „Der Sänger könnte den Dieb darauf aufmerksam machen, daß man sich mit der Sache bereits beschäftigt.“
„O bitte“, lächelte der Beamte. „Unsereiner weiß das anzufassen. Haben Sie die Türen bei Criquolini wieder verschlossen?“
„Nur zugemacht, verschlossen nicht!“
„So kann ich also hinein?“
„Ja. Übrigens habe ich den Hausschlüssel noch einstecken. Ich nahm ihn zu mir, um das Hoftor aufzuschließen, falls dies nötig sei. Darf ich ihn an Sie abgeben?“
Er hielt den Schlüssel hin, und der Beamte steckte denselben zu sich, indem er meinte:
„Sie werden die Güte haben, mich nach der Wohnung des Betrunkenen zu begleiten, wenn es auch nicht geraten ist, daß Sie dieselbe betreten. Falls es sich herausstellt, daß die Tänzerin bei ihm war, werde ich einen Wächter an ihre Wohnung stellen. Hoffentlich bekommen wir nun endlich einmal Klarheit über diesen Stubbenau. Wir kennen nämlich seinen eigentlichen Namen noch gar nicht, und alles Forschen nach demselben ist bisher vergeblich gewesen.“
Da griff sich der Graf mit der Hand nach der Stirn, indem er sagte:
„Sein Name! Ist mir doch, als ob ich denselben gehört hätte!“
„Wann denn?“
„Im Lauf seiner Unterredung mit dem Baron von Gulijan.“
„Wie? Hat dieser ihn nicht Stubbenau geheißen, sondern ihn etwa anders genannt?“
„Ja, ganz anders.“
„Ah! Besinnen Sie sich, besinnen Sie sich ja! Es ist mir von der allergrößten Wichtigkeit, den Namen kennenzulernen.“
„Warten Sie, warten Sie! Geben Sie mir Zeit!“
Während der Graf dies sagte, schritt er nachdenkend im Bureau auf und ab. Dann blieb er stehen und erklärte:
„Es war auch kein deutscher Name, wenn ich mich richtig besinne, sondern ein fremder.“
„Aus welcher Sprache?“
„Ja, wenn ich dies wüßte! Es ist mir, als ob es ein arabisches Wort gewesen sei.“
„Hm! Also kein adeliger Name?“
„Nein, ein bürgerlicher. Saadi ist wohl ein arabischer Name?“
„Ja, das ist er.“
„So ähnlich war es. Saadi oder Sadek oder ziemlich gleichklingend.“
Da fragte der Polizist mit sicht- und auch hörbarer Hast:
„Ähnlich wie Sadek? Etwa Salek?“
„Ja, ja, so war es.“
„Salek, Salek! Ah! Hat der Baron von Gulijan ihn wirklich so genannt?“
„Sogar einige Male.“
„Er kennt also diesen Namen! Welch eine Entdeckung das ist, welch eine wichtige!“
Er zeigte, daß dieser Name ihn in eine Art von Begeisterung versetzt hatte.
„Ist er auch Ihnen bekannt?“ fragte der Graf.
„Natürlich, natürlich! Dieser Salek ist ein berüchtigter Verbrecher, nach welchem wir schon lange Zeit vergeblich forschen. Sie werden noch Wunder hören. Also jetzt haben wir ihn, jetzt haben wir ihn!“
Er ging einige Male auf und ab und rieb sich hochvergnügt die Hände. Dann trat er zu einem kleinen Schränkchen, welches eine Hilfsapotheke enthielt, wie sie an Polizeistationen geboten sind. Er suchte ein Fläschchen mit Salmiakgeist hervor, welches er zu sich steckte. Dann ging er in den Nebenraum und kam kurze Zeit später in der Dienstkleidung eines Nachtwächters zurück.
„Kommen Sie“, sagte er. „Jetzt wollen wir nach der Zirkusgasse zu Criquolini.“
Sie gingen.
Vor dem Haus angekommen, in welchem die genannte Wohnung lag, bat er seine Begleitung, zu warten. Er selbst trat ein.
Er gelangte leicht in das Zimmer, in welchem er das kleine Wächterlaternchen anzündete. Den Schlüssel legte er auf den Tisch, so wie der Graf und der Sepp denselben gefunden hatten.
Als er dann in das Schlafzimmer trat, lag der Sänger schnarchend im Bett. Der Polizist rief und rüttelte ihn vergebens. Dann hielt er ihm den Salmiakgeist an die Nase. Criquolini atmete ihn ein und begann zu gleicher Zeit zu nießen und zu husten. Er erwachte und riß die Augen auf.
„Was – wa – wa –“, stotterte er.
Weiter kam er aber nicht, denn der Rausch bemächtigte sich seiner sofort wieder.
Der Polizist hielt ihm den Geist wieder an die Nase,
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